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Studie der Frankfurt UAS untersucht Wertpapiergeschäfte von 376 deutschen Sparkassen: Aus den untersuchten Daten wird ersichtlich, welche Sparkassen durch ihr Kapitalmarktgeschäft erhebliche Risiken in die Gemeinden importieren und welche ihr Geschäftsmodell entsprechend dem öffentlichen Auftrag ausrichten
Eine Vielzahl von Sparkassen wird ihrem öffentlichen Auftrag nicht gerecht und legt teilweise sehr hohe Summen am Kapitalmarkt an, statt die örtliche Bevölkerung mit Geld- und Kreditleistungen zu versorgen. Dies belegt die Studie „Was die Sparkassen mit ihren Kundengeldern machen – Eine Analyse der Anlagepolitik deutscher Sparkassen 2020“¹ unter Leitung von Prof. Dr. Ralf Jasny, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzdienstleistungen am Fachbereich Wirtschaft und Recht der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Die Studie beruht auf der Analyse der aktuell verfügbaren 376 Jahresabschlüsse des Jahres 2020 der deutschen Sparkassen.
Der gesetzlich verankerte Auftrag sieht vor, Kredite an Unternehmen und Privatpersonen zu vergeben. Stattdessen werden Kundeneinlagen von einigen Sparkassen in erheblichem Umfang am Kapitalmarkt investiert. Aufgrund der aktuellen Kapitalmarktturbulenzen kann dies bei einigen Sparkassen zu Verlusten oder im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen.
Ergebnis der Studie ist, dass 77 Sparkassen mehr als 30 Prozent ihrer Aktiva in börsennotierten Wertpapieren anlegen; zwei der untersuchten Geldinstitute haben gar bis zu 66 Prozent in Wertpapieren angelegt und erhebliche Kapitalmarktrisiken in ihrer Bilanz. „Mit der Erfüllung des gesetzlich verankerten öffentlichen Auftrags der Versorgung der regionalen Wirtschaft mit Krediten hat diese Anlagepolitik nichts mehr zu tun“, so Jasny.
68 Sparkassen hätten ohne die Erträge aus den Wertpapiergeschäften im Jahr 2020 sogar Verluste in Millionenhöhe ausweisen müssen. Damit wäre ohne den „Booster“ aus den Kapitalmarkterträgen jede siebte deutsche Sparkasse operativ defizitär. Bei Verlustausweisen dieser Sparkassen drohen den Trägergemeinden nicht nur erhebliche Steuerausfälle, sondern sogar Steuerrückerstattungen an die Sparkassen – mit unabsehbaren Folgen für den Gemeindehaushalt. „Sollten die Kapitalmärkte sich bis zum Jahresende 2022 nicht erholen, drohen in Folge in den nächsten Jahren vielen Gemeinden große finanzielle Verwerfungen“, prognostiziert Jasny.
Aus den untersuchten Daten wird ersichtlich, welche Sparkassen durch ihr Kapitalmarktgeschäft erhebliche Risiken in die Gemeinden importieren – mit der Folge von Steuerausfällen oder sogar Gewerbesteuerrückforderungen. „Die Verwaltungsräte der Sparkassen, die mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern bzw. Landrätinnen und Landräten besetzt sind, sind hier in der Verantwortung, ihre Kontrollfunktion gegenüber den Vorständen auszuüben und den öffentlichen Auftrag der Sparkassen sicherzustellen“, erläutert der Bankenexperte.
Die Studie zeigt demgegenüber auch, dass 157 Sparkassen ihr Geschäftsmodell entsprechend dem öffentlichen Auftrag ausrichten und profitables, nachhaltiges Sparkassengeschäft betreiben. Jasny: „Letztlich liegt der Erfolg einer Sparkasse nicht in der Größe oder der Region, sondern einzig und allein im Wissen, der Erfahrung, der Motivation und den Kompetenzen des Vorstands und des Verwaltungsrats.“
¹Die Studie ist erschienen bei epubli: https://www.epubli.de/shop/buch/127886
Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Ralf Jasny, Telefon +49 173 8912456, E-Mail: jasny@fb3.fra-uas.de
https://www.frankfurt-university.de/fb3 (Informationen zum Fachbereich Wirtschaft und Recht)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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