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19.04.2022 11:30

Sächsisches Handwerk kann „digital“

Eva Echterhoff Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

    Das „Zukunftsland Sachsen“ beschäftigt sich in Radebeul mit der „Digitalisierung im Handwerk“ / Handwerker, Unternehmende und Digitalisierungsanwender finden schnell gemeinsame Sprache und regen Austausch.

    LEIPZIG/RADEBEUL. Was passiert, wenn Handwerker ein neues Werkzeug in die Finger bekommen? Richtig, sie probieren es direkt aus – und geben rasch ihre ehrliche Einschätzung ab. Die stetig voranschreitende Digitalisierung als ein neues Werkzeug bildet dabei keine Ausnahme. Das ist eine der vielen Erkenntnisse der zweiten Veranstaltung der „Zukunftsland Sachsen“-Themenreise im Jahr 2022, die am Mittwoch in der Weinmanufaktur Schloss Wackerbarth in Radebeul stattfand.

    Wer denkt, dass sich für die „Digitalisierung im Handwerk“ hauptsächlich Männer interessieren, sieht sich getäuscht. Unter den 40 Gästen finden sich fast genauso viele Frauen wie Männer. So ist auch nicht verwunderlich, dass zwei Mitarbeiterinnen der Handelshochschule Leipzig (HHL) durch den informativen Nachmittag führen: Sandra Dijk, Leiterin des Center for Leading Innovation & Cooperation (CLIC) an der Handelshochschule und Kerstin Fliege, Referentin der Geschäftsleitung sowie Doktorandin am Lehrstuhl für Digitale Innovationen in Dienstleistungsbrachen an der HHL, erläutern anhand aktueller Zahlen, welche Rolle das Handwerk in Sachsens Wirtschaft einnimmt. Der Freistaat gilt wieder als das Land der Ingenieure, „Made in Saxony“ ist ein internationales Gütezeichen. „Rund 284.000 Menschen arbeiten in 56.000 sächsischen Handwerksbetrieben, sie erwirtschafteten allein im Jahr 2020 einen Umsatz von 30 Milliarden Euro“, führt Sandra Dijk aus.

    Ein Wirtschaftsbereich von solcher Bedeutung lässt die Digitalisierung mit all ihren Chancen und Möglichkeiten nicht ungenutzt vorüberziehen. „Handwerksbetriebe sehen den digitalen Wandel als Möglichkeit zur Verbesserung interner Prozesse, zur Verbesserung des Datenschutzes und der IT-Sicherheit“, erklärt Kerstin Fliege erhobene Daten aus der begleitenden Studie des „Zukunftsland Sachsen“-Projekts. „Maßnahmen zur Anpassung von Produktions- und Dienstleistungsprozessen, für Mitarbeiter und der Erschließung neuer Kundenkreise folgen in der Wichtigkeit für die Handwerksbetriebe.“

    In den Handwerksbetrieben wird mit Köpfchen gearbeitet – aber auch in Zukunft weiterhin mit den Händen. „Viele Herstellungsprozesse lassen sich mit unseren beiden menschlichen Werkzeugen noch immer am effektivsten ausführen“, schätzt Christoph Braun für sein Geschäft ein. Der selbstständige Orthopädietechnikmeister aus Dresden ist spezialisiert auf das Vermessen, Erstellen und Anpassen von fast lebensecht wirkenden Silikon-Prothesen für unterschiedlichste, fehlende Gliedmaßen. Er weiß aus den Erzählungen seiner Kunden, welche Herausforderungen ein Leben mit einer Amputation birgt. In seiner Firma „stamos + braun prothesenwerk gmbh“ setzt er unter anderem auf digitale Vermessungstechniken, um die genauen Körperdaten seiner internationalen Kundschaft zu bekommen. „Je genauer diese Daten sind, desto besser können wir die individuelle Prothese anfertigen und möglichst reibungsfrei anpassen“, sagt Braun, der einer der beiden Geschäftsführer im Unternehmen ist.

