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10.05.2004 17:21

Freiheit für den Rothirsch!

Sven Holst Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

    Deutsche Wildtier Stiftung fordert neuen Umgang mit dem größten heimischen Säugetier

    Der Rothirsch muss mehr Rechte bekommen: Er soll seinen Lebensraum frei wählen und seinen Lebensrhythmus eigenständig bestimmen dürfen. Das ist eines der Ergebnisse des zweiten Rotwildsymposiums, das die Deutsche Wildtier Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Wildökologie und Jagdkunde der Technischen Universität Dresden am 7. und 8. Mai im Bundesverbraucherministerium in Bonn veranstaltete. Was sich so selbstverständlich anhört ist ein hartes Stück Arbeit, denn es bedarf des Zusammenspiels so verschiedener Interessensgruppen wie Wissenschaftlern, Politikern und Funktionären aus den Bereichen Jagd, Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz. Über 130 Vertreter dieser Gruppen waren dem Aufruf der Deutschen Wildtier Stiftung zum Symposium gefolgt und diskutierten über ein neues Leitbild für den Umgang mit dem Rothirsch.

    Schluss mit der "Verwaltung des Rothirsches"
    Das Leben von Hirschen unterliegt hierzulande vielerlei Gesetzen, Vorschriften und Interessen. Diese drohen das größte in Deutschland lebende Säugetier mehr und mehr in seiner natürlichen Lebensweise einzuschränken. In Bonn ging es darum, endlich einmal die Ansprüche der Tiere in den Vordergrund zu stellen. Die Autoren des "Leitbild für das Rotwild-Management in Deutschland", die Wildbiologen Ulrich Wotschikowsky und Olaf Simon fordern deshalb eine Ausweitung und Vernetzung der Lebensräume der Rothirsche mit genügend Flächen auch außerhalb der Wälder bei gleichbleibender Anzahl der Hirsche. Dadurch wird eine angemessene Bejagung erleichtert, ohne die Hirschpopulationen unter Dauerstress zu setzen. Konsens herrschte beispielsweise in der Frage einer Verkürzung der Bejagungszeit. Diese sollte von neun auf fünf Monate reduziert werden.

    Dass ein solches Leitbild notwendig wurde, ist die Folge einer Reihe von Eingriffen des Menschen in die Natur: Intensive Landnutzung, dichte Besiedelung und ein engmaschiges Straßennetz - in einem Industrieland wie Deutschland stößt ein so großes Tier wie der Hirsch, das ein weitläufiges Areal für seine Wanderungen braucht, schnell an seine Grenzen. Der Hirsch hat darauf mit einer starken Veränderung seiner Lebensweise reagiert.

    Veränderte Lebensweise
    Aus dem einst tagaktiven Tier, das sich vorwiegend in offenen und halboffenen Landschaften aufhielt, ist ein scheues, nachtaktives Tier geworden, das sich mehr und mehr in die Wälder zurückgezogen hat. Dort richten die Rudeltiere sehr zum Leidwesen der Förster teilweise starke Verbiss- und Schälschäden an Bäumen an. Deshalb fordern sie eine starke Reduzierung, was wiederum den Jägern missfällt. Die Gesetzgebung tut ihr Übriges: Jeder Rothirsch, der sich außerhalb der amtlich festgesetzten Rotwildgebiete bewegt, muss erlegt werden. Professor Dr. Dr. Sven Herzog von der Technischen Universität Dresden beschreibt die Folgen: "Eine immer stärkere "Verinselung" der einzelnen Populationen führt langfristig zu einer immer geringeren Mischung des Erbguts bei der Fortpflanzung. Das kann irgendwann die Anpassungsfähigkeit der ganzen Art beeinträchtigen." Inzwischen lebt das Rotwild in Deutschland nur noch auf einem Fünftel der Fläche seines ursprünglichen Verbreitungsgebiets. Entsprechend selten sind Begegnungen mit dem stolzen Geweihträger.

    Projekte für den Rothirsch
    "Für die Deutsche Wildtier Stiftung ist es ein wichtiges Ziel, den Rothirsch für die Menschen wieder erlebbar zu machen und damit eine neue Wertschätzung des größten deutschen Säugetiers zu erreichen. Viele der auf dem Rotwildsymposium geforderten Punkte setzen wir auf den Flächen des Gutes Klepelshagen bereits um", so Haymo G. Rethwisch, Stifter der Deutschen Wildtier Stiftung. Zum Areal der Forschungsstation Gut Klepelshagen der Deutschen Wildtier Stiftung gehört beispielsweise eine großflächige Offenlandschaft, das so genannte "Tal der Hirsche". Der Versuch, den Hirschen hier einen artgerechten Lebensraum zur Verfügung zu stellen, wurde belohnt: Inzwischen können die Tiere auch tagsüber wieder beobachtet werden. Außerdem konnte die Stiftung zeigen, wie wichtig Brachflächen sind, die gerade auch für Hirsche eine Lebensraumalternative zum Wald darstellen und verhindern können, dass diese Schäden auf Feldern und Äckern verursachen. "Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, auch die Agrarpolitik und ihre Instrumente für den Rothirsch zu nutzen", so der Geschäftsführer Naturschutz und Umweltpolitik der Stiftung, Hilmar Freiherr v. Münchhausen.

    Die Stiftung möchte mit solchen Projekten und Symposien Anstöße zum Umdenken geben und Partner gewinnen, die bereit sind, Flächen zur Verfügung zu stellen, auf denen die gewonnenen Erkenntnisse umgesetzt werden können. Langfristig ist auch der Gesetzgeber gefordert, wenn es darum geht, die rechtlichen Rahmenbedingungen anzupassen.

    Weitere Informationen zum Rothirsch sowie das im Symposium vorgestellte "Leitbild für das Rotwild-Management in Deutschland" finden Sie auf der Internetseite "www.rothirsch.org" oder der Homepage der Deutschen Wildtier Stiftung "www.DeutscheWildtierStiftung.de".

    Kontakt Deutsche Wildtier Stiftung:
    Sven Holst, Geschäftsführer
    Billbrookdeich 210
    22113 Hamburg
    Telefon: 040 / 73 33 93 32
    Fax: 040 / 7 33 02 78
    E-Mail: Presse@DeWiSt.de
    www.presse.DeutscheWildtierStiftung.de
    Bankverbindung: HSH Nordbank
    Spendenkonto 380519010
    BLZ 200 500 00

    Pressekontakt Deutsche Wildtier Stiftung:
    TBWA\PR
    Experience Communication
    Silke Lehmeyer
    Ridlerstraße 31b, 80339 München
    Tel.: 089 / 48 90 67- 331
    Fax: 089 / 48 81 60
    E-Mail: silke.lehmeyer@tbwa.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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