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03.12.1998 14:56

Gesundheit und ihre Bezahlbarkeit

Dr. Martin Reuter Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Neuer Lehrstuhl an der Universität Witten/Herdecke bietet Ärzten berufliche Perspektive

    Die Universität Witten/Herdecke geht neue Wege in der Ausbildung von Medizinern. Durch den jetzt eingerichteten Lehrstuhl für Gesundheitspolitik und Gesundheitsmanagement werden die angehenden Ärzte schon im Studium mit den politischen und der finanziellen Problemen des Gesundheitssystems konfrontiert. Angesichts der schlechten beruflichen Aussichten wird es immer wichtiger für die Studenten, sich theoretische Kenntnisse und praktische Fähigkeiten im Bereich Personalführung und Management anzueignen. In Zusammenarbeit mit den in Witten/Herdecke vertretenen Fächern der Wirtschaftswissenschaft und der Pflegewissenschaft baut die Hochschule so ihr Netzwerk in der Medizinerausbildung weiter aus.
    Auf den Lehrstuhl für Gesundheitspolitik und Gesundheitsmanagement ist Prof. Dr. Dr. Christian Köck berufen worden.
    Prof. Köck und sein Lehrstuhl-Konzept möchten wir Ihnen am

    15. Dezember 1998
    um 11 Uhr in der Universität Witten/Herdecke
    Alfred-Herrhausen-Str. 50
    im Dekanatssitzungsraum, 2. Stock, Zimmer 2.362

    vorstellen. Hier schon einmal einige Informationen vorab:
    Christian Köck, 1958 in Wien geboren, ist Österreicher. 1983 in Wien zum Dr. med. promoviert, erlangte er 1994 an der Harvard-Universität einen zweiten Doktorgrad im Fach Gesundheitspolitik und Gesundheitsmanagement in Harvard (USA) 1994. Er war 1990 - 95 im Vorstand des Verbundes der Wiener Krankenanstalten (27.000 Betten und 30.000 Mitarbeiter) für Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement zuständig. Er ist seither Mitglied der Fakultät für Public Health in Harvard und betreibt mit drei Partnern eine Beratungsfirma in Wien.
    An der Universität Witten/Herdecke wird er die Zukunft des Gesundheitssystems im internationalen Vergleich, Aspekte der Gesundheitspolitik, der Gesundheitsökonomie und des Gesundheitsmanagements untersuchen.
    "Ein Recht auf Gesundheitsversorgung kann aus ökonomischen Gründen in Zukunft nicht mehr heißen, alles, was medizinisch möglich ist, auch für alle Menschen zugänglich zu machen", sagt Köck provozierend. Durch den anhaltenden Fortschritt in der Medizin können heute auch 60-Jährige noch ein Kind bekommen oder man kann ganze Hände und Arme transplantieren. Die wesentlichsten gesundheitspolitischen Fragen lauten daher: Wie können die relativ knappen Ressourcen am effizientesten eingesetzt werden? Welche Eingriffe sind unnötig und daher zu vermeiden? Wie können Gesundheitsorganisationen effizienter geführt werden? Nach welchen Kriterien wollen wir in Zukunft die Menge der Ressourcen, die für Gesundheitsversorgung aufgewendet werden sollen, bestimmen und nach welchen Kriterien wollen wir sie verteilen?
    "Man darf nicht übersehen, daß auch Themen wie Umweltschutz, Arbeitslosigkeit, Kultur und Industrieentwicklung politisch und gesellschaftlich wichtige Anliegen sind, die ebenfalls bezahlt werden müssen. Und solange kein Wunder geschieht, müssen wir uns entscheiden, ob wir lieber eine maximale Krankenhausversorgung mit allem medizinischen Schnickschnack haben wollen oder ein paar Prozent Arbeitslosigkeit weniger." Köck sieht klar und deutlich, daß die Entsolidarisierung in der Gesellschaft schon weit vorangeschritten, eine Zweiklassen-Medizin bereits heute gesellschaftliche Realität ist. "Nehmen Sie zum Beispiel die Gruppe der 40-44jährigen Männer und vergleichen sie jene mit Pflichtschulabschluß mit denen mit akade-mischem Abschluß: Die erste Gruppe hat eine mehr als vier mal so hohe Wahrscheinlichkeit, in dieser Lebensperiode zu sterben."
    Köck glaubt, daß es eine Alternative gibt: Zwischen dem uneingeschränkten Recht auf Versorgung und dem freien Wettbewerb am Markt will er einen dritten Weg suchen, der den Solidarvertrag rettet.
    In Witten/Herdecke wird sein Studienangebot den Medizinern, den Pflegewissenschaftlern und den Wirtschaftswissenschaftlern offen stehen. Der internationale Vergleich von bestehenden Gesundheitssystemen, deren zukünftige Entwicklungschancen und die Steuerung ihrer Finanzen werden sein Thema sein. Postgraduierten-Kurse, Management-Fortbildungen (ohne die in Österreich zum Beispiel niemand mehr Chefarzt werden kann), und eine enge Forschungskooperation mit der Harvard University (School of Public Health) sind darüber hinaus vorgesehen.
    Damit hat die Universität Witten/Herdecke als eine der ersten deutschen Universitäten einen Lehrstuhl mit diesem zukunftsweisenden Profil eingerichtet. Den angehenden Medizinern in einem immer restriktiveren Gesetzessystem fühlt sich die Universität verpflichtet: Alternative Wege müssen erkundet werden, wenn man die Begeisterung vieler junger Menschen für das Fach und die Tätigkeit als Arzt nicht in einer Sackgasse enden lassen will.
    Noch ein Hinweis an die Redaktionen: Die Universität Witten/Herdecke betreibt ihre Arztausbildung dezentral mit einem Kreis von 16 kooperierenden Kliniken und - als einzige Deutsche Universität - nach dem Konzept des problem-orientierten Lernens. Da hat zur Folge, daß die Studierenden nur mittwochs in der Universität studieren. Wenn Sie sich dennoch diese einmalige Unterrichtsform ansehen wollen, in der sechs Studenten sich unter Anleitung eines Assistenzarztes und eines Tutors an Fallbeispielen aus der Praxis das nötige Wissen erarbeiten, können wir Ihnen das auf Wunsch gerne ermöglichen.
    Bitte melden Sie sich dann doch in der Pressestelle bei Kay Gropp, 02302/926-808.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht, fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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