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06.04.2022 12:32

Fahrrädern gehört die Zukunft

Sarah Blaß Kommunikation und Veranstaltungsmanagement
Frankfurt University of Applied Sciences

    Stiftungsprofessur Radverkehr der Frankfurt UAS: Prof. Dr.-Ing. Dennis Knese zieht erste Bilanz

    Endlich Frühling! Da schwingen sich vermehrt wieder nicht mehr nur die Hartgesottenen auf den Fahrradsattel. Ein guter Anlass für eine erste Bilanz der Stiftungsprofessur Radverkehr an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) nach etwas mehr als einem Jahr. Prof. Dr.-Ing. Dennis Knese ist der Radprof(i) der Hochschule am Frankfurter Nibelungenplatz. Als eine der ersten von insgesamt sieben deutschen Hochschulen besetzte die Frankfurt UAS die Stiftungsprofessur. Knese nahm den Ruf zum 1. Januar 2021 an, sodass er noch im Wintersemester 2020/2021 die Lehre aufnehmen konnte. Der 37-jährige Frankfurter ist Experte im Bereich nachhaltige Mobilität und war zuvor unter anderem in der internationalen Politikberatung tätig. Gefördert wird die Professur über fünf Jahre mit knapp 350.000 Euro jährlich vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans. Unter der Leitung von Knese lernen und forschen Studierende rund um das Thema Radverkehr und stellen Radverkehrskonzepte auf. Ihr Know-how können die Absolventinnen und Absolventen dann in der Praxis einsetzen, um etwa Radwege zu planen oder Innovationen für die Radlogistik auf den Weg zu bringen. Die Expertise der Frankfurt UAS in den Bereichen nachhaltige Mobilität und insbesondere in diversen Radverkehrsthemen konnte durch Knese deutlich ausgebaut und intensiviert werden.

    Bundesminister Dr. Volker Wissing: „Mit den Stiftungsprofessuren stärken wir gezielt Forschung und Lehre im Bereich des Radverkehrs und leisten einen wichtigen Beitrag zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Hier besteht insbesondere in der kommunalen Verkehrsplanung ein enormer Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften. Dank der Stiftungsprofessuren wird das Fahrrad in Zukunft von Anfang an mitgedacht – sei es in der Gesetzgebung, in der Verkehrsplanung oder in der Innovationsforschung. Von den Professuren erhoffe ich mir deshalb auch mehr Verständnis für die Sichtweisen, die Bedürfnisse und das Zusammenspiel der verschiedenen Verkehrsteilnehmer. Denn unsere Aufgabe ist es, klimaneutrale Mobilität für alle zu gewährleisten – mit einem attraktiven, aufeinander abgestimmten Mobilitätsmix.“

    „Seit der Corona-Pandemie sind mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs, vor allem für kurze Strecken. Der Trend wird nachhaltig sein. Dies zeigt auch eine Studie unserer Hochschule. Das Fahrrad hat einen ganz anderen Stellenwert als noch vor einigen Jahren. Immer mehr sind bereit, viel Geld für ein qualitativ hochwertiges Rad auszugeben. Gleichzeitig ist es wichtig, den öffentlichen Personennahverkehr weiter zu stärken, da er wieder an Popularität gewinnen und dann an seine Kapazitätsgrenzen stoßen wird. Auch deshalb müssen ÖPNV, Fußgängerverkehr, Radverkehr, Sharing-Angebote und auch der motorisierte Individualverkehr zusammengedacht werden. Ein weiterer verheißungsvoller Trend ist die Entwicklung im Wirtschaftsverkehr. Viele Unternehmen im städtischen Lieferverkehr und anderen Sektoren haben erkannt, dass Lastenfahrräder und -pedelecs für ihre Zwecke eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative sind“, ordnet Knese die aktuelle Situation rund ums Rad ein . Seine Professur verknüpft Lehre, praxisnahe Forschung und Anwendung stark miteinander. Dabei ist die Interdisziplinarität fachbereichs- und hochschulübergreifend von großer Bedeutung. „Ingenieurs-, wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Perspektiven zu vereinen, ist für eine nachhaltige Verkehrs- und Stadtentwicklung entscheidend“, so Knese. Die Erkenntnisse aus den Forschungsprojekten werden in den Vorlesungen diskutiert und fließen direkt in die Lehre ein. Aus den Forschungsprojekten ergeben sich weitere Themen mit Radverkehrsbezug für Abschlussarbeiten und Studienprojekte. „Studierende können somit einen wichtigen Beitrag leisten und erhalten zugleich Einblicke in die Wissenschaft“, erläutert Knese.

