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Wissenschaft
Radare messen bis zu 1.500 Meteore pro Stunde / Bürger stellen Land zur Verfügung
Kühlungsborn/Norwegen – Auf dem weiten Acker von Alert Kristian Gaard in Salangen steht eine einzelne Antenne. Ein bisschen verloren sieht sie aus und doch dient sie einem bedeutenden Zweck: Etwa 20 Meter vom Haus des Norwegers entfernt, empfängt sie ununterbrochen Signale aus 90 Kilometern Höhe. Sie ist eines von vier neuen Geräten, die Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn jetzt in Nordnorwegen installiert haben. Ziel des Projekts mit dem offiziellen Namen SIMONe Norway ist es, Reflektionen an Meteorspuren zu messen und so Informationen über horizontale Winde in der Atmosphäre zu erhalten.
„Unser Konzept ist weltweit einzigartig“, sagt Prof. Dr. Jorge Chau, der die Abteilung Radarsondierung des Instituts leitet. „Übliche Radare können nur Meteore erkennen, die ihre Signale direkt an den Sende-Empfangs-Standort zurückwerfen. Wir haben dieses Prinzip erweitert und die Interferometrie umgedreht.“ Das Team um Chau entwickelte neue, kleinere Empfangsgeräte, die nur eine Antenne benötigen und schnell und kostengünstig installiert werden können. Dadurch können die Forscher deutlich mehr Meteore erfassen – je nach Standort und Jahreszeit etwa 1.500 pro Stunde.
Vier Stunden hat es gedauert, um Antenne und Empfänger auf dem Grundstück von Alert Kristian Gaard einzurichten. „Es ist großartig, dass sich Privatpersonen an unserer Forschung beteiligen, die normalerweise nichts mit Wissenschaft zu tun haben“, sagt Dr. Ralph Latteck vom Institut, der die Einrichtung der vier norwegischen Stationen koordiniert hat. „Alles, was wir brauchen, ist ein kleines Fleckchen nicht bewirtschaftetes Farmland und eine Steckdose für den Empfänger. Schon kann es losgehen.“
Das Kühlungsborner Institut erforscht die mittlere Atmosphäre und beteiligt sich maßgeblich am ALOMAR-Observatorium in Norwegen. Die ersten SIMONe-Stationen hat das Team 2018 in Argentinien und Peru eingerichtet. Im letzten Jahr folgten dann Geräte in Nordnorwegen. Durch die Winde, die mit dem System gemessen werden, erhalten die Forscher Informationen über Bewegungen in der Mesosphäre. „Damit können wir die Windbestimmung verbessern“, so Latteck.
Da sich das System unkompliziert erweitern lässt, planen die Forscher weitere Stationen, um möglichst viel Himmel abzutasten. Im Februar 2023 erhalten die Antennen dann besondere Aufmerksamkeit: Ihre Messdaten unterstützen die internationale Raketenkampagne Vortex in Norwegen, die Teil des Höhenforschungsraketenprogramms der NASA ist.
: Die Techniker Jens Wedrich (v.l.) und Thomas Barth vom Kühlungsborner Institut bauen die Antenne a ...
Quelle: Ralph Latteck
Copyright: IAP
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Physik / Astronomie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
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