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06.10.2022 16:18

Nutzungsvielfalt bringt frischen Wind in die Innenstädte

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

    Schon vor Corona hatten Deutschlands Innenstädte oft mit Problemen zu kämpfen. Aber welche Optionen haben Kommunen für eine zeitgenössische Gestaltung ihrer Zentren? Dieser Frage ging das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) in einer Studie nach, die zeigt, dass klassische Nutzungen wie Einkauf und Gastronomie heute und zukünftig nicht mehr reichen.

    Berlin. Onlineshopping, Coronapandemie, Ukrainekrieg, Klimawandel – die Folgen wirken sich auch auf Deutschlands Innenstädte aus: Sinkende Umsätze im lokalen Einzelhandel, weniger Kundschaft in der City, weiter steigende Gewerbe- und Wohnungsmieten durch eskalierende Energiepreise, mangelnde Aufenthaltsqualität durch Hitze – dies sind nur einige der Auswirkungen. Aber welche Handlungsoptionen haben Kommunen, um in den Stadtzentren Leerstand zu vermeiden, bezahlbares Wohnen zu ermöglichen und den Innenstadtbesuch langfristig attraktiv zu machen?

    Diesen und weiteren Fragen ging das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) in einem interdisziplinären Forschungsprojekt nach. Die daraus entstandene Difu-Studie „Frischer Wind in die Innenstädte“ (als PDF kostenfrei online) soll einen Debattenbeitrag zur künftigen Ausrichtung der Innenstädte liefern und eine kritische Reflexion der bisherigen und zukünftigen Innenstadtpraxis anregen. Das Forschungsteam benennt in der Publikation die dafür notwendigen „Transformationsbausteine“ und zeigt daraus folgende Handlungsoptionen für Kommunen auf.

    Ausgewählte Kernaussagen, Empfehlungen und Maßnahmenbeispiele:

    - „Kommunen benötigen ein widerspruchsfreies gemeinsames „Zielbild“ für ihre
    Innenstadt, das die langfristig gewünschte Entwicklung definiert. Ein Beispiel könnte die
    „Alltägliche Innenstadt“ sein,“ so Difu-Wissenschaftlerin Julia Diringer. „Damit die
    Innenstadt die Stadtgesellschaft verbindet, braucht es eine Vielfalt an Angeboten und
    Anlässen „von Hochglanz bis ohne Glanz“, um das Verweilen für alle zur Normalität
    werden zu lassen.“

    - Die vorhandene Nutzungsvielfalt sollte laut Difu-Forschungsteam erweitert und bisher
    eventuell weiter entfernte Nutzungen in die Innenstadt integriert werden, beispielsweise
    Bildung, nichtkommerzielle Kultur- und Freizeitangebote, Gesundheitsangebote, soziale
    Einrichtungen, Wohnen, Verwaltung.

    - Multifunktionalität sollte ein selbstverständlicher Bestandteil der Gebäude- und
    Flächennutzung werden. So können Gebäude morgens anderen Zwecken dienen als
    abends. Mischen ist möglich und notwendig, muss aber gesteuert werden, um Konflikte
    zu vermeiden.

    - Sechs zentralen Schwerpunkten – „Transformationsbausteinen“ – wird derzeit laut Difu
    Forschungsteam oft noch zu wenig Relevanz bei der Innenstadtentwicklung
    beigemessen. Sie könnten jedoch wirksame Impulse für die Resilienz und „frischen
    Wind“ in die Innenstädte tragen: Klimaanpassung, Klimaschutz, Mobilitätswende,
    sozialer Zusammenhalt, Gemeinwohlorientierung und Kreislaufwirtschaft.

