idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.05.2022 10:00

Studie: Über 90 Prozent der Haushalte in Deutschland könnten durch Energy Sharing Teil der Energiewende werden

Richard Harnisch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

    Pressemitteilung von Bündnis Bürgerenergie und Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

    Wenn das Konzept Energy Sharing aus dem EU-Recht in nationales Recht umgesetzt würde, könnten 90 Prozent der Haushalte in Deutschland von günstigeren Strompreisen profitieren. Dafür ist ein Marktrahmen gefragt, der den Zusammenschluss von Bürger*innen in Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften ermöglicht, damit diese Wind- und Photovoltaikanlagen errichten und den erzeugten Strom gemeinschaftlich über das Verteilnetz nutzen können.

    Wie ein solches Energy Sharing ausgestaltet werden kann, beschreibt das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) in einem Konzeptpapier. Auf dieser Grundlage hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag des Bündnisses nun eine Potenzialstudie für Energy Sharing vorgelegt.

    Die Forscher*innen des IÖW errechneten die möglichen Potenziale von Energy Sharing sowohl für den Ausbau erneuerbarer Energien als auch für die Teilhabe von Bürger*innen. Darüber hinaus zeigt die Studie den volkswirtschaftlichen Nutzen und schätzt Kosteneffekte für Stromverbraucher*innen ab.

    Die Studie kommt zum Ergebnis, dass 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland mit vergünstigtem Energy-Sharing-Strom versorgt werden könnten. Wird angenommen, dass Privatpersonen mindestens zwölf Prozent der Investitionskosten für die Anlagen in ihren Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften beisteuern, ergeben sich private Investitionen in Höhe von 6,5 Milliarden bis 12,8 Milliarden Euro. Jede Person wäre so im Durchschnitt mit rund 100 bis 200 Euro selbst an den Anlagen beteiligt.

    Zudem konnten die Wissenschaftler*innen vom IÖW belegen, dass die verbrauchsnahe Energieerzeugung entlastend auf die Stromnetze wirken kann – insbesondere, wenn ein Anreiz für eine Lastverschiebung geschaffen wird, also dass der grüne Strom vor allem zu den Zeiten verbraucht wird, wenn die Erneuerbare-Energien-Anlagen ihn erzeugen.

    Energy Sharing schafft breite Bürgerbeteiligung und Unabhängigkeit von Energieimporten

    „Eine erfolgreiche Energiewende kann nur erreicht werden, wenn die Bürger*innen eingebunden werden. Die Menschen müssen von neuen Solar- und Windanlagen in ihrer Region profitieren“, so Energieexpertin Dr. Astrid Aretz vom IÖW. „Der Krieg Russlands in der Ukraine hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig eine unabhängigere Energieversorgung ist. Energy Sharing kann der entscheidende Baustein sein, um den Menschen die Möglichkeit zu einer selbstbestimmten Energieversorgung zu bieten“, ergänzt Katharina Habersbrunner, Vorständin im Bündnis Bürgerenergie.

    Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch zu erreichen. „Für diese hohen Zubauraten innerhalb kürzester Zeit braucht es die Akzeptanz und Investitionsbereitschaft der Menschen vor Ort. Energy Sharing ist dafür das perfekte Instrument“, so Carolin Dähling, stellvertretende Bereichsleiterin Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy. „Mit Energy Sharing können alle Bürger*innen durch verringerte Stromkosten vom Ausbau erneuerbarer Energien in ihrer Region profitieren, selbst wenn sie nur über geringe Mittel für eine finanzielle Beteiligung oder kein eigenes geeignetes Dach verfügen“, ergänzt Felix Schäfer, Vorstand der Bürgerwerke.

    Umsetzung ist durch europäisches Recht geboten

    Die Europäische Union hat Energy Sharing bereits 2019 in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Art. 22) mit einer Umsetzungsfrist bis Mitte 2021 verankert. Die neue Bundesregierung hat sich folgerichtig die Umsetzung von Energy Sharing in den Koalitionsvertrag geschrieben. Der regulatorische Rahmen muss jetzt geschaffen werden, damit sich Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften bilden und wirtschaftlich arbeiten können. Diese sollten das Stromnetz nutzen können und einen finanziellen Vorteil erhalten, wenn sie selbst erzeugten Strom aus „ihrer“ Anlage zeitgleich und regional verbrauchen.

    ~~~~~~~~~~~~~~~~
    Mehr Informationen zu dem Projekt:
    • Zur Studie: Energy Sharing: Eine Potenzialanalyse: http://www.ioew.de/energy-sharing
    • Zum Bündnis Bürgerenergie-Konzeptpapier: https://www.buendnis-buergerenergie.de/fileadmin/user_upload/BBEn_Konzeptpapier_...

    Die Erstellung der Studie erfolgte mit freundlicher Unterstützung von:
    100 Prozent Erneuerbar Stiftung | Bürgerwerke | Green Planet Energy

    Fachliche Ansprechpersonen:

    Bündnis Bürgerenergie (BBEn) e.V.
    Viola Theesfeld
    Referentin Energiepolitik und -wirtschaft
    Tel.: +49 179 4159636
    E-Mail: viola.theesfeld@buendnis-buergerenergie.de

    Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
    Dr. Astrid Aretz
    Projektleiterin Energy Sharing: Eine Potenzialanalyse
    Tel.: +49 30 88459417
    E-Mail: astrid.aretz@ioew.de

    Pressekontakt:

    Richard Harnisch
    Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
    Tel.: + 49 30 88459416
    E-Mail: kommunikation@ioew.de

    Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. Rund 70 Mitarbeiter*innen erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Das IÖW ist Mitglied im „Ecological Research Network“ (Ecornet), dem Netzwerk der außeruniversitären, gemeinnützigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland.

    https://www.ioew.de | https://twitter.com/ioew_de | https://www.ioew.de/newsletter

    Das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) e.V. setzt sich für die dezentrale Energiewende in Bürgerhand ein. Mit über 250 Mitgliedern vereint es über 500.000 Energiebürger*innen aus ganz Deutschland, die sich einzeln als Privatpersonen oder gemeinschaftlich als Genossenschaftsmitglieder oder als Mitglieder in Organisationen für eine Stärkung der Energiewende in Bürgerhand engagieren. Diese Menschen eint die Überzeugung, dass die Energiewende nur mit breiter Verankerung der Bürgerenergie erfolgreich fortgeführt werden kann.

    https://www.buendnis-buergerenergie.de


    Originalpublikation:

    Wiesenthal, Jan; Aretz, Astrid; Ouanes, Nesrine; Petrick, Kristian (2022): Energy Sharing: Eine Potenzialanalyse. Gemeinschaftlich Strom im Verteilnetz erzeugen und nutzen: Eine Studie zum Umsetzungsvorschlag im Rahmen von Artikel 22 der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU, Forschungsbericht, IÖW, Berlin


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Energie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).