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07.09.2022 10:09

Liquid Biopsy zur Krebsdiagnostik am Auge: Schonende Suche nach Tumorspuren

Kerstin Ullrich Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

    Tumoren im Inneren des Auges stellen aufgrund ihrer Lage eine besondere Herausforderung für Diagnostik und Therapie dar. Die Entnahme von Gewebeproben zur genaueren Charakterisierung der schwer zugänglichen Tumorherde ist immer mit großen Belastungen für das betroffene Auge sowie die Patientinnen und Patienten verbunden. Um diese Belastung zu verringern, ist in den zurückliegenden Jahren intensiv an Möglichkeiten zur so genannten Flüssigbiopsie geforscht worden, für die der Tumor nicht direkt angesteuert werden muss.

    Wie weit dieses schonende Diagnoseverfahren entwickelt ist und welche Aussagekraft es besitzt, diskutieren Experten am 29. September 2022 auf einer Pressekonferenz zur Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

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    Die beiden häufigsten bösartigen Tumoren des Augeninneren sind das von Netzhautzellen ausgehende Retinoblastom und das Aderhautmelanom, bei dem die pigmentierten Zellen der unterhalb der Netzhaut gelegenen Aderhaut zu wuchern beginnen. „Bei beiden Erkrankungen wäre es ausgesprochen hilfreich, auf schonende Weise Informationen über die genetischen Besonderheiten des individuellen Tumors zu erhalten“, sagt Professor Dr. med. Dr. h.c. Nikolaos E. Bechrakis, Direktor der Universitäts-Augenklinik Essen. Mithilfe eines solchen genetischen Fingerabdrucks ließen sich wichtige Tumoreigenschaften bestimmen und die Therapie besser planen. Darüber hinaus mache der Nachweis – oder auch das Fehlen – tumoreigener DNA es möglich, den Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit der Therapie zu beurteilen. „Besonders nach zunächst erfolgreicher Therapie bietet die Flüssigbiopsie die Chance, eine mögliche Rückkehr der Erkrankung frühzeitig zu erkennen und rasch darauf zu reagieren“, erklärt Bechrakis.

    Bereits vor etlichen Jahren konnte in klinischen Studien gezeigt werden, dass für die genetische Untersuchung von Augentumoren nicht unbedingt eine Gewebeprobe direkt aus der Geschwulst notwendig ist. Vielmehr lässt sich Tumormaterial – das gilt für Proteine ebenso wie für freie Tumor-DNA – auch aus der viel leichter erreichbaren vorderen Augenkammer oder dem Glaskörper des Auges gewinnen. „Die Beprobung solcher Flüssigkeitsräume wird als Flüssigbiopsie bezeichnet“, erläutert Bechrakis.

    Weil allerdings auch hierbei das Auge punktiert werden muss, sei zusätzlich auch die Flüssigbiopsie aus dem in den Adern zirkulierenden Blut untersucht worden. In der Essener Universitäts-Augenklinik haben Bechrakis und sein Team hierzu umfangreiche Studien unternommen – mit Erfolg. „Bei Patientinnen und Patienten mit Aderhautmelanom konnten wir mit großer Zuverlässigkeit tumorspezifische DNA in Blutproben nachweisen“, berichtet der DOG-Experte.

    Von besonderer Bedeutung sei dies für die Früherkennung von Metastasen. „Bei Patientinnen und Patienten, die nach der Entfernung des Primärtumors Metastasen entwickelten, ist das DNA-Signal im Blut bereits zwei bis zehn Monate vor dem Nachweis von Leber-Metastasen durch einen Ultraschall oder eine Magnetresonanztomografie des Oberbauches sichtbar gewesen“, erklärt Bechrakis. Mit hochmodernen Geräten und sehr hoher Detektionsempfindlichkeit lassen sich hier 96 Prozent aller durch Metastasen erkrankten Personen zuverlässig erkennen („Sensitivität“) und 80 Prozent aller nicht metastasierten Personen korrekt als nicht erkrankt einstufen („Spezifität“). Auch beim Retinoblastom ist es möglich, Tumor-DNA per Flüssigbiopsie sowohl in der vorderen Augenkammer als auch im Blut festzustellen. „Hier geht es derzeit noch darum, die Sensitivität und Spezifität des Verfahrens zu evaluieren“, sagt Bechrakis.

    Mit zunehmender Nachweisempfindlichkeit rückt auch die Möglichkeit einer vorgeburtlichen Diagnostik in greifbare Nähe – denn als frühkindlicher Tumor betrifft das Retinoblastom hauptsächlich Säuglinge und Kleinkinder. „Prinzipiell ist es denkbar, eine Tumorerkrankung des Embryos aus einer einfachen Blutprobe der Mutter zu erkennen“, so Bechrakis. Diese Hürde sei bislang aber weder technisch genommen, noch seien die damit verbundenen ethischen und rechtlichen Fragen geklärt.

    Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.

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    DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
    Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 8.000 Mitglieder, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscherinnen und Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft Deutschlands.

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    Terminhinweise:

    • Online-Vorab-Pressekonferenz
    Termin: Donnerstag, 22. September 2022, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Link zur Anmeldung:
    https://attendee.gotowebinar.com/register/7928982293166185229

    • Hybrid-Kongress-Pressekonferenz
    Termin: Donnerstag, 29. September 2022, 12.30 bis 13.30 Uhr
    Präsenz: Estrel Congress Center, Saal A, Sonnenallee 225, 12057 Berlin
    Online: Link zur Anmeldung:
    https://attendee.gotowebinar.com/register/4210896862423190541

    • Symposium: „Liquid biopsy in der Augenheilkunde. Wo stehen wir und wohin wollen wir?“
    Termin: Samstag, 1. Oktober 2022, 16.45 bis 18.00 Uhr

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    Vorab-Online-Pressekonferenz zur DOG 2022
    Termin: Donnerstag, 22. September 2022, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Link zur Teilnahme: http://ttps://attendee.gotowebinar.com/register/7928982293166185229

    Themen und Referierende:

    In der Klinik angekommen – Zelltherapie, Wachstumsfaktoren und Gewebekonstrukte für die Augenoberfläche und Hornhaut
    Professor Dr. med. Gerd Geerling
    Präsident der DOG; Direktor der Klinik für Augenheilkunde,
    Universitätsklinikum Düsseldorf

    Spendermangel in der Hornhauttransplantation –
    sind Fischschuppen die Lösung?
    Professor Dr. med. Claus Cursiefen
    Generalsekretär der DOG; Direktor des Zentrums für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Köln

    Schwachsichtigkeit: Je früher die Therapie, desto besser die Kinderaugen
    Professor Dr. med. Maria Fronius
    Leiterin der Forschungseinheit „Sehstörungen des Kindesalters“, Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Frankfurt/Main

    Höhere UV-Strahlung am Auge: Wie können wir uns vor Schäden schützen?
    Privatdozent Dr. med. Vinodh Kakkassery
    Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Hostein, Campus Lübeck

    Behandeln unter Kriegsbedingungen:
    Zur Lage der Augenkliniken in der Ukraine
    Privatdozent Dr. Lyubomyr Lytvynchuk
    Stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Gießen

    Moderation:
    Kerstin Ullrich, Pressestelle DOG, Berlin

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    Kongress-Pressekonferenz (hybrid) zur DOG 2022

    Termin: Donnerstag, 29. September 2022, 12.30 bis 13.30 Uhr
    Präsenz: Estrel Congress Center, Saal A, Sonnenallee 225, 12057 Berlin
    Online: Link zur Anmeldung:
    https://attendee.gotowebinar.com/register/4210896862423190541

    Themen und Referierende:

    Ökologische Nachhaltigkeit in der Augenheilkunde –
    wie kann das gehen?
    Professor Dr. med. Gerd Geerling
    Präsident der DOG; Direktor der Klinik für Augenheilkunde,
    Universitätsklinikum Düsseldorf

    Alterssichtigkeit: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
    Professorin Dr. med. Maya Müller
    Ärztliche Direktorin des Instituts für Refraktive und Ophthalmo-Chirurgie (IROC), Zürich/Schweiz

    Trockene altersabhängige Makuladegeneration:
    Hoffnungsträger Komplement-Inhibitoren?
    Professor Dr. med. Frank Holz
    Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Bonn; Vorstand der Stiftung Auge

    Long-COVID: Sind Störungen der Mikrozirkulation für die Dauer-Erschöpfung verantwortlich? Wie kann der Augenarzt die Erkrankung heilen?
    Privatdozentin Dr. med. Dr. rer. biol. hum. Bettina Hohberger
    Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Erlangen

    Liquid Biopsy: Neue Möglichkeiten zur Krebsdiagnostik am Auge
    Professor Dr. med. Dr. h.c. Nikolaos Bechrakis
    Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Essen

    Moderation:
    Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DOG, Stuttgart

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    Kontakt für Journalist*innen:
    Pressestelle DOG 2022
    Kerstin Ullrich/Corinna Deckert
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-641/-309
    Telefax: 0711 8931-167
    ullrich@medizinkommunikation.org
    http://www.dog.org
    ____________________________________________________
    Wenn Sie keine Informationen der DOG mehr wünschen, senden Sie bitte eine E-Mail an: ullrich@medizinkommunikation.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Pressetermine
    Deutsch


     

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