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Wissenschaft
(Wiesbaden) Die Radiologie entwickelt sich zu einer wichtigen Schnittstelle der Patientenversorgung. Sie ist nicht nur für die Diagnostik wichtig, sondern trägt ganz entscheidend zur therapeutischen Weichenstellung bei. Damit im Zeitalter von Fallpauschalen und verkürzten Liegezeiten die Radiologie nicht zu einem Flaschenhals wird, müssen die Kapazitäten ausgebaut und den steigenden Anforderungen angepasst werden, fordern Experten auf dem 85. Deutschen Röntgenkongress in Wiesbaden.
Die Radiologie nimmt seit einigen Jahren in der Medizin zunehmend eine Schlüsselstellung ein", betont Kongresspräsident Professor Lothar Heuser vom Institut für Diagnostische Radiologie, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin am Knappschaftskrankenhaus Langendreer der Ruhr-Universtität Bochum. Die bildgebenden Verfahren stehen am Anfang der Behandlung, um die Diagnose zu stellen und um die beste Therapie einzuleiten. Während der Behandlung und danach kontrollieren die Ärzte mit ihrer Hilfe den Behandlungserfolg und prüfen, ob Komplikationen auftreten.
Angesichts dieser Entwicklung werden die Anforderungen an die radiologischen Institute sprunghaft steigen sobald das neue System der Krankenhausfinanzierung etabliert ist, wodurch die Liegezeiten deutlich verkürzt werden. "Nötig sind dann beispielsweise ausreichende Kapazitäten vor allem bei den Schnittbildverfahren Computertomographie und Magnetresonanztomographie sowie intelligente Workstations, welche die Bearbeitung der Bilder erleichtern und beschleunigen," betont Heuser. Das Ziel: Ein Ablauf, der dafür sorgt, dass Bilder und Befunde dem behandelnden Arzt zur Verfügung stehen, sobald der Patient die Röntgenabteilung verlassen hat. "Wenn die Radiologie angesichts dieser Anforderungen nicht zu einem Flaschenhals werden soll, müssen in vielen Kliniken die Kapazitäten ausgebaut werden", fordert der Kongresspräsident.
Das Programm der Tagung spiegelt die rasante technische und wissenschaftliche Weiterentwicklung des Faches wieder. So geht z.B. in der Computertomographie (CT) der Trend zu immer mehr Detektorzeilen, d.h., die Geräte werden schneller und liefern Aufnahmen in höherer Auflösung. Sie ermöglichen es, die Bilddaten großer Körpervolumina "in einem Atemzug" zu erfassen. Hiervon profitieren etwa die Herz- und die Magen-Darm-Diagnostik. In der Magnetresonztomographie (MRT) geht die Entwicklung zu stärkeren Magnetfeldern von bisher 1,5 Tesla auf 3 Tesla und mehr. Hieraus resultieren vor allem Bilder vom Gehirn, die an Detailerkennbarkeit alle bisherigen Aufnahmen übertreffen.
In der Interventionellen Radiologie, also bei den minimal-invasiven, bildgesteuerten Operationen, sorgen neue Katheter und Materialien für Fortschritte, mit denen die Radiologen verengte oder verschlossene Gefäße wieder eröffnen, krankhafte Gefäßveränderungen verschließen oder bildgesteuert Tumoren verkochen.
Schwerpunkt Magen-Darm-Diagnostik. "Die Magen-Darm-Diagnostik war bislang eine Domäne der Endoskopie", betont Heuser. "Doch inzwischen steigen wir Radiologen Dank der technischen Weiterentwicklungen von CT und MRT wieder stärker in dieses Gebiet ein." Durch bessere Technik und intelligente Workstations lassen sich die Bildinformationen so aufarbeiten, dass die Darstellungen mit den Einblicken der Endoskopiker vergleichbar sind (Virtuelle Endoskopie). Darüber hinaus können die Radiologen den Chirurgen spezielle Darstellungen eines OP-Gebietes zur Verfügung stellen, die die Operationsplanung erleichtern.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die interventionelle Radiologie. So haben die Radiologen in den letzten Jahren Strategien zur Behandlung bestimmter Tumoren und Metastasen entwickelt. Diese Methoden kommen schon seit einiger Zeit bei der Behandlung von Leberzelltumoren zum Einsatz, die aufgrund ihrer Ausbreitung und Lage nicht operabel sind. Ebenso profitieren Patienten von den Verfahren, bei denen ein Darmtumor Tochtergeschwülste in der Leber gebildet hat. Erste Studien belegen, dass 90 Prozent der so behandelten Patienten nach einem Jahr, 68 Prozent nach drei Jahren und 40 Prozent nach fünf Jahren noch am Leben sind.
Dem Tumor einheizen. Die Radiologen zerstören die Tumoren mit verschiedenen Methoden: Zu ihnen gehören beispielsweise die so genannte perkutane Ethanolinjektion oder die Chemoembolisation. Zunehmend setzen Experten auch so genannte thermoablative Verfahren ein, bei denen die Geschwulst quasi "verkocht" wird. Möglich ist dies prinzipiell etwa mit dem Laser. Doch inzwischen hat die so genannte Radiofrequenz-Ablation (RAF) "mehr Anhänger, weil sie einfacher und kostengünstiger ist", sagt Heuser. In vielen Fällen ist die Therapie sogar ambulant möglich. Prinzipiell funktioniert die RAF so: Eine dünne Sonde wird zumeist über die Haut (perkutan) oder auch bei einem operativen Eingriff in den Tumor geschoben. Dünne Elektroden, die aus der Sonde herausgeschoben werden, erhitzen das Gewebe auf etwa 100 Grad Celsius und zerstören so den Tumor. Während früher zumeist mehrere Sitzungen erforderlich waren, sank die Zahl der Interventionen pro Patient Dank besserer Sondensysteme inzwischen im Schnitt auf ein bis zwei Sitzungen.
Empfehlungen einer Expertengruppe. Entsprechend den Empfehlungen einer Expertengruppe der Deutschen Röntgengesellschaft ist eine RAF bei Lebermetastasen sinnvoll, wenn die Zahl der Metastasen auf fünf begrenzt ist und die einzelne Geschwulst einen Durchmesser von höchstens 3,5 Zentimetern hat. Nur wenn es sich um eine einzelne Metastase handelt, liegt die Grenze bei fünf Zentimeter Durchmesser. Allerdings sollte die Methode, raten die Experten der DRG, "nur im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes eingesetzt werden".
Seit einiger Zeit dehnen Radiologen den Einsatz der RFA auf andere Organsysteme aus. "Inzwischen werden auch Nierentumoren, Lungenmetastasen, bestimmte gutartige Knochentumoren und schmerzhafte Knochenmetastasen erfolgreich behandelt", berichtet Heuser.
Pressestelle
Barbara Ritzert, ProScience Communications GmbH, Andechser Weg 17, 82343 Pöcking
Tel. 08157/9397-0, Fax: 08157/9397-97, ritzert@proscience-com.de
Pressestelle während der Tagung:
Regine Schulte Strathaus, Büro 3, II. OG., Rhein-Main-Hallen
Tel: 0611/144-203, Fax: 0611-144-403
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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