    - Die urbane Transformation bietet viele Möglichkeiten, die Innenstadt im Kaleidoskop der
    Zukunftsthemen zu positionieren: So könnten freiwerdende Flächen neu oder anders
    genutzt werden. Versiegelte Straßen und Plätze, Dach- und Fassadenflächen aber auch
    Gebäude für Klimaschutz, Klimaanpassung sowie Energieerzeugung könnten eine
    stärkere Rolle spielen. Aufenthalts- und Lebensqualität können durch eine
    mobilitätsgerechte Stadt – gut erreichbar, aber wenig fahrende oder parkende Autos –
    verbessert werden. Als Begegnungsort der Stadtgesellschaft zeigt sich in der Innenstadt
    auch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher sozialer Realitäten. Durch vielfältige
    Angebote für das Miteinander kann die Innenstadt zum gesellschaftlichen
    Zusammenhalt beitragen und ihn fördern. Eine stärkere Ausrichtung der Innenstadt auf
    das Gemeinwohl ist zudem notwendig, um unsoziale Logiken des Immobilienmarktes zu
    durchbrechen und Zugänglichkeit, breite Nutzungsmischung und bezahlbare Flächen für
    Kleingewerbe, Handwerk, Kunst, Kultur und Soziales zu ermöglichen. Mit dem
    europäischen „Green Deal“ wird Kreislaufwirtschaft zu einem Handlungsfeld für die
    kommunale Wirtschaftsentwicklung, die auch die Innenstädte betrifft. Angebote zum
    Reparieren und Wiederverwenden, nachhaltige Bauweisen und „Urban Mining“ – also
    das Weiternutzen von Rohstoffen in Produkten und Infrastrukturen nach
    Gebrauchsende – sollten ins urbane Repertoire gehören. Denkt man all diese
    Perspektiven weiter, könnte die Innenstadt in ihrer zentralen Funktion auch ein
    „Schaufenster der zukunftsorientierten Transformation“ werden.

    - Da die Handlungsspielräume der Kommunen insbesondere durch ein vielerorts
    geringes kommunales Flächenvermögen in der Innenstadt eingeschränkt sind, bedarf
    es auch einer Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten (z.B. durch
    Innenstadtentwicklungsmaßnahmen, Regelungen zum Gewerbemietrecht oder den
    Schutz für bestimmte Nutzungen).

    - Welche Rolle eine zeitgenössische Innenstadt tatsächlich ausfüllen kann, muss
    stadtindividuell entschieden werden. Dafür braucht es eine gemeinsame Verständigung
    über die „langen Linien“ der Transformation – und Ausdauer.

    „Die Innenstadt ist ein Gemeinschaftswerk. Die jetzt notwendige Transformation kann sich für Kommunen als Chance erweisen, die Stadtgesellschaft in diesen wichtigen Prozess einzubinden,“ so Difu-Wissenschaftlerin Sandra Wagner-Endres. „Einige Städte zeigen dies bereits, wie die Studie zeigt: Für „frischen Wind in der Innenstadt“ braucht es große Ideen und die Bereitschaft mutige Entscheidungen zu treffen.“

    Kontakt:

    Julia Diringer, M.Sc.
    +49 30 39001-283
    diringer@difu.de

    Dipl.-Ing.
    Ricarda Pätzold
    +49 30 39001-190
    paetzold@difu.de

    Dipl.-Soz.
    Jan Hendrik Trapp
    +49 30 39001-210
    trapp@difu.de

    Dipl.-Ing.
    Sandra Wagner-Endres
    +49 30 39001-154
    wagner-endres@difu.de
    _____________________________

    Der Text ist selbstverständlich frei zur Weiternutzung. Über ein Belegexemplar/Beleglink an presse@difu.de würden wir uns sehr freuen.

    Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
    Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

    Pressekontakt:

    Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)
    Sybille Wenke-Thiem
    Ltg. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Zimmerstraße 15, 10969 Berlin
    +49 30 39001-208/-209
    wenke-thiem@difu.de
    www.difu.de
    www.facebook.com/difu.de
    www.twitter.com/difu_d


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Julia Diringer, M.Sc.
    +49 30 39001-283
    diringer@difu.de

    Dipl.-Ing.
    Ricarda Pätzold
    +49 30 39001-190
    paetzold@difu.de

    Dipl.-Soz.
    Jan Hendrik Trapp
    +49 30 39001-210
    trapp@difu.de

    Dipl.-Ing.
    Sandra Wagner-Endres
    +49 30 39001-154
    wagner-endres@difu.de


    Originalpublikation:

    Virtuelle Pressemappe: difu.de/17523


    Bilder

    Cover der Difu-Publikation "Frischer Wind in die Innenstädte"
    Cover der Difu-Publikation "Frischer Wind in die Innenstädte"


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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