    Weniger Reibung würde sich auch Dirk Weihmann für seinen Arbeitsalltag wünschen. Der selbstständige Zimmerermeister aus Oberlungwitz am Sachsenring bietet individuelle, aus Holz gefertigte Lösungen für Bauherren und Endkunden an, von Carports über Treppen bis hin zu Sonderanfertigungen. So projektierte und fertigte er vor einigen Jahren ein stilisiertes Kirchenschiff für die Bundesgartenschau in Erfurt, komplett aus dem Naturwerkstoff Holz. Seine hochspezifischen Services wie 3-D-Scans von Objekten oder detailreiche Renderings kann er jedoch nur dann anbieten, wenn auch die Technik mitspielt. „So manches Computer-Systemhaus könnte viel Geld verdienen, wenn es die Belange des Handwerks tatsächlich ernst nehmen würde“, nennt Weihmann nur ein Beispiel. „Falsch konfigurierte Computertechnik geht bei den Aufgaben, mit denen wir Handwerks-Spezialisten sie füttern, schnell in die Knie. Für uns bedeutet das aber kostspielige Wartezeit.“ Trefflich und kontrovers ließe sich auch über den noch immer zähen Breitbandausbau, die Ausbaugrenzen digitaler Webshops oder den Ausbildungsstand sächsischer Schulabsolventen streiten, so Weihmann. „Was das Handwerk auch bräuchte, wäre echte Chancengleichheit bei der Vergabe von Fördermitteln“, gibt der bodenständige Unternehmer seine Einschätzung des komplexen Themas wieder. Er sehe hier leider noch immer ein Ungleichgewicht zu Ungunsten der klein- und mittelständischen Unternehmen im Freistaat. „In diesem Bereich gibt es noch viel Verbesserungspotenzial“, sagt er – und bekommt den Applaus der Gäste.

    Ebenso große Aufmerksamkeit bekommen Stefan Eicke und Florian Galster von der Dresdner Niederlassung der nationalen „B&O Service Gruppe“. Beide berichten von der Einführung und konsequenten firmenweiten Anwendung einer sehr smarten App-Lösung: „Mit unserer Software und modernen Tabletts können wir blitzschnell Räume scannen, ausmessen, Elemente wie Lichtschalter oder Heizungskörper hineinrechnen lassen“, erklärt Eicke nur einigen Vorzüge der Anwendung. Die hinterlegten Datenbanken ermöglichen noch viel mehr. „Unsere Mitarbeiter müssen nur einmal in das betreffende Objekt oder Wohnung kommen, um alle relevanten Daten zu erfassen – und können danach schon auf der Türschwelle ein konkretes Angebot für den Eigentümer abgeben“, fügt Kollege Galster an.

    Diese technischen und verkäuferischen Möglichkeiten regen das Interesse von Tischlermeister Weihmann an, der ja ebenfalls Anwender von 3-D-Raumscannerlösungen ist. Die Fragerunde wird schnell zum technischen Fachgespräch der drei Fachleute, bis Sandra Dijk und Kerstin Fliege die Verabschiedungsworte sprechen und zum Rundgang hinter die Kulissen der Weinmanufaktur Schloss Wackerbarth einladen. Der lebhafte Austausch der drei engagierten Digitalanwender geht bis weit nach der Veranstaltung weiter, alle Gäste des gelungenen Nachmittages sind sich einig: Sachsens Handwerk kann „digital“.

    Medienservice:
    Weitere Informationen und Erfolgsbeispiele finden Sie unter https://zukunftsland-sachsen.de/. Gern vermitteln wir Ihnen ein Hintergrund-Gespräch mit den Referentinnen und Referenten im Rahmen Ihrer Berichterstattung zum Zukunftsland Sachsen. Bitte kontaktieren Sie uns.


    Weitere Informationen:

    https://zukunftsland-sachsen.de/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    jedermann
    Wirtschaft
    regional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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