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Dr. Christine Merk (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/christine-merk/), stellvertretende Direktorin des Forschungszentrums Global Commons und Klimapolitik am IfW Kiel, kommentiert die Debatte im Bundestag am 26.1. zur Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS):
„Es ist höchste Zeit, dass im Bundestag die überfällige Debatte (https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw04-de-carbon-capture-930056) über CCS geführt wird. Denn es ist klar, dass die deutschen Klimaziele ohne CCS nicht erreicht werden können – auch nicht europäische oder globale. Die politische Diskussion zum Thema CCS in Deutschland wendet sich derzeit atemberaubend schnell. Neben der Politik überdenken auch führende Umweltverbände ihre lange kritische Position gegenüber der Technologie. Dazu dürfte auch der Druck der Europäischen Union und skandinavischer Länder beigetragen haben, die dem Thema CCS deutlich sachlicher und pragmatischer begegnen, als es in Deutschland der Fall ist.
Die Politik muss beim Thema CCS über den eigenen Schatten springen, denn Bundes- und Landesregierungen haben die Diskussion in den vergangenen Jahren vermieden. Zu schwer wogen Erinnerungen an den Widerstand gegen CCS in Schleswig-Holstein. Unter anderem dort wären mögliche Lagerstätten vorhanden, und es ließen sich auch Projekte zur Speicherung von CO2 im Meeresgrund umsetzen.
Will Deutschland den Anschluss an die europäische Entwicklung nicht verlieren, muss hier nun eine ergebnisoffene Debatte über CCS stattfinden. Bislang gab es nur in Fachkreisen Diskussionen über Pläne, CO2 in Deutschland abzuscheiden und es dann in Norwegen, Dänemark oder Großbritannien geologisch zu speichern. In den Medien tauchte das Thema bis vor kurzem nur selten auf: In einer Umfrage 2019 gaben 63 Prozent der Befragten in Deutschland an, noch nie von CCS gehört zu haben, nur 6 Prozent hatten bereits viel davon gehört. In Norwegen, wo die CCS-Infrastruktur fast fertig ist und ab 2025 CO2 eingelagert werden soll, haben nur 15 Prozent der Menschen von CCS noch nie gehört. Dort begannen Parteien sich bereits in den späten 1980ern öffentlich mit der Technologie zu beschäftigen, und ihr Einsatz ist nicht umstritten – höchstens wie viele Steuermittel zugeschossen werden sollen.
Zwar sollten zur Speicherung von deutschem CO2 auch geeignete geologischen Formationen vor Norwegen genutzt werden können. Dennoch gilt es, auch hierzulande die notwendige CO2-Infrastruktur zu entwickeln. Verhandlungen mit europäischen Partnern sollten nicht unter der Prämisse geführt werden, dass die Speicherung auf deutschem Gebiet ausgeschlossen wäre.
Es ist höchste Zeit, dass CCS auch in Deutschland, dem selbsternannten Vorreiter im Klimaschutz, offiziell Teil der Klimaschutzstrategie wird. Die entsprechenden Signale der Landesregierung Schleswig-Holstein erscheinen diese Notwendigkeit anzuerkennen.“
Medienansprechpartner:
Guido Warlimont
Leiter Kommunikation
T +49 431 8814-629
guido.warlimont@ifw-kiel.de
Kiel Institut für Weltwirtschaft
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Dr. Christine Merk
Global Commons und Klimapolitik
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christine.merk@ifw-kiel.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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