idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.04.2022 11:22

Schutzmaßnahmen für die Eckernförder Bucht

Eva Sittig Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    Forschungsprojekt Reallabor Eckernförde zieht erste Bilanz nach einjährigem Dialog mit Interessengruppen aus der Region

    Im Zeitraum zwischen April 2021 und März 2022 hat das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projekt „Reallabor Eckernförder Bucht 2030“ unter Leitung des Center for Ocean and Society an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) einen intensiven Dialog zwischen Forschungsgruppen und unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren rund um die Eckernförder Bucht aufgebaut. Mit dem wissenschaftlichen und praktischen Ansatz eines Reallabors wurden verschiedene Lösungsvorschläge erarbeitet, um den ökologischen Zustand der Ostsee in der Region zu verbessern. Fischer, Landwirte, Fachleute aus Tourismus und Anbieter von Wassersportaktivitäten haben sich ebenso eingebracht wie Expertinnen und Experten der Marine, Betreibende von Campingplätzen und Umweltschutzverbände.

    Als mögliche Maßnahmen sollen nun die Züchtung von Blasentang und die Wiederherstellung von Steinriffen geprüft werden sowie weitere Maßnahmen, um auf natürlichem Wege Nährstoffe zurückzuhalten. So könnte man einem guten Umweltzustand der Ostsee in der Region Eckernförde gemäß den Vorgaben der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie näherkommen. „Unser Ziel war es, Maßnahmen zu identifizieren, die einen breiten gesellschaftlichen Konsens finden und möglichst viele Bedürfnisse berücksichtigen“, sagt Projektleiter Dr. Christian Wagner-Ahlfs, der im Center for Ocean and Society (CeOS) des Forschungsschwerpunktes Kiel Marine Science (KMS) an der Universität Kiel für den gesellschaftlichen Dialog verantwortlich ist.

    Blasentang soll dem Meer Nährstoffe entziehen

    Der zu hohe Eintrag von Nährstoffen primär durch die angrenzende Landwirtschaft in die Ostsee und die bereits in der Ostsee vorhandenen Belastungen aus früheren Einträgen bleiben ein zentrales Problem, das zum Beispiel das Wachstum von Seegraswiesen beeinträchtigt. Nährstoffe fördern unter anderem das Wachstum von Plankton- und Fadenalgen. Diese Algen trüben das Wasser und schädigen durch den Lichtmangel bodenlebende Makroalgen und Seegras. Schließlich kann es häufiger zu Sauerstoffmangel und im Sommer vermehrt zu Fischsterben kommen. „Hier müssen wir neu ansetzen und die Wasserqualität entscheidend verbessern,“ betont Professor Martin Wahl, Benthosökologe vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. „Zunächst muss natürlich der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft weiter reduziert werden. Da sich jedoch schon viele Nährstoffe im Sediment am Meeresboden abgelagert haben, sind weitere Maßnahmen sinnvoll,“ erklärt Martin Wahl. Das Projekt „Reallabor Eckernförder Bucht 2030“ hat gezeigt, dass Blasentang Nährstoffe aus der Ostsee binden kann. „Wir wollen daher prüfen, wo Blasentang in größerem Maßstab kultiviert werden kann und wie eine Verwertung an Land organisiert werden könnte, um Stickstoff aus dem Wasser zu entfernen“, so der Algenexperte Wahl.

    Flache Steinriffe: Lebensraum für Fische und Algen

    Eine weitere Maßnahme ist die Wiederherstellung von Steinriffen. Bis in die 1970er Jahre wurden im Rahmen der kommerziellen Steinfischerei gezielt große Steine wie Granitfindlinge aus dem Meer entfernt. Diese Steinfelder waren als natürliche Riffstrukturen wichtige Habitate für verschiedene Fischarten, Muscheln und Algen und fungierten darüber hinaus als Küstenschutz. „Mit der Steinfischerei wurde auch ein wichtiger natürlicher Untergrund für den Blasentang zerstört,“ sagt Dr. Friederike Prowe von der BioConsult GmbH & Co. KG, die sich im Projekt mit den Themenschwerpunkt Marine Habitate befasst. Blasentang kann größere Mengen an Stickstoff aus dem Ostseewasser binden und so zur einer besseren Wasserqualität beitragen. „Mit der Wiederherstellung flacher Riffe können wir nicht nur neuen Lebensraum für Blasentang schaffen. Blasentang bildet darüber hinaus einen wichtigen Schutzraum für junge Fische. Damit profitieren mittelfristig auch Fischer und Angler,“ so Prowe.

