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Wissenschaft
► Analyse zeigt: 42 Prozent des Zubaus erneuerbarer Energien bis 2030 können Bürger*innen übernehmen
► In ganz Deutschland gibt es Potenzial für lokale und regionale Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften
► Voraussetzung: Es braucht einen neuen Marktrahmen zur Nutzung des Stromnetzes und einen finanziellen Vorteil, wenn selbst erzeugter Strom regional zeitgleich verbraucht wird
Berlin, 12. April 2022 – Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in seiner Eröffnungsbilanz deutlich gemacht, dass es neue Instrumente braucht, um erneuerbare Energien schneller auszubauen und Deutschlands Klimaziele zu erreichen. Das Bündnis Bürgerenergie hat mit dem Energy-Sharing-Konzept einen Vorschlag geliefert. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) hat nun das Potenzial untersucht, das darin steckt, wenn Bürger*innen über Energy Sharing an der Energiewende beteiligt werden. In ganz Deutschland gibt es der Untersuchung des IÖW zufolge geeignete Standorte, so dass sich mehr als 90 Prozent der Menschen in „Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften“ zusammenschließen könnten.
Die Idee von Energy Sharing: Bürger*innen erzeugen regional ihren eigenen Wind- und Solarstrom, den sie vor Ort in einem Umkreis von 25 Kilometern selbst nutzen. Bei entsprechender politischer Förderung und Anpassung des Marktrahmens können so 42 Prozent des Zubaus erneuerbarer Energien bis 2030 gemäß dem aktuellen Ausbauplan zum Erreichen der Klimaziele durch Bürger*innen getragen werden, so die Studie.
„Wir erleben derzeit, dass sich die teilweise fehlende Akzeptanz für den Ausbau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie zu einem Bremsklotz entwickelt“, so Studienautorin Dr. Astrid Aretz, Energiewendeexpertin am IÖW. „Wir sind überzeugt, dass dies ins Gegenteil gewendet werden kann: Wenn Bürger*innen an der Energiewende selbst teilhaben können, können sie zu einer tragenden Säule für den Ausbau erneuerbarer Energien und damit für den Klimaschutz werden. Wir haben hochgerechnet, dass ein Investitionsvolumen von bis zu 6,5 Milliarden Euro über eine Umsetzung von Energy-Sharing-Konzepten durch Bürger*innen ausgelöst werden könnte.“
Deutschland muss europäisches Recht zur Förderung von Bürgerenergie umsetzen
Die bestehenden Strukturen zur Förderung erneuerbarer Energien sehen Konzepte wie Energy Sharing bislang nicht vor. Dabei gibt es auf europäischer Ebene bereits seit 2018 einen Vorstoß, den Deutschland bislang allerdings noch nicht umgesetzt hat. „Damit Energy Sharing im öffentlichen Stromnetz wirtschaftlich möglich ist, muss der gesetzliche Rahmen nun zügig an das geltende EU-Recht angepasst werden“, fordert auch Co-Autor Jan Wiesenthal. Dann könnten sich Erzeugungs- und Verbrauchsgemeinschaften bilden, die gemeinsam in Anlagen investieren. „Die Gemeinschaften sollten eine angemessene Vergütung erhalten, wenn sie ihren Verbrauch zeitlich und räumlich an die fluktuierende Erzeugung von Wind- und Solarstrom anpassen. Von einem solchen netzdienlichen Verhalten würde das gesamte Energiesystem profitieren“, erklärt Wiesenthal.
Die Wissenschaftler*innen geben in einem aktuellen Politikbriefing Empfehlungen für eine schnelle Verbreitung von Energy Sharing in Deutschland. So sollte es vor allem finanzielle Anreize geben, um Energy-Sharing-Konzepte voranbringen. Verringerte Stromnebenkosten oder eine Prämienzahlung können dabei unterstützen, wirtschaftlich tragfähige Modelle zu fördern. Auch sollte es für Stromverbrauchende unkompliziert möglich sein, in eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft zu wechseln. Die Politikempfehlung ist im Rahmen einer Potenzialanalyse im Auftrag des Bündnisses Bürgerenergie entstanden.
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Download Politikbriefing & Pressegrafik:
Astrid Aretz, Nesrine Ouanes, Jan Wiesenthal, Kristian Petrick, Bernd Hirschl: Energiewende beschleunigen: Stromnetz für gemeinschaftliches Energy Sharing öffnen; IÖW-Impulse Nr. 3, 2022
https://www.ioew.de/publikation/energiewende_beschleunigen_stromnetz_fuer_gemein...
Pressegrafik: https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/BILDER_und_Downloaddateien/News/2022/P...
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Pressekontakt:
Richard Harnisch
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
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kommunikation@ioew.de
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. Rund 70 Mitarbeiter*innen erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Das IÖW ist Mitglied im „Ecological Research Network“ (Ecornet), dem Netzwerk der außeruniversitären, gemeinnützigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland.
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Dr. Astrid Aretz
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Tel.: +49 30/884594-0
astrid.aretz@ioew.de
Astrid Aretz, Nesrine Ouanes, Jan Wiesenthal, Kristian Petrick, Bernd Hirschl: Energiewende beschleunigen: Stromnetz für gemeinschaftliches Energy Sharing öffnen; IÖW-Impulse Nr. 3, 2022
https://www.ioew.de/publikation/energiewende_beschleunigen_stromnetz_fuer_gemein...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Energie, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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