idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.04.2022 15:25

Konzentrationsgefälle: Team der TU Darmstadt nutzt Raman- und NMR-Spektroskopie für Messungen

Silke Paradowski Stabsstelle Kommunikation und Medien
Technische Universität Darmstadt

    Darmstadt, 11. April 2022. Wie verhalten sich Stoffe in Flüssigkeitsgemischen bei der Verdunstung und wie lassen sich Verdunstungsprozesse besser steuern? Zur Klärung dieser Fragen leistete ein Team der TU Darmstadt nun einen wichtigen Beitrag: Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelang es erstmals, unterschiedliche Stoffkonzentrationen in Gemischen berührungsfrei nachzuweisen. Die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichten sie nun im renommierten Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

    Die Verdunstung von Tropfen aus Flüssigkeitsgemischen spielt eine große Rolle in vielen technischen Anwendungen. Wenn wir zum Beispiel eine Wand streichen oder Papier bedrucken, müssen die flüssigen Bestandteile der Farbe verdunsten, während die festen Farbpartikel an der Wand oder dem Papier haften bleiben. Um solche technischen Prozesse besser steuern zu können, verwendet man oft Flüssigkeitsgemische, wobei die einzelnen Flüssigkeiten oft unterschiedlich schnell verdunsten. Das Mischungsverhältnis nach Auftragen der Tropfen verändert sich deshalb mit der Zeit durch die Verdunstung. Durch diese Transportvorgänge entstehen in den Tropfen Konzentrationsgradienten – also ein Gefälle von Regionen mit unterschiedlich hoher Konzentration. Diese waren bisher schwer nachzuweisen.
    Das Problem: Eine Messung der Konzentration während der Verdunstung war nicht möglich, ohne dass der Prozess durch die Untersuchungsmethode selbst oder durch Markierungspartikel beeinflusst wurde. Forschende des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1194 wählten einen anderen Weg: Ihnen ist es jetzt erstmals gelungen, solche Konzentrationsgradienten berührungsfrei mit Hilfe ortsaufgelöster Kernspinresonanz- (NMR) und Ramanspektroskopie nachzuweisen. Da die Messungen berührungsfrei erfolgen und auch keine chemischen Markersubstanzen dazugegeben werden müssen, konnte das Verdunstungsverhalten weitgehend ohne Störung durch den Messprozess untersucht werden.
    Die Gemischkonzentration im Tropfen wurde dazu unabhängig voneinander mit zwei Messmethoden untersucht, die auf unterschiedlichen physikalischen Prinzipien beruhen: Bei der NMR-Spektroskopie wird die magnetische Kernresonanz in einem starken Magnetfeld untersucht, während bei der konfokalen Ramanspektroskopie die Molekülschwingungen mit Hilfe eines Lasers gemessen werden. Dafür untersuchte das Team ein Modellgemisch aus zwei Alkoholen unterschiedlicher Kettenlängen.
    In der gerade erschienenen PNAS-Publikation (https://doi.org/10.1073/pnas.2111989119) zeigten die beteiligten Wissenschaftler*innen um Alena Bell und Jonas Kind vom Fachbereich Material- und Geowissenschaften , sowie dem Fachbereich Chemie der TU Darmstadt, wie sich im Tropfen ein Konzentrationsgradient ausbildet, der sich mit der Zeit durch Verdunstung verändert. Mit den beiden ortsaufgelösten Spektroskopiemethoden, die hier erfolgreich zum Einsatz kamen, stehen zwei unabhängige Werkzeuge zur Verfügung, mit denen Konzentrationsänderungen in Flüssigkeiten gemessen werden können, wie sie etwa durch Verdunstungs- und Transportvorgänge hervorgerufen werden.
    Die Ergebnisse der Forschung von Bell und Kind stellen einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung dar. Praktisch könnten sie einmal auf allgemeine Messungen von chemisch ähnlichen Substanzen oder beispielsweise auf „Lab-on-a-chip“-Anwendungen in der Medizin übertragen werden.
    Die Publikation in PNAS ist das Ergebnis der Kooperation von fünf Teilprojekten des Sonderforschungsbereiches SFB 1194 „Wechselseitige Beeinflussung von Transport- und Benetzungsvorgängen“. Vier dieser Teilprojekte sind an der TU Darmstadt angesiedelt, ein Teilprojekt war am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz lokalisiert und ist nun am Leibniz-Institut für Polymerforschung in Dresden. Der Sonderforschungsbereich wird seit 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

    Über die TU Darmstadt
    Die TU Darmstadt zählt zu den führenden Technischen Universitäten in Deutschland und steht für exzellente und relevante Wissenschaft. Globale Transformationen – von der Energiewende über Industrie 4.0 bis zur Künstlichen Intelligenz – gestaltet die TU Darmstadt durch herausragende Erkenntnisse und zukunftsweisende Studienangebote entscheidend mit.
    Ihre Spitzenforschung bündelt die TU Darmstadt in drei Feldern: Energy and Environment, Information and Intelligence, Matter and Materials. Ihre problemzentrierte Interdisziplinarität und der produktive Austausch mit Gesellschaft, Wirtschaft und Politik erzeugen Fortschritte für eine weltweit nachhaltige Entwicklung.
    Seit ihrer Gründung 1877 zählt die TU Darmstadt zu den am stärksten international geprägten Universitäten in Deutschland; als Europäische Technische Universität baut sie in der Allianz Unite! einen transeuropäischen Campus auf. Mit ihren Partnern der Rhein-Main-Universitäten – der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz – entwickelt sie die Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main als global attraktiven Wissenschaftsraum weiter.

    www.tu-darmstadt.de

    MI-Nr. 24/2022, Bell/Kind/Thiele/Stark/sip


    Originalpublikation:

    Concentration gradients in evaporating binary droplets probed by spatially resolved Raman and NMR spectroscopy
    https://doi.org/10.1073/pnas.2111989119


    Weitere Informationen:

    https://www.sfb1194.tu-darmstadt.de/ Sonderforschungsbereich 1194 „Wechselseitige Beeinflussung von Transport- und Benetzungsvorgängen“


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Chemie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).