idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.04.2022 13:57

Studie des Allgemeinen Fakultätentags e. V. (AFT) zur Erfahrung mit Online-Klausuren während der Corona-Pandemie

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Allgemeiner Fakultätentag

    Durch die Corona-Pandemie berichtete eine große Mehrheit der Fakultätsvertretenden, dass Onlineklausuren an ihren Hochschulen durchgeführt wurden. Es kam zu guten und schlechten Erfahrungen.

    Alles in allem möchte der Großteil der Befragten in Zukunft wieder zu Präsenz-Klausuren zurückwechseln. An hybriden Prüfungen, die sowohl in Präsenz als auch digital stattfinden, wären viele der Studienteilnehmenden interessiert. Diese würden die Vorteile aus beidem (handschriftliche und Online-Klausur) zusammenbringen, wenn eine dementsprechende digitale Infrastruktur zur Verfügung stünde.

    Durch die anhaltende Corona-Pandemie und die dadurch in Kraft getretenen Beschränkungen des öffentlichen Zusammenseins, finden seit Sommer 2020 vermehrt Online-Klausuren statt. Diese ermöglichen, die Leistungsüberprüfung der Studierenden fortzuführen ohne, dass sie in Präsenz auf große Gruppen anderer Studierenden treffen.
    Die Studie des Allgemeinen Fakultätentags hat zum Ziel, die Erfahrungen mit Online-Klausuren während der Corona-Pandemie der einzelnen Fakultäten zu untersuchen.
    Sie wurde im Zeitraum vom 26.10.2021 bis 08.12.2021 mittels Online-Befragung durchgeführt. Zielgruppe der Studie waren die Fakultäten der Mitgliedsfakultätentage des AFT. 

    Der Zugang zum Online-Fragebogen wurde über die Mitgliedsfakultätentage des AFT an die Dekaninnen und Dekane der Fakultäten verteilt.
    Der AFT besteht zum Zeitpunkt der Studie aus insgesamt 19 Mitgliedsfakultätentagen und hat damit Zugang zu über 720 Fakultäten in Deutschland.
    Insgesamt gingen 362 vollständige Antworten ein. Dies entspricht einer Rücklaufquote von über 50%.

    Es wurde abgefragt, wie viele der Studienteilnehmenden während der Corona-Pandemie Online-Klausuren durchgeführt haben.

    Außerdem wurde ermittelt, wie hoch der Anteil der online durchgeführten Klausuren an der Gesamtzahl der Klausuren war, falls diese überhaupt durchgeführt wurden.
    Von denen, die Online-Klausuren durchgeführt haben, schätzen
    • 28 %, dass sie bis zu 100 %,
    • 20 %, dass sie bis zu 80 %,
    • 9 %, dass sie bis zu 60 %,
    • 16 %, dass sie bis zu 50 %,
    • 15 %, dass sie bis zu 20 %,
    • 12 %, dass sie bis zu 10 % der Klausuren online durchgeführt haben.

    Im Durchschnitt sind dies circa 62 %. 

    Es wurde ermittelt, in welcher Form die Studienteilnehmenden ihre Online-Klausuren durchgeführt haben.
    mit Hilfsmitteln ohne Hilfsmittel
    mit Aufsicht 24 % 33 %
    ohne Aufsicht 59 % 28 %

    Die Mehrheit der Befragten benutzte das Prüfungsformat „Ohne Aufsicht und mit Hilfsmitteln“. 152 der 236 Befragten setzten ausschließlich auf ein einzelnes Format.
    68 der Befragten nutzten zwei unterschiedliche Formate in Kombination. Dabei wurde eine Kombination ohne Aufsicht 20-mal und eine mit Aufsicht 19-mal gewählt.
    29 Studienteilnehmende verzichteten insgesamt auf beaufsichtigte Klausuren. 
    Bewertung der Erfahrungen mit Online-Klausuren
    Es wurde abgefragt, wie die Erfahrungen der Studienteilnehmenden mit Online-Klausuren waren.

    Die meisten Teilnehmenden (41 %) haben sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen mit Online-Klausuren gemacht. 41 % der Befragten haben gute, davon 14 % sehr gute Erfahrungen gemacht. Insgesamt waren die Erfahrungen eher positiv.

    Erfahrungen der Studienteilnehmenden mit Online-Klausuren
    Die Studienteilnehmenden wurden gebeten, ihre Erfahrungen beim Durchführen von Online-Klausuren anzugeben.

