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Wissenschaft
Hochwasser, Brände, Stromausfälle oder Vandalismus – Kulturgüter können durch verschiedene Ereignisse gefährdet oder gar zerstört werden. Die Notfallvorsorge für Kulturgüter gehört zwar zu den Kernaufgaben von Kultureinrichtungen, doch nach wie vor fehlen vielerorts die nötigen Ressourcen sowie eine konsequente Koordination aller für einen effektiven Kulturgutschutz notwendigen Partner. Das heute veröffentlichte Leopoldina-Diskussionspapier „Organisatorische Voraussetzungen der Notfallvorsorge für Kulturgüter“ fasst die bereits etablierten Methoden zur Notfallvorsorge zusammen und gibt Empfehlungen zur Weiterentwicklung.
Das Diskussionspapier richtet den Fokus auf Organisationen, die höchst zuverlässig funktionieren müssen und schlägt vor, deren Risikostrategien als Vorbild für die Notfallvorsorge von Kulturgütern zu nehmen: Hochkomplexe Systeme wie Atomkraftwerke oder Notfallstationen in Krankenhäusern gehen tagtäglich mit hohen Risiken um, da kleinste Fehler große Folgen haben können. In der Praxis zeigt sich, dass solche Organisationen sehr zuverlässig arbeiten. Eine Analyse der Vorsorgestrategien solcher Einrichtungen kann deshalb bei der Etablierung effektiver Maßnahmen für den Kulturgutschutz dienen, wie das Diskussionspapier darstellt.
Die Fachleute analysieren zudem bestehende Ansätze für Betreiber von Kultureinrichtungen und für Notfallorganisationen. Sie erläutern Handreichungen wie den Sicherheitsleitfaden Kulturgut, beschreiben die Gründung von Notfallverbünden und Organisationen, die sich mit dem Erhalt von Kulturgut befassen. Vielerorts fehlt es jedoch noch an einem Bewusstsein für die Erfordernisse des Kulturgutschutzes sowie an einem flächendeckenden Aufbau von Notfall-Strukturen.
Das Diskussionspapier empfiehlt den Kultureinrichtungen, die eigenen Voraussetzungen für die Notfallvorsorge zu prüfen und gegebenenfalls zu erweitern. Dies umfasst die Risikoanalyse und den Aufbau von Ressourcen zur Notfallbearbeitung (Personal, Technologien, Ausrüstung, Budget). Zudem müssen Verantwortlichkeiten und Ablaufschemata für die Notfallbewältigung festgelegt werden. Zusätzlich zum Aufbau eigener Ressourcen sollten enge Kooperationsbeziehungen zu anderen örtlich oder regional ansässigen Kultureinrichtungen und zu Notfallorganisationen wie Feuerwehr oder THW etabliert werden. Die Autorinnen und Autoren empfehlen außerdem einen regelmäßigen Austausch zwischen Kultureinrichtungen und Notfallorganisationen, Schulungsangebote und Fachberatung sowie die organisatorische wie finanzielle Unterstützung durch die Politik.
Das Diskussionspapier ist auf der Website der Leopoldina veröffentlicht: https://www.leopoldina.org/organisation-notfallvorsorge-kulturgueter
Publikationen in der Reihe „Leopoldina-Diskussion“ sind Beiträge der genannten Autorinnen und Autoren. Mit den Diskussionspapieren bietet die Akademie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, flexibel und ohne einen formellen Arbeitsgruppen-Prozess Denkanstöße zu geben oder Diskurse anzuregen und hierfür auch Empfehlungen zu formulieren.
Die Autorinnen und Autoren sind Mitglieder der Leopoldina-Arbeitsgruppe „Archäologisches Kulturerbe”. Diese arbeitet unter anderem an Publikationen zu Katastrophenvorsorge und Risikomanagement für das kulturelle Erbe, illegalen Ausgrabungen und illegalen Handel. Die Arbeitsgruppe veröffentlichte bereits die Diskussionspapiere „Spuren unter Wasser – Das kulturelle Erbe in Nord- und Ostsee erforschen und schützen“ sowie „Die rechtlichen Grundlagen der Notfallvorsorge für Kulturgüter“. Zur Arbeitsgruppe: https://www.leopoldina.org/politikberatung/arbeitsgruppen/archaeologisches-kultu...
Die Leopoldina auf Twitter: www.twitter.com/leopoldina
Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat 1.600 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.
Medienkontakt:
Caroline Wichmann
Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (0)345 472 39-800
E-Mail: presse@leopoldina.org
https://www.leopoldina.org/organisation-notfallvorsorge-kulturguete
Merkmale dieser Pressemitteilung:
jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Kunst / Design
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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