idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.07.2022 14:00

Haushaltskürzungen: Humboldt-Stiftung muss Stipendien und Programme streichen

Theresa Trepesch Pressereferat
Alexander von Humboldt-Stiftung

    Ein Drittel weniger Stipendien in diesem und im nächsten Jahr. Stopp für Forschungshubs in Afrika.

    Die Haushaltsplanungen der Bundesregierung für das laufende und kommende Jahr zwingen die Alexander von Humboldt-Stiftung zu starken Einschnitten. Während der Koalitionsvertrag der Bundesregierung für die Stiftung einen jährlichen Budgetzuwachs von drei Prozent vorsah, sinkt die vom Auswärtigen Amt geleistete institutionelle Finanzierung der Stiftung in diesem Jahr um 3,3 Prozent. Zusätzlich ist für dieses Jahr eine weitere Kürzung um bis zu drei Prozent als globale Minderausgabe geplant. Für das Haushaltsjahr 2023 ist ein Minus von 7,8 Prozent avisiert.

    Bereits für das laufende Jahr hat die Stiftung ihre Bewilligungszahlen in vom Auswärtigen Amt finanzierten Programmen um bis zu 30% gesenkt, im Forschungsstipendienprogramm etwa bedeutet dies einen Rückgang von 116 Stipendien, von 380 Stipendien im Jahr 2021 auf 264 im Jahr 2022. Die Zahlen aus dem Kabinettsentwurf für das Jahr 2023 zwingen die Stiftung nun zusätzlich ganze Programme einzustellen: Dies betrifft das Residency-Programm, das Politik und Gesellschaft Wissen aus dem Humboldt-Netzwerk zur Verfügung stellt, die Vergabe von Forschungspreisen für Geisteswissenschaftler und insbesondere das erst 2021 eingeführte Programm der Forschungshubs, die erstmals die Federführung für deutsch-afrikanische Kooperationsprojekte in afrikanische Hände legen. Auch in der Philipp Schwartz-Initiative, die durch Krieg und Verfolgung bedrohten Forschenden eine Arbeit in Deutschland ermöglicht, wird es im kommenden Jahr zu schmerzhaften Einschnitten kommen.

    Stiftungspräsident Hans-Christian Pape warnt vor den Folgen für das Ansehen der Stiftung und der deutschen Wissenschaftsdiplomatie: „Unser weltweites Netzwerk erleichtert der Diplomatie ebenso wie der Wissenschaft und der Wirtschaft die internationale Kooperation. Die Stiftung und damit Deutschland wurden in den letzten bald 70 Jahren immer als fairer und verlässlicher Partner gesehen“, so Pape. „Die Einschnitte jetzt werden uns zwingen, diese Verlässlichkeit aufzukündigen. Wir werden herausragend fähige Personen, die mit unseren Stipendien nach Deutschland kommen möchten, absagen müssen, ohne dass wir dies inhaltlich begründen könnten. Wir verprellen damit nicht nur diese Menschen, die uns sonst so sehr von Nutzen wären. Wir verlieren an Reputation und das schwächt für alle, auch die bisherigen Verbündeten Deutschlands, die Motivation, sich für unser Netzwerk zu engagieren“, betont Pape.

    Pape fordert, die Kürzungen mit Blick auf ihre im Verhältnis zum eingesparten Geld überproportional negative Wirkung zurückzunehmen: „Natürlich sehen auch wir die enormen Herausforderungen, vor denen Deutschland steht. Es ist selbstverständlich, dass auch die Wissenschaft ihren Beitrag leisten muss. Aber über die Prioritäten darf gestritten werden. Ich meine nicht, dass wir um Größenordnungen mehr Geld für die pauschale Subventionierung von Treibstoff ausgeben sollten als für die Konfliktprävention, wie sie mit der Wissenschaftsaußenpolitik betrieben wird. Wir müssen den internationalen Vertrauensverlust und die Ausdünnung unserer internationalen Netzwerke verhindern“, betonte Pape auch mit Blick auf die geplanten Kürzungen anderer Organisationen wie den DAAD oder das Goethe-Institut.

    Besonders schmerzlich seien die Kürzungen für die Philipp Schwartz-Initiative, so Pape. Während in diesem Jahr Sondermittel für den Schutz Forschender aus der Ukraine vorhanden sind, müssen diese im nächsten Jahr weiterlaufenden Stipendien dann zu Lasten von Bewerbungen aus anderen Ländern finanziert werden. „Der Schutz für Forschende aus der Ukraine geht auf Kosten von genauso schutzbedürftigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus anderen Ländern. Was ein starkes Signal der Solidarität sein sollte, wird so in der Mehrheit der Länder zu einer Schwächung der Wissenschaftsfreiheit führen“, sagte Pape.


    Weitere Informationen:

    https://www.humboldt-foundation.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).