    Naturnaher Küstenschutz als Antwort auf die Folgen des Klimawandels

    Auch das Thema Küstenschutz spielt eine wichtige Rolle im einjährigen Pilotprojekt. Es wurden vor allem die Küstenabschnitte in der Eckernförder Bucht identifiziert, die in den kommenden Jahren am stärksten betroffen sein werden. „Der Klimawandel wird uns Campingplatzbesitzer vermutlich vor große Herausforderungen stellen", prophezeit Philipp Hoff, der einen Campingplatz in direkter Strandlage in Karlsminde betreibt. "Hochwasserereignisse und Sturmfluten könnten häufiger auftreten und unsere Infrastruktur dadurch beschädigt werden. Wir wollen daher auf naturverträgliche Lösungen setzen und können von den Erkenntnissen im Projekt nur profitieren.“
    Am Projekt „Reallabor Eckernförder Bucht 2030“ sind die Universität Kiel mit dem Center for Ocean and Society, dem Geographischen Institut, dem Institut für Geowissenschaften und dem Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD, Rostock), die Firmen BioConsult GmbH & Co. KG und Coastal Research and Management GbR (CRM), das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein (LLUR) sowie das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein (MELUND) beteiligt. Mehr als 50 Stakeholder wurden über Videokonferenzen, persönliche Gespräche und Arbeitstreffen eingebunden.

    Fotos stehen zum Download bereit:
    https://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2022/047-fucus_rocks.jpg
    Die Züchtung von Blasentang, ein Bestandteil der Flora der Unterwasserwelt, kann eine mögliche Maßnahme sein, um auf natürlichem Wege Nährstoffe aus der Ostsee zu binden.
    © Uli Kunz

    https://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2022/047-seastar_mussel.jpg
    Steinriffe sind sowohl natürliche Lebensräume für Algen, Muscheln, Seesterne oder Fische und fungieren gleichzeitlich als Maßnahme für den Küstenschutz.
    © Uli Kunz

    https://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2021/077-eckernfoerder-hafenspitze...
    Eckernförde, hier mit Blick auf die Hafenspitze, ist der Forschungsraum im Projekt „Eckernförder Bucht 2030“.
    © ETMG (Eckernförde Touristik & Marketing GmbH)

    Über das Center for Ocean and Society (CeOS):
    Das Center for Ocean and Society ist eine fakultätsübergreifende Plattform des Forschungsschwerpunktes Kiel Marine Science (KMS) an der Universität Kiel. Das CeOS forscht interdisziplinär zu Meer und Küste und bezieht aktiv gesellschaftliche Akteure in transdisziplinäre Projekte smit ein. Die Forschung im CeOS beruht auf dem Verständnis von Meeren und Küsten als sozial-ökologische Systeme. Fachleute aus der Ökonomie, Geologie, Ozeanographie, Fischereibiologie, Chemie und weiteren Disziplinen arbeiten gemeinsam an Projekten mit aktiver Einbindung von gesellschaftlichen Akteuren. Der Fokus liegt auf den Kernthemen Ernährungssicherheit, Naturgefahren der Küsten und Meere und Ökonomie der Meeres- und Küstenressourcen.

    Weiterführende Links:
    Reallabor Eckernförde, www.reallabor-eckernfoerde.de
    Center for Ocean and Society (CeOS), https://oceanandsociety.org/de/startseite
    Kiel Marine Science (KMS), https://www.uni-kiel.de/de/forschung/forschungsschwerpunkte/kiel-marine-science

    Wissenschaftlicher Kontakt (Kiel Marine Science and Center for Ocean and Society):
    Telefon: 0151/5909 7380
    E-Mail: cwagnerahlfs@kms.uni-kiel.de

    Pressekontakt:
    Friederike Balzereit
    Wissenschaftskommunikation I Öffentlichkeitsarbeit
    Kiel Marine Sciences (KMS) I Future Ocean Netzwerk
    Telefon: 0431/880-3032
    E-Mail: fbalzereit@uv.uni-kiel.de

    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    Presse, Kommunikation und Marketing, Eva Sittig, Text/Redaktion: Dr. Christian Wagner-Ahlfs/Friederike Balzereit
    Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
    E-Mail: presse@uv.uni-kiel.de Internet: www.uni-kiel.de Twitter: www.twitter.com/kieluni
    Facebook: www.facebook.com/kieluni Instagram: www.instagram.com/kieluni

    Link zur Meldung:
    https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/047-reallabor-eckernfoerde


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Christian Wagner-Ahlfs (Kiel Marine Science and Center for Ocean and Society)
    Telefon: 0151/5909 7380
    E-Mail: cwagnerahlfs@kms.uni-kiel.de


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/047-reallabor-eckernfoerde


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).