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20.07.2022 13:47

Geometriefreiheit im Glas: Lasergefertigte 3D-Mikrostrukturen für komplexe photonische Komponenten

Petra Nolis M.A. Marketing & Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT

    Drei Institute der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft haben am 1. März 2022 das gemeinsame Projekt »LAR3S« gestartet. Sie wollen die Herstellung von dreidimensionalen, photonischen Komponenten mit dem Laser komplett neu angehen. Im Fokus stehen dabei das Selektive Laser-induzierte Ätzen und das Inverse Laserstrahlbohren. Ein wesentliches Ziel sind weitgehend automatisierbare Prozesse und Verfahren.

    Neue Ideen für die industrielle Herstellung von Mikrostrukturen

    Glas ist ein faszinierender Werkstoff: Er ist transparent und ermöglicht die Bearbeitung im Volumen. Die materialdurchdringende Laserstrahlung ermöglicht dabei eine weitgehende Geometriefreiheit in 3D und die Bearbeitung unterschiedlichster transparenter Materialien. Die Herausforderung steckt im Detail: Um riss- und bruchfreie Ergebnisse zu bekommen sind genaue Kenntnisse der Materialeigenschaften und Bearbeitungsprozesse nötig.

    Im Projekt »LAR3S – Lasergenerierte dreidimensionale photonische Komponenten« wollen die Partner ihr spezielles Know-how einsetzen, um gemeinsam das Prozesswissen zu erweitern und neue Technologien für die Fertigung verschiedener 3D-Strukturen mit dem Laser zu entwickeln. Mit dabei sind das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL), das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT und das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC.

    Laserbohren in Glasfasern

    Vor 30 Jahren wurde die Idee, Glasfasern mit Löchern über die ganze Länge zu produzieren, noch ungläubig belächelt. Ein Team unter der Leitung des inzwischen emeritierten Direktors des MPL, Philip Russell, hat dafür eine Technologie entwickelt, bei der Glasstäbe oder -rohre zusammengelegt und in die Länge gezogen werden. So lassen sich heute Glasfasern mit bestimmten Querschnitten ziehen, auch Stack-and-draw Verfahren genannt. Mit strukturierten Hohlkern-Fasern können unter anderem sehr intensive Laserstrahlen übertragen werden, die Vollfasern zerstören würden.

    Der Aufbau strukturierter Fasern ist mit dem Stack-and-draw-Verfahren meist auf eine hexagonale Geometrie beschränkt. Am Fraunhofer ILT wird ein patentiertes Verfahren weiterentwickelt, mit dem komplexere und damit möglicherweise vorteilhaftere Strukturen völlig automatisiert gefertigt werden können: das Inverse Laserstrahlbohren. Dabei wird die Laserstrahlung durch ein transparentes Bauteil hindurch auf die Rückseite fokussiert und mittels eines Scanners über die abzutragende Fläche bewegt. Der Laser bohrt gewissermaßen rückwärts ein Loch in das Glas. So lassen sich fast beliebige Strukturen mit großen Aspektverhältnissen in den Faserrohling einbringen, auch andere transparente Materialien stellen kein Problem dar. In Zukunft sollen die Strukturen mit Künstlicher Intelligenz am Computer berechnet und mit dem Laser direkt umgesetzt werden.

    Vom Fraunhofer ISC kommt dabei eine wesentliche Kompetenz für die Prozessführung: Das Entfernen der abgetragenen Reststoffe aus den Bohrlöchern. Hierfür werden zusammen mit den Projektpartnern die Laserparameter optimiert sowie physikalische oder chemische Methoden zur Prozessoptimierung entwickelt. Ziel sind Strukturen mit maßgeschneiderten dispersiven Eigenschaften in über 200 mm langen Faservorformen.

    3D-Mikrostrukturen durch Selektives Laser-induziertes Ätzen

    Ein anderes Verfahren für die Mikromaterialbearbeitung ist das Selektive Laser-induzierte Ätzen. Dabei wird ein transparenter Werkstoff mithilfe von fokussierter ultrakurz gepulster Laserstrahlung im Volumen und an den Oberflächen rissfrei strukturiert und dadurch die chemischen Eigenschaften so verändert, dass er selektiv ätzbar wird. Durch die Auslenkung des Fokus im Werkstück werden zusammenhängende Bereiche modifiziert. Diese können im zweiten Prozessschritt durch nasschemisches Ätzen entfernt werden. Auch dieser zweigeteilte Prozess ermöglicht eine hohe Geometriefreiheit.

    Die Projektpartner wollen das Verfahren vor allem für neue Geometrien in der Herstellung von Laser-Mikroresonatoren optimieren. Solche Sub-Millimeter-Strukturen lassen sich beispielsweise in der Telekommunikation und der Quantentechnologie anwenden. Als Koppler, Konverter oder Sensoren ermöglichen sie die weitere Miniaturisierung und Integration optischer Komponenten.

    Das Projekt »LAR3S – Lasergenerierte dreidimensionale photonische Komponenten - Resonante und Antiresonante Bauelemente zur Formung und Führung von Licht« mit einer Laufzeit von drei Jahren wird im Rahmen des Fraunhofer-Max-Planck-Kooperationsprogramms gefördert.

    Ansprechpartner am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts

    Dr. Michael H. Frosz
    TDSU Faserherstellung & Glasstudio
    Telefon +49 9131 7133-219
    michael.frosz@mpl.mpg.de

    Dr. Pascal Del’Haye
    Del’Haye Forschungsgruppe
    Telefon +49 9131 7133-137
    pascal.delhaye@mpl.mpg.de

    Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts
    Staudtstraße 2, 91058 Erlangen

    Ansprechpartnerin am Fraunhofer ISC

    Dr. Claudia Stauch
    Cluster Werkstoffchemie
    Telefon +49 931 4100-597
    claudia.stauch@isc.fraunhofer.de

    Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC
    Neunerpl. 2, 97082 Würzburg


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Sebastian Johann Simeth M. Sc.
    Abteilung Mikro- und Nanostrukturierung
    Telefon +49 241 8906-358
    sebastian.simeth@ilt.fraunhofer.de

    Dipl.-Phys., Dipl.-Volksw. Dominik Esser
    Abteilung Festkörperlaser
    Telefon +49 241 8906-437
    dominik.esser@ilt.fraunhofer.de

    Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT
    Steinbachstraße 15
    52074 Aachen
    www.ilt.fraunhofer.de


    Weitere Informationen:

    https://www.ilt.fraunhofer.de/
    https://www.isc.fraunhofer.de/
    https://mpl.mpg.de/


    Bilder

    Im Projekt »LAR3S« arbeiten Institute der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft gemeinsam an Verfahren für die Herstellung von Vorformen für Hohlstruktur-Fasern mit neuen Geometrien.
    Im Projekt »LAR3S« arbeiten Institute der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft gemeinsam an V ...

    © Fraunhofer ILT, Aachen.

    Mit dem Selektiven Laser-induzierten Ätzen lassen sich Mikroresonatoren herstellen, zum Beispiel für Frequenzkammgeneratoren. Das Laserverfahren ermöglicht dabei neue Geometrien.
    Mit dem Selektiven Laser-induzierten Ätzen lassen sich Mikroresonatoren herstellen, zum Beispiel für ...

    © Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL), Erlangen.


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Chemie, Maschinenbau, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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