    Schwierigkeiten beim Durchführen von Online-Klausuren:
    • Das erhöhte Potential von Täuschungsversuchen: Etwa die Hälfte der Studienteilnehmenden gaben an, mehr Täuschungsversuchen festgestellt zu haben oder sah darin eine Problematik.
    • Verhindern von Täuschungsversuchen kaum möglich: Täuschungsversuche seien teils schwer nachzuweisen und ohne Videoaufsicht kaum zu verhindern. Diese war aber aus Datenschutzgründen nicht in allen Bundesländern und Universitäten erlaubt. Es gab Zweifel daran, ob Online-Klausuren mit Präsenzklausuren vergleichbar seien.
    • Aufwand beim Erstellen von Online-Klausuren: Für viele Studienteilnehmende erhöhte sich der Aufwand beim Erstellen der Klausuren. Um ungewolltes Zusammenarbeiten der Studierenden zu verhindern, mussten die Klausuren umgestaltet werden. Es fehlte an Personal zur technischen Unterstützung.
    • Infrastrukturprobleme: Es kam zu Internetproblemen bei den Studierenden und zur Überlastung der Server bei den Abgaben. Es konnte kaum nachgewiesen werden, ob eine Studentin bzw. ein Student zu spät abgab oder ein technischer Fehler vorlag.
    • Softwareprobleme: Die genutzten Prüfungsprogramme schränkten die Prüfer in der Gestaltung ihrer Fragen ein. Die Prüfsoftware lief nicht immer auf allen Gerätetypen zuverlässig.
    • Unsichere Rechtslage: Durch die recht kurzfristige Einführung der Online-Klausuren waren die rechtlichen Grundlagen nicht vorhanden. Dies führte u. a. zu erheblichem Aufwand in den Prüfungsausschüssen.
    Chancen beim Durchführen von Online-Klausuren:
    • Vereinfachte Korrektur: Die Korrektur der Klausuren konnte je nach Format automatisiert werden, was den Aufwand enorm verringerte.
    • Erleichterung für Studierende: Studierende mit einem langen Anreiseweg, wie z. B. internationale Studierende, können einfacher an den Klausuren teilnehmen.
    • Weitere Fragemöglichkeiten: Wenn die genutzte Prüfungssoftware es zulässt, können neben den konventionellen auch neue Frageformate eingesetzt werden. 

    Die Befragten, die angaben, keine Online-Klausuren durchgeführt zu haben, wurden nach einer Begründung gefragt:
    • Rechtliche Vorgaben und Regelungen: Das Überwachen der zu Prüfenden sei in einigen Fällen nicht möglich, da einzelne Hochschulen oder auch ganze Bundesländer dies nicht erlauben. Die Rahmenbedingungen einer Online-Klausur, insbesondere der Umgang mit aufgedeckten Täuschungsversuchen, ist nicht ausreichend geregelt.
    • Präsenzklausuren waren möglich: Mit entsprechenden Maßnahmen, wie z. B. zugemieteten Räumen, Maskenpflicht etc. konnten Klausuren auch in Präsenz weiter durchgeführt werden.
    • Verhindern von Täuschungsversuchen kaum möglich: Durch eingeschränkte Überwachungsmöglichkeiten konnte in einigen Fällen keine und in anderen Fällen nur durch hohen Aufwand eine vergleichbare Klausursituation geschaffen werden.
    • Infrastrukturelle Probleme: Schwierigkeiten ergaben sich durch nicht vorhandene und nicht ausreichende Infrastruktur.

    Durch die kurzfristige Einführung war nicht immer eine optimale Vorbereitung auf die Durchführung von Online-Klausuren möglich.

    • Prüfungssoftware verbessern: Die genutzten Programme haben noch einiges an Verbesserungspotential. Einige Vorschläge waren: Die Programme müssen zuverlässiger funktionieren. Laufen diese nicht flüssig oder stürzen sogar ganz ab, führt dies zu Nervosität und Stress bei den Studierenden. Die Programme müssen den Studierenden mehr Feedback zu ihrem Abgabestatus geben, um ebenfalls Unsicherheiten zu vermeiden. Bei einigen der Programme fehlte die Möglichkeit, unter einer großen Auswahl an Frageformaten auszuwählen.
    • Digitale Prüfungsräume: In Räumen, die mit guten Endgeräten und gutem Internet ausgerüstet sind, kann das digitale Format weiter fortgeführt werden und gleichzeitig die Aufsicht der Studierenden gewährleistet werden.
    • Rechtliche Vorgaben und Regelungen: (s. o.: „Gründe, keine Online-Klausuren durchzuführen“)
    • Geschultes Personal: Es würde helfen, wenn die Hochschulen den Prüfenden zentral Hilfe bei der Erstellung der Klausuren zur Verfügung stellen würden. Dies würde den Erstellenden der Klausuren helfen, den zusätzlichen Aufwand zu minimieren. 
    Zukünftige Verwendung von Online-Klausuren
    Online-Klausuren wurden vor allem als Maßnahme zur Kontaktreduzierung eingeführt. Die nun folgende Frage bezieht sich darauf, ob auch nach der Corona-Pandemie weiter Online-Klausuren durchgeführt werden:

    Ein Großteil der Studienteilnehmenden möchte nur in Sonderfällen wieder Online-Klausuren stattfinden lassen (64 %) und auch nur ein kleiner Teil möchte weitestgehend auf Online-Klausuren umstellen (8 %).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers


    Originalpublikation:

    https://allgemeiner-fakultaetentag.de/2022/04/30/studie-des-allgemeinen-fakultae...


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Studie des Allgemeinen Fakultätentags e. V. (AFT) zur Erfahrung mit Online-Klausuren während der Corona-Pandemie

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).