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08.05.2004 09:21

Neue Wege in der Lehrerausbildung

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Universität Erfurt gewinnt Preis für Reform ihrer Lehrerausbildung

    Die Universität Erfurt hat mit ihrem Konzept zur Reform der Lehrerausbildung den, vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Mercator-Stiftung gemeinsam ausgelobten, Preis "Neue Wege in der Lehrerbildung", gewonnen, das teilte heute Präsident Dr. Wolfgang Bergsdorf, im Anschluss an die Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates in Bonn mit. "Die Umsetzung des Konzepts der Universität Erfurt in der Ausbildung von Grund- und Regelschullehrern hat damit deutschlandweite Anerkennung erfahren", so Bergsdorf, der in dem Preis auch "eine Bestätigung für den gesamten Reformkurs der Universität" sieht.

    78 Hochschulen aus ganz Deutschland hatten sich für das Aktionsprogramm interessiert. Aus 44 Anträgen wählte der Beirat acht Hochschulen für die Abschlusspräsentation aus. Präsident Bergsdorf, die Professorin Dr. Karin Richter als Vertreterin des Studienganges "Pädagogik der Kindheit" und Projektleiterin Dr. Gaby Luther überzeugten das Gutachtergremium in Bonn. Erfurt gehört damit zu den acht ausgezeichneten Hochschulen, deren Reformmodelle über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert und vom Stifterverband und der Mercator-Stiftung wissenschaftlich begleitet werden.

    "Wesentliche Zielsetzung unseres Ansatzes zur Integration der Lehramtsausbildung in das konsekutive Studienkonzept ist eine grundlegende, solide, wissenschaftliche Ausbildung in den Fachwissenschaften, der Fachdidaktik und in den Berufswissenschaften auf der einen Seite sowie die Stärkung des Praxisbezuges in der Ausbildung auf der anderen Seite", so Präsident Bergsdorf. Dies bedeute nicht nur die Veränderung der Strukturen in der Lehramtsausbildung, sondern auch und vor allem eine inhaltliche Neugestaltung in allen drei Ausbildungsfeldern. Zunächst werden alle zukünftigen Lehrer auf gleichem wissenschaftlichem Niveau und in gleichen Studienstrukturen ausgebildet. Nicht erst seit PISA werde die Aufwertung der Grundschule gefordert. "Das Modell der Universität Erfurt zur besonderen Ausbildung von Grundschullehrern trägt dem Rechnung", erklärte Bergsdorf.

    Danach studieren alle Studierenden zunächst einen sechssemestrigen Baccalaureus-Studiengang mit zwei Studienrichtungen, die eine solide, fachliche Grundlage für die entsprechenden Schulfächer einer bestimmten Schulart bieten. Ebenfalls werden die obligatorischen Bereiche Studium fundamentale und Berufsfeld studiert. Letzterer dient dazu, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben bzw. auszubauen, die im engeren Sinne auf bestimmte Berufsfelder vorbereiten. Dazu gehören berufsqualifizierende Kurse und vor allem Praktika mit Bezug auf Bildung, Schule und Unterricht. In Wahlpflichtveranstaltungen des Studium fundamentale und der Studienrichtungen werden Themen angeboten, die auch - aber nicht nur - für zukünftige Lehrer von Bedeutung sind. Bildung, Schule, Kindheit, Entwicklung und Zusammenhänge zwischen Lehren und Lernen, Diagnostik und Motivation sind nur einige mögliche Themenbereiche. In den Studienrichtungen sind unterschiedliche Schwerpunktbildungen möglich, die ein bereits auf das Schulfach orientiertes Studium der fachwissenschaftlichen Inhalte erlaubt.

    In der Ausbildung von Grundschullehrern schreiben sich alle Studierenden im Baccalaureus-Studiengang für die Hauptstudienrichtung "Pädagogik der Kindheit" und eine Nebenstudienrichtung ein, die dann als Schwerpunktfach studiert wird. Im Schwerpunktfach ist die Ausbildung darauf angelegt, dass alle Studierenden eine Befähigung auch für den Unterricht in diesem Fach über die Grundschule hinaus erhalten. Die BA-Absolventen sind somit Experten für fachliche Fragestellungen zur Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit. Sie können mit dem BA-Abschluss bereits als Berater in diesen Fragen in Jugendämtern, für Bildungsfragen in Vorschule, Schule, Medien usw. oder als selbstständig agierende Berater für Familien tätig werden.

    Auch in der Ausbildung von Regelschullehrern entscheiden sich alle Studierenden für eine Haupt- und Nebenstudienrichtung, die die fachlichen Grundlagen für zwei entsprechende Schulfächer in der Regelschule bieten. Das Studium im Baccalaureus-Studiengang bietet einen angemessenen Überblick über das entsprechende Fach. Es zielt auf Interdisziplinarität und - bei angemessener fachlicher Spezialisierung - auf die Aneignung eines breiten Basis- und Methodenwissen im Sinne eines Kerncurriculums sowie der notwendigen Schlüsselkompetenzen. Wesentlicher Bestandteil der Ausbildung insbesondere in den Studienbereichen Studium fundamentale und Berufsfeld ist die Stärkung von Schlüsselkompetenzen wie z.B. Kommunikations- und Teamfähigkeit. "Alle diese Qualifikationen brauchen auch Lehrer in der Gestaltung von Bildung, Schule und Unterricht", betont Bergsdorf.

    Entscheidet sich ein erfolgreicher BA-Absolvent für den Lehrerberuf, dann beginnt er ein Magister-Programm - Lehramt für eine bestimmte Schulart. Der dreisemestrigen MA-Studiengang umfasst fachdidaktische, fachwissenschaftliche und berufswissenschaftliche Anteile. In allen Semestern werden pädagogische bzw. fachdidaktische Praktika absolviert. Diese sind direkt in die Module eingebunden und werden dort vorbereitet, betreut und geprüft. Damit kann eine engere Verzahnung von Theorie und Praxis erreicht werden. Mit der Magisterarbeit weisen die Studierenden nach, dass sie in der Lage sind, eine Fragestellung aus fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Sicht, also mit einem Bezug zur realen Schul- und Unterrichtswelt, erfolgreich zu bearbeiten. Besonders in fachdidaktischen und praktischen Studienanteilen ist eine enge Zusammenarbeit mit Vertretern der Studienseminare geplant. Damit kann ein reger Austausch über Inhalte der ersten und zweiten Lehrerbildungsphase erreicht werden, der den MA-Absolventen den Übergang in das Referendariat überschaubarer gestaltet. Das Referendariat könnte damit ggf. um eine gewisse Zeit gekürzt werden.

    3.300 Studierende sind derzeit an der Universität Erfurt eingeschrieben. Die Reformuniversität hat fünf Jahre nach Aufnahme des Studienbetriebes nahezu alle Ausbildungsgänge in ihr neues BA/MA-System integriert. "Sie ist damit derzeit die einzige deutsche Universität, die die Kriterien des Bologna-Prozesses erfüllt. Mit den international vergleichbaren akademischen Abschlüssen erreichen unsere Absolventen auf dem Campus Europa und auf einem europäischen Arbeitsmarkt eine hohe Mobilität", so der Präsident.

    Kontakt/ weitere Informationen: Dr. Gaby Luther
    Tel.:0361-737-5005 bzw. 0173-3685788


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-erfurt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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