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Telemonitoring in Kinderonkologie ist angelaufen - 24 Stunden, sieben Tage pro Woche können Kinder mit Krebserkrankungen den MedizinerInnen an der Innsbrucker Kinderklinik (Dir. Thomas Müller) Feedback zu ihrer Behandlung geben. Ein Team um Roman Crazzolara, leitender Oberarzt an der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie, hat ein Telemonitoring-Programm entwickelt. Die ersten Auswertungen sind vielversprechend und wurden jetzt im Fachjournal JAMA Network Open veröffentlicht.
Innsbruck, am 03.08.2022: Nur 42 Sekunden, kürzer als zum Zähneputzen, brauchen jun-ge KrebspatientInnen, um einen Online-Fragebogen auszufüllen, der an der Medizinischen Universität Innsbruck für sie entwickelt worden ist. Die betroffenen Kinder - bzw. die Eltern der ganz kleinen PatientInnen (1-5 J.) – reden auf diese Weise bei ihrer Therapie mit, sie-ben Tage pro Woche, egal ob sie gerade in der Klinik oder daheim sind. Roman Crazzola-ra, leitender Oberarzt an der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie, hatte sich bei der Übernahme seiner Stiftungsprofessur 2019 vorgenommen, die Untersuchung der Lebens-qualität während der Behandlung von Kinderkrebserkrankungen in den Mittelpunkt zu rü-cken. „Einen Fragebogen, der tagtäglich – auch am Wochenende - abfragt und in dieser Weise in die klinische Behandlung miteinbezogen wird, hat es in der Kinderonkologie noch nie gegeben“, betont Crazzolara. Zwei Publikationen, zur Konzeption und zur Einführung des Fragebogens, sind in den vergangenen neun Monaten erschienen. Das Fachjournal JAMA Network Open veröffentlichte nun die dritte Forschungsarbeit, in der es um die An-wendung dieses Telemonitoring-Tools geht und die Implementierung in den klinischen Alltag gezeigt wird.
Wie steht’s um den Appetit? Schmerzen? Erbrechen? Übelkeit? Müdigkeit? All diese Fra-gen beantworten die Kinder mit jeweils einem Click. Neben körperlichen Symptomen deckt das Tool auch das psychische Befinden ab. „Zusätzlich fragen wir einmal pro Monat gene-rell ab, wie es dem Kind mit der Behandlung geht, z.B. ob es Angst vor Nadeln oder ande-re Sorgen hat. Wir können daraufhin wiederum unterschiedlich eingreifen“, sagt Crazzola-ra. Sein Team hat die Online-Fragebögen, die altersgerecht gestaffelt für Kinder und Ju-gendliche bis 18 Jahren erstellt worden sind, in Zusammenarbeit mit dem Team von Bern-hard Holzner (Universitätsklinik für Psychiatrie II) und den betroffenen Familien, entwickelt.
Vertrauen in Behandlungsteam und Therapie wächst
An der Innsbrucker Univ.-Klinik für Pädiatrie I, an der sich die hämatologische und onkolo-gische Station befindet, dürfen alle jungen KrebspatientInnen an dem Telemonitoring teil-nehmen. „Wir behandeln rund 75 Patientinnen und Patienten pro Jahr aus Tirol, Vorarlberg und Südtirol. 98 Prozent nehmen das Angebot an, die Ausfüllrate liegt bei fast 70 Prozent“, sagt Studienautor Crazzolara. Die nun publizierten Auswertungen haben ergeben, dass die PatientInnen sehr gut mit dem System zurechtkommen. „Die Eltern sind positiv über-rascht, dass wir sofort zuhause anrufen, wenn wir anhand des Fragebogens sehen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Das fördert das ÄrztInnen-PatientInnen-Verhältnis sehr stark, das Vertrauen in Behandlungsteam und Therapie wächst und wir können tatsächlich früh-zeitiger eingreifen.“ So habe sich infolge der zahlreichen Video-Telefonate und Interventio-nen beispielsweise herausgestellt, dass Kinder, die unter der Therapie eine Schleimhaut-entzündung entwickeln, bereits Schmerzen angeben, noch lange bevor die Entzündung sichtbar wird. „Diese Interventionen umfassen sowohl die Anpassung der Medikation, als auch die Beratung zum Umgang mit Schwierigkeiten in der Therapie.“
Der nächste Schritt im Projekt wird eine App sein, die noch mehr Funktionen bereitstellen wird. „Damit können wir sogar Telemedizin machen“, schildert Crazzolara. Neben vielen neuen Funktionen kann damit z.B. auch das ÄrztInnen-PatientInnen-Gespräch über Video-telefonie geführt werden. „Wir arbeiten auch ein neues Versorgungskonzept aus.“ Ziel sei es, dass Kinder künftig wohnortnah in ein Krankenhaus zur Blutabnahme gehen und da-nach via Telemedizin von den Innsbrucker ExpertInnen beraten werden können. Somit würde die Zeit, die die kleinen PatientInnen an der Klinik verbringen müssen, verkürzt.
Zur Person:
Der gebürtige Südtiroler Roman Crazzolara ist ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie. 2019 übernahm er die erste, von der Kinder-Krebs-Hilfe für Tirol und Vorarlberg vorläufig für fünf Jahre finanzierte Stiftungsprofessur für Kinderonkologie an der Univ.-Klinik für Pädiatrie I. Sein Forschungsschwerpunkt: Verbesserung der supportiven Therapie bei Krebserkrankungen im Kindesalter (Prophylaxe und Behandlung von Infektionserkrankungen während der Neutropenie, Erfassung der Lebensqualität während der Tumortherapie, Telemedizin während der Behandlung von Krebserkrankungen).
Forschungsarbeit:
Meryk A, Kropshofer G, Hetzer B, Riedl D, Lehmann J, Rumpold G, Haid A, Schneeberger-Carta V, Holzner B, Crazzolara R: Use of Daily Patient-Reported Outcome Measurements in Pediatric Cancer Care. JAMA Netw Open. 2022;5(7):e2223701. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.23701.
Medienkontakt:
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Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 2.200 MitarbeiterInnen und ca. 3.400 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin“ an. Ab dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden. Ab Herbst 2022 bieten die Medizinische Universität Innsbruck und die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck gemeinsam ein englischsprachiges Masterstudium „Pharmaceutical Sciences“ an, in dem die Studierenden eine fundierte Ausbildung im Bereich der Arzneimittelentwicklung erwerben können.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.
Univ.-Prof. Mag.sc.hum. Dr.med.univ. Roman Crazzolara
Universitätsklinik für Pädiatrie I
Tel.: +43 50 504 23501
E-Mail: Roman.Crazzolara@i-med.ac.at
Meryk A, Kropshofer G, Hetzer B, Riedl D, Lehmann J, Rumpold G, Haid A, Schneeberger-Carta V, Holzner B, Crazzolara R: Use of Daily Patient-Reported Outcome Measurements in Pediatric Cancer Care. JAMA Netw Open. 2022;5(7):e2223701. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.23701.
Studienkoordinatorin Alexandra Haid, Ursula Mattersberger (Obfrau Kinder-Krebs-Hilfe Tirol und Vorar ...
D. Bullock
MUI
Roman Crazzolara, leitender Oberarzt
David Bullock
MUI
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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