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Wissenschaft
Lange waren sich Forscher*innen, die sich mit gemischtgeschlechtlichen Beziehungen auseinandersetzen, sicher, dass Frauen eine gewichtigere Spürnase dafür hätten, die zukünftige Beziehungszufriedenheit zu prägen und vorherzusagen. Untersucht wurde diese Annahme jedoch nie hinreichend. Ein internationales Forschungsteam hat nun die Daten von zwei großen Studien dahingehend analysiert und kommt zum Ergebnis: Es gibt keinen Unterschied bei den Geschlechtern. Die aktuelle Zufriedenheit wirkt sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen gleichermaßen auf die zukünftige Beziehungszufriedenheit aus.
Happy wife, happy life: Geht es der Frau gut, ist das gemeinsame Leben gut, so war lange die Annahme in der Beziehungswissenschaft. Ähnlich einem Barometer für die Wettervorhersage wäre die aktuelle Zufriedenheit der Frauen eher ausschlaggebend für die Zufriedenheit des Paares in der Zukunft.
„Es hat uns überrascht, dass diese Annahme bisher in der Forschung kaum untersucht wurde“, erklärt Marcus Mund, Professor am Institut für Psychologie der Universität Klagenfurt. Er hat gemeinsam mit Kolleg*innen nun zwei große Datensätze in Bezug auf diese Fragestellung analysiert. Für die erste Studie standen knapp 30.000 Tagebucheinträge zur Beziehungszufriedenheit von rund 900 gemischtgeschlechtlichen Paaren in den USA und in Kanada zur Verfügung. Der zweite Datensatz umfasste rund 3.400 gemischtgeschlechtliche Paare in Deutschland, die circa 21.000 Kurzberichte zur Beziehungszufriedenheit zur Verfügung stellten. Beide Datensätze ließen Vergleiche zwischen einzelnen Tagen (heute-morgen) bzw. zwischen einzelnen Jahren (dieses Jahr-nächstes Jahr) zu.
Marcus Mund fasst die Erkenntnisse zusammen: „Entgegen unserer Erwartungen zeigte sich in beiden Datensätzen, dass sowohl die Beziehungszufriedenheit von Männern als auch die Beziehungszufriedenheit von Frauen sowohl die eigene als auch die Zufriedenheit des Partners/der Partnerin signifikant vorhersagte. Es gab keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Frauen und Männer sind also gleichermaßen Barometer für die Zukunft ihrer Beziehung. Aus ihrer aktuellen Zufriedenheit lässt sich vorhersagen, ob ihre Beziehung – morgen oder in einem Jahr – von dunklen Wolken getrübt sein wird oder unter strahlendem Sonnenschein gedeihen kann.“
Die Ergebnisse zeigten einen deutlichen Zusammenhang zwischen der aktuellen und der zukünftigen Beziehungszufriedenheit. Wer heute überdurchschnittlich zufrieden ist, wird dies eher auch morgen sein; wer in diesem Jahr überdurchschnittlich zufrieden ist, wird ähnliche Werte in einem Jahr aufweisen. Gleichzeitig gibt es eine hohe gegenseitige Abhängigkeit der Zufriedenheit zwischen Mann und Frau. Diese wichtige Einsicht in die wechselseitige Abhängigkeit der Beziehungszufriedenheit, wie sie sich im Leben von Paaren entfaltet, hat auch erhebliche praktische Auswirkungen. „Grundsätzlich ist es wichtig, das Bewusstsein beider Partner für ihre Zufriedenheitsschwankungen zu schärfen. Wer das Auf und Ab einzuschätzen weiß, kann besser Frustrationen eindämmen und aus guten Phasen Kapital schlagen. So können wir das Funktionieren von Beziehungen im Alltag und in der Zukunft fördern“, schließt Marcus Mund aus den Erkenntnissen.
Univ.-Prof. Dr. Marcus Mund
+43 463 2700 1614
Marcus.Mund@aau.at
Matthew D. Johnson, Justin A. Lavner, Amy Muise, Marcus Mund, Franz J. Neyer, Yoobin Park, Cheryl Harasymchuk & Emily A. Impett (2022). Women and Men are the Barometers of Relationships: Testing the Predictive Power of Women’s and Men’s Relationship Satisfaction. PNAS Psychological and Cognitive Sciences, https://doi.org/10.1073/pnas.2209460119.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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