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09.09.2022 12:06

Geht nicht, gibt’s nicht

Katrin Bogner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

    In den Zentralen Forschungswerkstätten am Universitätsklinikum Jena tüfteln, basteln und entwickeln Ingenieure und Techniker für Forschung und Lehre

    „Ich brauche bitte eine neue Halterung für meine Spritzvorrichtung.“ „Kann man die Mikroskopbeleuchtung noch reparieren?“ „Könnt ihr mir ein Gerät bauen, das messen kann, wieviel Kraft eine Gesichtsmuskelfaser aushalten kann?“ Mit derlei Fragen aus allerlei Forschungsbereichen des Universitätsklinikums Jens (UKJ) werden die Mitarbeiter der Zentralen Forschungswerkstätten alltäglich konfrontiert. Sie zeigen die Bandbreite ihrer Arbeit: von einfachen Halterungen oder Reparaturen hin zu komplexen und komplizierten Apparaturen und Anforderungen der Hochleistungsforschung am UKJ. Aber: kein Problem für das Team der Zentralen Forschungswerkstätten, bestehend aus einem Software-/Elektronikentwickler, zwei Elektronikern und vier Mechanikern.

    Wie bei einer gut funktionierenden Maschine greifen auch hier alle Rädchen ineinander und die sieben Männer ergänzen sich prima in ihren Fähigkeiten und Eigenschaften. Ganz nach dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“ gehen sie jeden Auftrag der Forschenden an. „Wir haben es uns schon so ein bisschen auf die Fahnen geschrieben, scheinbar ,Unmögliches‘ möglich zu machen“, erklärt Werkstattleiter und Ingenieur Holger Ginter. Er und sein Team sind eben keine normale Werkstatt, sondern stehen spezifisch für Forschung und Lehre am UKJ zur Verfügung. Das bedeutet, dass sie Geräte und Vorrichtungen für die Forschenden nicht nur bauen, sondern auch selbst entwickeln. Dinge, die es so im Handel gar nicht gibt. Und so konkrete Forschungsvorhaben oft genug erst möglich machen. Damit sind sie eine wichtige Unterstützung für die zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am UKJ. Auch wenn sie bescheiden im Hintergrund agieren. Dabei haben sie ihren ganz eigenen Forschungsgeist, denn es erfordert genauso Kreativität und Hirnschmalz, aus dem Nichts heraus etwas Neues zu entwickeln.

    Raum fürs kreative und handwerkliche Schaffen haben die sieben Männer an ihrem Arbeitsplatz am Teichgraben im Institut für Physiologie. Inmitten des historischen Ambientes – alte Apothekerschränke, hohe Deckenwände, verzweigte und verwinkelte Gänge, kahle Kellergewölbe, große und kleine Maschinen – tüfteln und basteln die Männer an wissenschaftlich-technischen Lösungen. Die Werkstätten gab es schon zu DDR-Zeiten, wo Mangelware erfinderisch machen musste. Zahlreiche noch heute brauchbare Teile wie Widerstände, Drähte oder Kondensatoren in allen Größen finden sich bestens sortiert in einer Art historischen Sammlung. Für das typische Trial and Error, zu Deutsch: Versuch und Irrtum, das zum Entwicklungsprozess nun einmal gehört, lassen sie sich durchaus noch nutzen. Und so entstehen inmitten dieser alten Räumlichkeiten Bausteine für modernste Forschung.

    Die Anfragen aus den Forschungsbereichen sind ganz unterschiedlich. „Mal ist es nur die Frage nach einem geeigneten Gehäuse oder Gestell. Aber wir werden auch vor echte Herausforderungen gestellt“, erklärt Holger Ginter. „Da muss man schon Tüftler und Bastler sein und einen langen Atem haben, aber das macht es ja gerade aus.“ Seine Kollegen stimmen ihm da voll und ganz zu.

    Eine besonders knifflige Fragestellung aus der Unfallchirurgie beispielsweise beschäftigte das Team der Forschungswerkstätten monatelang: Die Entwicklung einer Vorrichtung zur biomechanischen Testung von Belastungen an Sprunggelenksoperationen. Die Herausforderung daran: Das Gerät sollte sowohl axiale als auch Torsionskräfte auf das Sprunggelenk übertragen und messen. „Das widerspricht sich eigentlich“, erklärt Maschinenbau-Techniker Michael Händel. „Da saßen wir wirklich lange dran und haben aber letztlich eine Lösung gefunden“, berichtet er nicht ohne Stolz. Und wie bei allen großen Projekten war auch das Teamwork: von den ersten Zeichnungen und Berechnungen hin zu einem komplexen dreidimensionalen Model inklusive der Materialbeschaffenheit und der Drehbewegungen bis letztlich zum Bau der Vorrichtung und der Programmierung der selbst entwickelten Messelektronik.

    Über die Jahre hat das Team der zentralen Forschungswerkstätten eine Vielfalt an Geräten und Vorrichtungen für ganz unterschiedliche Kliniken, Institute und Arbeitsgruppen entwickelt: für die Geburtsmedizin eine Plazentaperfusionskammer, für die Kardiotechnik ein Aortenmodell, für die Zahnheilkunde einen Applikator, um Füllungen zu testen, für die Biomolekulare Photonik eine Inkubationskammer für die 2-Photonenmikroskopie oder für die Rechtsmedizin einen Messergriff inklusive Messverstärker, der die Stichkraft und Messerbeschleunigung erfassen kann. Und das sind nur ganz wenige Beispiele. Aber sie zeigen einmal mehr: Geht nicht, gibt’s nicht.


    Weitere Informationen:

    https://www.uniklinikum-jena.de/Forschung/Forschungsbericht/Forschungsbericht+20... Entwicklungen aus der Werkstatt im letzten Forschungsbericht


    Bilder

    Auch die Steuerung programmieren die Bastler und Tüftler für die entwickelte Apparatur, die messen kann, wieviel Kraft eine Gesichtsmuskelfaser aushalten kann.
    Auch die Steuerung programmieren die Bastler und Tüftler für die entwickelte Apparatur, die messen k ...
    Katrin Bogner/UKJ
    Universitätsklinikum Jena


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Elektrotechnik, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Maschinenbau, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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