    Lehre im Bereich des Radverkehrs konnte an der Frankfurt UAS stark ausgebaut werden
    In diversen Bachelor- und Master-Studiengängen der Frankfurt UAS wurden unter der Leitung von Knese Lehrinhalte zum Radverkehr integriert. Studierende befassten sich in verschiedenen Projekten mit Themen wie einer fahrrad- und fußgängerfreundlichen Straßenraumgestaltung, Potenzialen und Herausforderungen der Radlogistik sowie Konzepten der Intermodalität (Verknüpfungsanlagen, Bikesharing, Fahrradmitnahme im ÖPNV). Einige Studierende erhielten eine Aufgabenstellung durch eine Kommune: Beispielsweise ist in Zusammenarbeit mit der Stadt Eltville eine Potenzialuntersuchung für die gewerbliche Belieferung mit Lastenrädern entstanden und eine vielversprechende Kooperation zwischen der Kommune und einem Belieferungsunternehmen initiiert worden. Abschlussarbeiten mit dem Fokus auf Radverkehr widmeten sich den Auswirkungen des Nachhaltigkeitsbewusstseins von jungen Erwachsenen auf die Entwicklung des Modal Splits in Deutschland, einer systematischen Vergleichsanalyse von bestehenden Radschnellverbindungen sowie der Ableitung von Gestaltungsempfehlungen und einem Radverkehrskonzept für die Megacity Dhaka in Bangladesch. Der neue Master-Studiengang Nachhaltige Mobilität, in dem Studierende eine Vertiefung Radverkehr wählen können, startet zum Wintersemester 2022/23 in Zusammenarbeit mit der Hochschule Rhein-Main, der Technischen Hochschule Mittelhessen und der Hochschule Darmstadt. Gleichzeitig werden zwei neue Bachelor-Studiengänge an der Frankfurt UAS beginnen, in denen Nahmobilitätsthemen durch die Stiftungsprofessur gelehrt werden: Stadtplanung sowie Infrastruktur und Umwelt.

    Neue und laufende Forschungsprojekte im Bereich Radverkehr sowie Promotionen
    Zur Stiftungsprofessur an der Frankfurt UAS gehören vier wissenschaftliche Mitarbeitende, alle streben eine Promotion an. Drei Vorhaben befinden sich in der Konzeption und werden im Laufe des Jahres konkretisiert. Das von Dana Stolte eingereichte Forschungsvorhaben „Ansprüche des Ausflugsradverkehrs an die Infrastruktur“ wurde bereits vom hochschuleigenen Promotionszentrum angenommen. „Dadurch entstehen auf fachlicher Ebene neue Erkenntnisse und auf personeller Ebene neue Expertise, die der Stärkung des Radverkehrs in Deutschland zugutekommen“, freut sich Knese.

    Das BMDV geförderte Projekt „ParkRight“ beschäftigt sich mit dem Halten und Parken von Fahrzeugen u. a. auf Radfahrstreifen bzw. in zweiter Reihe. Diese Situation stellt für Radfahrende eine besonders hohe Gefährdung dar, da sie bei diesen Falschparkdelikten in den fließenden Verkehr ausweichen müssen. Im Vordergrund steht eine Verkehrsdatenanalyse, u. a. mittels Bildbefahrungsdaten, im Zusammenhang mit dem ruhenden Verkehr, der Straßenverkehrsordnung und dem Radverkehr. Das Verbundvorhaben „NaTourHuKi“, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), beschäftigt sich mit der Entwicklung einer nachhaltigen Tourismusstrategie für den Landschaftsraum „Kinzigtal“ im Main-Kinzig-Kreis. Hier stehen die Gründe für die Verkehrsmittelwahl sowie eine Untersuchung der unterschiedlichen Nutzergruppen im Freizeitradverkehr im Fokus der Analysen. Im Rahmen von „Project-mo.de“, einem LOEWE-Schwerpunktprojekt, wurden zuletzt eine Bestandsanalyse zu Fahrradboxen in der Rhein-Main-Region durchgeführt sowie die Anforderungen von Lastenrädern an die Infrastruktur untersucht. Im Projekt „Begleitforschung bike+business“ wird in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW) die Nutzung verschiedener Fahrradtypen (u. a. Pedelecs und Lastenräder) durch Unternehmen betrachtet. Die Frankfurt UAS untersucht die Akzeptanz und Substitutionspotenziale in betrieblichen Flotten. In der Stadt Frankfurt am Main sollen die Auswirkungen der geplanten „fahrradfreundlichen Nebenstraßen“ mittels quantitativer und qualitativer Befragungen sowie Verkehrszählungen und -beobachtungen wissenschaftlich untersucht werden. Dabei geht es um die Akzeptanz und die Folgeeffekte der Umgestaltungsmaßnahmen unter anderem in Bezug auf die Verkehrsmittelanteile, Sicherheit und Aufenthaltsqualität. Das Projekt „ModelRad“, welches im Mai 2022 mit einer BMDV-Förderung starten soll, befasst sich mit Einflussfaktoren auf die Verkehrsmittel- und Routenwahl und soll belastbare Parameter für die Radverkehrsmodellierung liefern. Im Projekt „Digitale Schnittstelle zur Förderung klimafreundlicher Mobilitätskonzepte im Güterverkehr (DiMoG)“, welches durch das HMWEVW gefördert wird, wird der Fokus auf der Kooperation von Kommunen und Unternehmen im Rahmen von Radlogistik-Konzepten liegen. Weitere Projekte mit Radverkehrsbezug befinden sich in der Akquise.

