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21.11.2022 06:15

WM-Studie 2022: Scholz-Besuch in Katar für viele Deutsche „völlig überflüssig“

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

    Repräsentative Umfrage der Uni Hohenheim untersucht WM-Erwartungen, Vermarktung, Medienverhalten & politische Aspekte / Teil 4 von 4: Die WM als politisches Ereignis

    Für ein Drittel der Deutschen ist ein Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz sogar beim Finale „völlig überflüssig“. Dies dachten bei den Weltmeisterschaften 2014 in Brasilien nur 7 Prozent und 2018 in Russland 15 Prozent. So lautet ein Ergebnis der aktuellen Fußball-WM-Studie von Marketing-Experte Prof. Dr. Markus Voeth von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Die Studie basiert auf einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage unter 1.000 Personen in Deutschland zu den Themen sportliche Erwartungen, Sponsoring und Sport-Vermarktung, Medienwirksamkeit sowie Politik. Bei der aktuellen Umfrage handelt es sich um die zehnte WM-Studie seit 2001. Die Universität Hohenheim veröffentlicht die Ergebnisse in vier Teilen. Vollständige Studie unter: https://mub.uni-hohenheim.de/wm2022

    Der Vergleich zu den Weltmeisterschaften 2014 und 2018 zeigt: Die Deutschen sehen dieses Jahr auch einen Besuch des deutschen Bundeskanzlers von WM-Spielen der Nationalmannschaft deutlich kritischer als in den Jahren zuvor. Mehr als zwei Drittel der Befragten halten diese Besuche für überflüssig (Viertelfinale 68,2 Prozent, Achtelfinale 75,2 Prozent, Vorrunde 80,2 Prozent).

    Wenn überhaupt, dann kommt für die Deutschen eine Reise von Olaf Scholz nach Katar erst im Finale der WM in Frage. Und auch dann sind noch rund 34 Prozent der Meinung, dass dies „völlig überflüssig“ sei.

    Rund die Hälfte der Deutschen fordert von Sponsoren und Politiker:innen WM-Boykott

    Die Deutschen sehen die WM 2022 in Katar insgesamt deutlich kritischer als die WM 2018 in Russland: Etwas mehr als 58 Prozent von ihnen glauben aktuell, dass sportliche Großveranstaltungen vom Gastgeberland instrumentalisiert werden, um von politischen Missständen abzulenken. 2018 gingen davon nur knapp 45 Prozent aus.

    Prof. Dr. Voeth vom Lehrstuhl für Marketing & Business Development der Universität Hohenheim erläutert: „Wir konnten in unserer Studie ein gespaltenes Stimmungsbild beobachten. Denn aufgrund der politischen Missstände in Katar ist jeweils rund die Hälfte der Deutschen der Meinung, dass die Sponsoren auf Werbung für die Fußball-WM verzichten sollten und dass auch deutsche Politiker:innen den Spiele der deutschen Nationalmannschaft fernbleiben sollten.“

    „Mehr als ein Drittel der Befragten kann sich sogar einen sportlichen Boykott der Nationalelf vorstellen“, berichtet Co-Studienleiter Yannick Urbitsch. „Ebenfalls knapp ein Drittel der Befragten wird wegen der politischen Missstände die WM nicht verfolgen.“

    Image der FIFA seit 2014 dramatisch verschlechtert

    Auch die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) kämpft laut WM-Studie weiterhin mit einem großen Imageproblem. „Wir beobachten schon seit Jahren einen kontinuierlichen Rückgang beim Ansehen der FIFA“, so Prof. Dr. Voeth. „Aber seit der WM 2014 hat sich ihr Image in den Augen der deutschen Bevölkerung dramatisch verschlechtert.“

    „Es hat seit der WM 2018 in Russland bei 40 Prozent der Deutschen abgenommen. Wenn wir aber den Zeitraum seit der WM 2014 in Brasilien betrachten, ist dies bei fast 60 Prozent der Deutschen der Fall“, fährt der Marketing-Experte fort.

    „Dies spiegelt sich auch in der Einstellung wider, wie eine mögliche Weiterentwicklung des FIFA-Fußballgeschäftes aussehen könnte“, sagt Yannick Urbitsch. So lehnen mehr als zwei Drittel der Deutschen die Idee ab, Weltmeisterschaften häufiger auszutragen, also beispielsweise alle zwei Jahre. Auf eine ähnliche hohe Ablehnung stößt bei einer Mehrheit der Deutschen der Vorschlag, die WM in weniger fußballaffinen Ländern stattfinden zu lassen, um neue Märkte für den Fußballsport zu erschließen.

    Noch deutlicher wird die Ablehnung bei der Frage, ob es auch in Zukunft Weltmeisterschaften im hiesigen Winter geben sollte. Nur 10 Prozent der Befragten halten dies für eine gute Idee, und nur 11,9 Prozent glauben daran, dass die WM in Katar zum „Winter-Märchen“ wird.

    HINTERGRUND: WM-Studie 2022

    Die WM-Studie 2022 ist eine bevölkerungsrepräsentative Online-Umfrage in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit unter 1.000 Teilnehmer:innen. Durchgeführt wurde sie zwischen dem 13. Oktober und 27. Oktober 2022 vom Lehrstuhl für Marketing und Business Development der Universität Hohenheim.

    Der Lehrstuhl von Prof. Dr. Markus Voeth begleitet die FIFA Fußballweltmeisterschaften seit 2001 mit regelmäßigen repräsentativen Bevölkerungsbefragungen. Schwerpunkte der Befragungen sind Themen wie Begeisterung, Pläne und Fanverhalten der Bevölkerung, ergänzt durch wechselnde Sonderschwerpunkte wie beispielsweise politische Themen rund um die sportlichen Großereignisse. Einzel- und Langzeitstudien sollen einerseits Stimmungsindikator, andererseits auch konstruktiver Beitrag für eine erfolgreiche Organisation sein.

    Text: Stuhlemmer


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Markus Voeth, Universität Hohenheim, Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre, insb. Marketing & Business Development, +49 (0)711 459 22925, voeth@uni-hohenheim.de

    M.Sc. Yannick Urbitsch, Universität Hohenheim, Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre, insb. Marketing & Business Development, +49 (0)711 459 23414, yannick.urbitsch@uni-hohenheim.de


    Weitere Informationen:

    https://mub.uni-hohenheim.de/wm2022 Vollständige Studie
    https://www.uni-hohenheim.de/presse Pressemitteilungen der Universität Hohenheim


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Politik, Sportwissenschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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