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Das Leitlinienprogramm Onkologie hat die S3-Leitlinie zum Nierenzellkarzinom aktualisiert. Die überarbeitete Fassung enthält nun ein Kapitel zu Diagnostik und Therapie des nicht-klarzelligen Nierenzellkarzinoms, es wurde eine Empfehlung zur adjuvanten Behandlung unter bestimmten Rahmenbedingungen ausgesprochen und die Empfehlungen zur neoadjuvanten Therapie wurde überprüft: es besteht weiterhin keine Evidenz, eine solche zu empfehlen.
Das Leitlinienprogramm Onkologie hat seine S3-Leitlinie zum Nierenzellkarzinom aktualisiert. Die überarbeitete Fassung enthält erstmals ein Kapitel zu Diagnostik und Therapie des nicht-klarzelligen Nierenzellkarzinoms. Überdies wurde eine Empfehlung zur adjuvanten Behandlung unter bestimmten Rahmenbedingungen ausgesprochen. Zudem wurden die Empfehlungen zur neoadjuvanten Therapie überprüft: es besteht weiterhin keine Evidenz, eine solche zu empfehlen. Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und unter Mitwirkung von 33 weiteren Fachgesellschaften und Organisationen. Ziel ist es, evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und die Therapie von Patient*innen mit Nierenzellkarzinomen zu verbessern.
Laut Daten des Robert Koch-Instituts traten im Jahr 2018 etwa 14.800 bösartige Nierentumoren auf. Männer sind fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Knapp 95 Prozent der Nierentumoren bei Erwachsenen waren Nierenzellkarzinome.
Risikofaktoren für die Entwicklung dieser Tumoren sind Rauchen, Übergewicht und erhöhter Blutdruck. Auch eine familiäre Disposition und Erkrankungen wie eine chronische Niereninsuffizienz, die von Hippel-Lindau’sche Krankheit und die tuberöse Sklerose erhöhen das Risiko, dass ein Nierenzellkarzinom entsteht.
Die relative 5-Jahres-Überlebensrate ist mit 78 Prozent für Männer und 76 Prozent für Frauen recht hoch. Die kurative Standardtherapie ist die komplette Entfernung des Tumors, entweder durch die komplette Entfernung der befallenen Niere oder durch eine Nierenteilentfernung.
Therapieempfehlungen für nicht-klarzellige Nierenzellkarzinome
Nierenzellkarzinome werden nach ihrem Wachstumsmuster in einen klarzelligen und nicht-klarzelligen Typ unterschieden. 20 bis 25 Prozent der Nierenzellkarzinome gehören zu den nicht-klarzelligen Nierenzellkarzinomen. Diese wurden nun erstmals in die S3-Leitlinie aufgenommen, mit der Empfehlung, sie entsprechend der WHO-Klassifikation einzustufen. Entsprechend dieser Klassifikation gibt es mehr als 15 verschiedene Entitäten in der Gruppe der nicht-klarzelligen Nierenzellkarzinomen.
„Nicht-klarzellige Nierenkarzinome sind eine sehr heterogene Gruppe. Deswegen stehen wir vor der Herausforderung, dass sie in Therapiestudien häufig nicht berücksichtigt werden. Diese limitierte Datenlage erschwerte klare Therapiestrategien. In der Aktualisierung der Leitlinie geben wir jetzt einen Überblick über die bestehende Studienlage in Bezug auf diese spezielle Gruppe. Orientiert daran sprechen wir konkrete Empfehlungen aus, um damit die Behandlung von Patient*innen mit diesen Tumorentitäten zu verbessern“, sagt Prof. Dr. Christian Doehn vom Urologikum Lübeck, der gemeinsam mit Prof. Dr. Susanne Krege, Direktorin der Klinik für Urologie an den Evangelischen Kliniken Essen Mitte, die Leitlinie koordiniert.
Behandlungsstrategien vor und nach der Operation aktualisiert
Für die adjuvante Therapie – also ergänzende oder unterstützende Behandlungsmaßnahmen in der Krebstherapie – wurde in die Leitlinie erstmals eine Empfehlung für eine adjuvante Immuntherapie unter Verwendung eines Checkpoint-Inhibitors ausgesprochen. Die Empfehlung ist an das Vorhandensein einer bestimmten (erhöhten) Risikokonstellation für ein Tumorrezidiv geknüpft.
Überprüft und als weiterhin zutreffend bewertet wurden die Empfehlungen zur neoadjuvanten Therapie. Ziel einer neoadjuvanten Therapie – der Behandlung einer Krebserkrankung vor der Operation, beispielsweise durch eine Immuntherapie – ist es, den Tumor zu verkleinern, um ihn operabel zu machen. Zudem vertragen Patient*innen die Therapie vor der Operation häufiger besser als im Nachgang. In Bezug auf das Nierenzellkarzinom zeigten bisherige Studien jedoch nur eine geringe Größenreduktion des Tumors durch neoadjuvante Therapien. Für Tumoren, die noch keine Metastasen gebildet haben, wird daher keine neoadjuvante Therapie empfohlen – falls doch eine durchgeführt wird, sollte das nur im Rahmen von Studien geschehen.
Die Leitliniengruppe stellt jedoch grundsätzlich fest, dass bezüglich sowohl der neoadjuvanten als auch der adjuvanten Therapien noch erheblicher Forschungsbedarf besteht.
Ausblick: Nächste Aktualisierung bereits in Arbeit
Die nächste Überarbeitung der Leitlinie zum Nierenzellkarzinom ist bereits weit fortgeschritten. Ein Schwerpunkt der neuen Aktualisierung wird ein neues Kapitel zum Thema „Erbliche Nierentumoren“ sein.
Die gesamte S3-Leitlinie zum Nierenzellkarzinom ist auf der Website des Leitlinienprogramms Onkologie abrufbar: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/nierenzellkarzinom/
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: https://leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 31 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter: https://leitlinienprogramm-onkologie.de
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU)
Mit rund 7200 Mitgliedern ist die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) die größte Vertretung deutscher Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie. Als medizinische Fachgesellschaft fördert die DGU Wissenschaft, Forschung, Innovation, Fort- und Weiterbildung in der Urologie. Damit schafft sie die Voraussetzungen für eine flächendeckende hochqualifizierte Versorgung urologischer Patientinnen und Patienten in Deutschland. Mehr unter https://dgu.de
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. hat ca. 4.000 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement u. a. in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, dem Onkopedia-Projekt (auch als App für Android und iOS verfügbar), mit der Wissensdatenbank, mit der Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesundheitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patient*innen im Fachgebiet. In mehr als 30 themenzentrierten Arbeitskreisen engagieren sich die Mitglieder für die Weiterentwicklung der Hämatologie und der Medizinischen Onkologie. Mehr unter https://dgho.de
Pressekontakt Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Clara Teich
Tel: 030 3229329-16
E-Mail: presse@krebsgesellschaft.de
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.:
Bettina-Cathrin Wahlers
Tel.: 040 79 14 05 60
E-Mail: pressestelle@dgu.de
Pressekontakt Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO)
Michael Oldenburg
Tel: 030 27 87 60 89-0
E-Mail: oldenburg@dgho.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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