    Veranstaltungen rund um Radverkehr und -logistik
    Die Stiftungsprofessuren Radverkehr organisieren seit Sommer 2020 die Online-Seminarreihe „Roadshow Radverkehr“. Am 21. Mai 2021 fand die von der Frankfurt UAS organisierte Roadshow „E-Mobilität auf 2 Rädern – Pedelecs & Co auf der Überholspur?“ statt. Ein Stream steht unter https://www.frankfurt-university.de/index.php?id=6442&no_cache=1 bereit. Die nächste Roadshow zum Schwerpunktthema Radlogistik ist für den 5. Mai 2022 um 12:00 Uhr geplant. Nähere Informationen dazu werden in Kürze auf den Webseiten http://www.relut.de und https://zukunft-radverkehr.bmvi.de/bmvi/de/home veröffentlicht. Als Mitveranstalterin der 2. Nationalen Radlogistikkonferenz zeigte die Frankfurt UAS im September 2021 auf, dass die Radlogistik einen immer größeren Stellenwert im urbanen Raum einnimmt und eine Branche entsteht, die den Wirtschaftsverkehr nachhaltig verändern kann.

    Die Stiftungsprofessur an der Frankfurt UAS
    Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert an sieben Hochschulen Professuren für den Radverkehr. Ziel ist es, den Radverkehr in Forschung und Lehre zu verankern – von der Infrastrukturplanung über Mobilitätsmanagement bis zur fahrradfreundlichen Gesetzgebung und damit die Interessen von Radfahrerinnen und Radfahrern in einem nachhaltigen Mobilitätsmix angemessen zu berücksichtigen. Die Stiftungsprofessur an der Frankfurt UAS ist in das Research Lab for Urban Transport (ReLUT), welches an den Fachbereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik sowie Wirtschaft und Recht angesiedelt ist, eingebunden. Sie fungiert als Kontakt für alle Belange des Radverkehrs. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt im Rhein-Main-Gebiet, reicht aber bis ins europäische und weitere Ausland. Die Anschlussfinanzierung der Frankfurter Stiftungsprofessur ist gesichert: Die beiden Fachbereiche stellen zu je 50 Prozent die Mittel für die unbefristete Finanzierung der Professur. Im forschungsstarken Bereich der Mobilität und Logistik hat die Frankfurt UAS ein Promotionszentrum unter ihrer Federführung gegründet, um das eigenständige Promotionsrecht voranzutreiben.

    Zur Person Dennis Knese:
    Von 2016 bis 2020 war Knese als Berater für nachhaltige Mobilität bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn tätig. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik der Frankfurt UAS war er von 2010 bis 2016 an zahlreichen Forschungsprojekten in den Bereichen Elektromobilität, Stadt- und Verkehrsplanung beteiligt. Im Anschluss unterstützte er die Hochschule als Lehrbeauftragter. Die Promotion in den Ingenieurwissenschaften erfolgte 2018 an der Universität Kassel am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrssysteme des Fachbereichs Bauingenieur- und Umweltingenieurwesen. Das Thema der Dissertation lautete „Integration der Elektromobilität in die Stadtplanung und Straßenraumgestaltung – Lösungsansätze für Strategien, Konzepte und Maßnahmen“. Internationale Erfahrung sammelte Knese durch zahlreiche Auslandseinsätze bei der GIZ oder als Forschungsmitarbeiter der Vancouver Economic Development Commission in Kanada. Knese ist gelernter Geograph und Verkehrsplaner, und ist privat überwiegend mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad unterwegs. Ein Auto besitzt er nicht.

    Mehr zum Thema Radverkehr an der Frankfurt UAS: https://www.frankfurt-university.de/radverkehr-studieren-erforschen; weitere Informationen zum ReLUT unter http://www.relut.de/ und zur Fachgruppe Neue Mobilität unter http://www.frankfurt-university.de/verkehr. Mehr zu den Stiftungsprofessuren Radverkehr unter https://zukunft-radverkehr.bmvi.de.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Frankfurt University of Applied Sciences, Research Lab for Urban Transport (ReLUT), Prof. Dr. Dennis Knese, Telefon: +49 69 1533-2445, E-Mail: knese@fb1.fra-uas.de


    Weitere Informationen:

    https://www.frankfurt-university.de/radverkehr-studieren-erforschen


    Bilder

    Prof. Dr. Dennis Knese ist der Radprof(i) der Frankfurt UAS.
    Prof. Dr. Dennis Knese ist der Radprof(i) der Frankfurt UAS.
    Friederike Mannig
    Frankfurt UAS/Friederike Mannig


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Bauwesen / Architektur, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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