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22.02.2023 09:30

Aufnahme von Geflüchteten schafft neue Jobs

Yvonne Bräutigam Presse und Redaktion
ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

    Die Unterbringung Geflüchteter in den Jahren 2015/16 nutzte nicht nur den Migrant:innen selbst, sondern auch den Regionen, die sie aufnahmen: Am Ort der Unterbringung entstanden Beschäftigungschancen für Einheimische, denn die geflüchteten Personen nahmen verschiedene Unterstützungsleistungen in Anspruch. Bei diesen handelte es sich um vor Ort bereitgestellte Dienstleistungen wie Unterkunft, Versorgung, soziale Betreuung oder Hilfe bei Asylanträgen. So entstand je 2,4 aufgenommenen Geflüchteten eine sozialversicherungspflichtige Stelle, wie eine Untersuchung des ZEW Mannheim gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem Bundeswirtschaftsministerium zeigt.

    Laut ZEW-Studie stieg die Beschäftigung bei den Frauen deutlich stärker als bei den Männern. Und während das Beschäftigungswachstum bei den Männern ungefähr im gleichen Maße zunahm, wie die Arbeitslosigkeit zurückging, sank bei den Frauen die Arbeitslosigkeit hingegen sehr viel weniger stark. „Dies weist darauf hin, dass vor allem Frauen eine Anstellung fanden, die bisher nicht arbeitslos gemeldet waren und die erst im Zuge der Unterbringung Geflüchteter in den Arbeitsmarkt eintraten oder zuvor geringfügig beschäftigt waren“, sagt Dr. Katrin Sommerfeld, Leiterin der ZEW-Nachwuchsforschungsgruppe „Integration von Migranten/-innen und Einstellungen zum Sozialstaat (IMES)“ und eine der Autoren/-innen der Studie. Weiterhin profitierten insbesondere Einheimische mit niedrigem Bildungsstand und frühere Migranten/-innen von der Zuteilung Geflüchteter – Bevölkerungsgruppen, deren Arbeitsmarktchancen sonst eher negativ von Zuwanderung betroffen sind.

    Die positiven Beschäftigungseffekte waren indes von kurzer Dauer. Bereits drei Jahre nach dem Jahr der Aufnahme der Geflüchteten war der anfängliche Beschäftigungszuwachs um die Hälfte zurückgegangen. Dies lässt sich durch die über die Zeit veränderten Konsumgewohnheiten der Migranten/-innen erklären: Sie benötigen nicht mehr die Unterstützung wie am Anfang, sondern haben möglicherweise eine Anstellung gefunden und können selbst für Produkte des täglichen Bedarfs oder die Miete aufkommen. „Da sie aber auch einige Jahre nach ihrer Ankunft wahrscheinlich weniger Einkommen zur Verfügung haben als Einheimische, fragen sie einen größeren Anteil lokal produzierter Waren und Dienstleistungen nach. Die Beschäftigung vor Ort wird demnach auch weiterhin profitieren, wenn auch weniger stark als in der Anfangszeit“, so Sommerfeld.

    Die ZEW-Studie betrachtet die Jahre 2013 bis 2018. Sie beruht auf Daten des Ausländerzentralregisters (AZR) und der Erstverteilung Asylbegehrende (EASY), die beide das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bereitstellt, sowie auf Daten der Bundesagentur für Arbeit.

    In den Jahren 2015 und 2016 beantragten 1,3 Millionen Geflüchtete Asyl in Deutschland. Migranten/-innen werden in Deutschland zentral über die Bundesländer und Kreise verteilt, erhalten in der Regel einen Wohnort zugewiesen und unterliegen zunächst einer Residenzpflicht, sodass sie ihren Wohnort nicht frei wählen können. Während der ersten drei Monate in Deutschland und solange sie in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben, gilt für sie außerdem ein strenges Beschäftigungsverbot, sodass sie grundsätzlich vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Katrin Sommerfeld
    Leitung Nachwuchsforschungsgruppe im ZEW-Forschungsbereich
    „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“

    Tel: +49 (0)621 1235-216
    katrin.sommerfeld@zew.de


    Originalpublikation:

    http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp22069.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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