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Wissenschaft
14. + 15. März 2023: Glücksspiel-Symposium / Chancen und Risiken der Digitalisierung im Glücksspiel / Ort: Uni Hohenheim, Audimax, Garbenstraße 30, 70599 Stuttgart & im Live-Stream
Online-Glücksspiele werden im Alltag immer sichtbarer – durch Werbung, Sponsoring oder verschiedene Medienkanäle. In der Folge könnte sich auch die Zahl der Menschen mit Spielproblemen erhöhen. Die Forschenden der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim stellen eine wachsende Normalisierung von Glücksspiel fest. „Durch die allgegenwärtige Werbung werden auch Kinder und Jugendliche schon früh an das Thema herangeführt. Als Erwachsene könnte es für sie selbstverständlich sein, zum Beispiel an Sportwetten teilzunehmen“, glaubt Dr. Steffen Otterbach, Leiter der Forschungsstelle, im Vorfeld des 20. Glücksspiel-Symposiums. Die Fachtagung findet am 14. und 15. März 2023 in hybrider Form statt. Infos: https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/symposien
Die Digitalisierung hält in allen Bereichen des täglichen Lebens Einzug, so auch beim Glücksspiel. Durch den Mitte 2021 in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrag können Anbieter von Online-Glücksspielen, wie beispielsweise Online-Sportwetten oder virtuelle Automatenspiele, unter gewissen Auflagen eine Erlaubnis zum Veranstalten dieser Spiele erhalten.
Ein erklärtes Ziel des Glücksspielstaatsvertrags ist es zwar, das Entstehen von Glücksspiel- und Wettsucht zu verhindern sowie die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung zu schaffen. Zugleich wurde aber auch Werbung für Glücksspiele und Wetten vermehrt zugelassen.
Normalisierung von Online-Sportwetten
„Nicht nur in den sozialen Medien ist Werbung für Glücksspiele und insbesondere für Online-Sportwetten sehr präsent“, hat Dr. Otterbach beobachtet. Letztendlich mündet die starke Präsenz in verschiedenen Medienkanälen nach Einschätzung des Experten in eine gewisse Normalisierung: „Die ständige Verknüpfung beispielsweise von Fußballspielen mit der Sportwette führt dazu, dass es irgendwann selbstverständlich geworden ist zu wetten.“
„Zudem führt eine laufende Wette zu einem noch stärkeren Kick beim Mitfiebern mit der eigenen Mannschaft und zu einer stärkeren emotionalen Beteiligung der Wettenden. Auf lange Sicht können Glücksspiele so als etwas ganz Alltägliches, als eine Art Freizeitbeschäftigung wie jede andere auch wahrgenommen werden“, so Dr. Otterbach weiter.
Glücksspiel-Werbung in sozialen Medien gefährdet junge Menschen
Eine Gruppe ist durch diese Normalisierung besonders gefährdet: Kinder und Jugendliche. So zeigte eine Untersuchung von Dr. Raffaello Rossi von der Universität Bristol, dass in Großbritannien Glücksspielwerbung auf Twitter für Kinder und Jugendliche stark und deutlich ansprechender ist als für Erwachsene. Besonders E-Sport Wetten und Content Marketing sind besonders attraktiv und lösen bei unter 25-Jährigen starke positive Emotionen hervor.
„Zwar ist die Teilnahme an Glücksspielen in Deutschland erst ab 18 Jahren erlaubt, dennoch begegnet Kindern und Jugendlichen in den sozialen Medien ein hohes Maß an Werbung dafür“, weiß Andrea Wöhr, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle. „Influencer:innen vermitteln ihren Followern, dass Glücksspiel ein völlig harmloses und Spaß bringendes Hobby ist.“ Nicht immer sei diese Form der Werbung mit Warnhinweisen oder Hinweisen zur Altersbegrenzung versehen. Jugendliche würden so schon früh mit Glücksspielen und Sportwetten vertraut gemacht.
Neue Herausforderungen für Anbieter, Wissenschaft und Politik
Das besondere Risiko gehe zudem von dem niederschwelligen und immer verfügbaren Angebot aus: „Online-Glücksspiele kann man rund um die Uhr immer und überall spielen“, so Dr. Otterbach. Dies stellt Anbieter, Wissenschaft und Politik vor neue Herausforderungen. So ist unter anderem ein besonderer Schutz der Spielenden wichtig. Denn im Internet gibt es weniger soziale Kontrolle über das Spielverhalten von Einzelnen als beim Spielen vor Ort. Deswegen fordert auch der Staatsvertrag eine Überwachung auf wissenschaftlicher Basis.
„Durch algorithmenbasierte Systeme kann auffälliges Verhalten frühzeitig erkannt werden“, führt Dr. Otterbach weiter aus. „Beim Online-Glücksspiel kann das Spielverhalten sehr genau beobachtet und ausgewertet werden, weil sämtliche Aktivitäten der Spielenden mitprotokolliert werden.“
Über eine trainierte Software sollen auffällige Spielende identifiziert und den Anbietern gemeldet werden, um dann entsprechende Maßnahmen bis hin zur Spielersperre treffen zu können. „Hier ist die Wissenschaft gefragt, die dahinterliegenden Algorithmen aktuell zu halten und ständig zu optimieren, so dass niemand durchs Raster fällt, aber auch nicht unnötig gesperrt wird“, so Dr. Otterbach weiter.
Die Überwachung durch Algorithmen hat Vorteile für den Schutz der Spieler:innen, muss jedoch auch hinterfragt werden. Wie viel Kontrolle ist dabei richtig und wichtig? Auch diese Frage wird auf dem Symposium thematisiert.
20. Glücksspiel-Symposium am 14. und 15. März 2023
Am 14. und 15. März 2023 beleuchtet das jährlich stattfindende Symposium Glücksspiel den aktuellen Stand der Forschung und aktuelle Themen im Bereich Glücksspiel. Auf dem Programm stehen Fachvorträge zur Liberalisierung des Glücksspielmarkts und dessen Regulierung auch unter technischen Aspekten, zu den Folgen für Kinder und Jugendliche und den Schutz von Spieler:innen sowie zu angrenzenden Themen.
Das jährliche Symposium steht dafür, den Dialog zwischen allen Gruppen zu fördern, also zwischen legalen Anbietern, Politik, Regulierungsbehörden, Anwält:innen, Suchtexpert:innen und Therapieeinrichtungen, den von Glücksspielproblemen Betroffenen und natürlich der Wissenschaft. Das Symposium unterstreicht damit auch die Notwendigkeit für einen gesellschaftlichen Diskurs, bei dem die Risiken und Herausforderungen erkannt und angegangen werden, die mit dem Glücksspiel verbunden sind.
Teilnehmen kann man sowohl vor Ort als auch digital per Live-Stream. Programm, Anmeldung (für Medienschaffende bei Berichterstattung kostenfrei) und weitere Informationen unter https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/symposien .
Gerne nehmen die Veranstaltenden auch Wünsche für Interviews mit den Referent:innen entgegen: andrea.woehr@uni-hohenheim.de
HINTERGRUND: Forschungsstelle Glücksspiel
Die Forschungsstelle Glücksspiel ist eine 2004 gegründete wissenschaftliche Einrichtung der Universität Hohenheim. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die verschiedenen Aspekte des Glücksspiels interdisziplinär und nach wissenschaftlichen Methoden zu beleuchten. Dazu bündelt sie Expertise aus unterschiedlichen Bereichen wie Wirtschaft, Soziologie, Psychologie, Recht usw.
Die Forschungsstelle Glücksspiel veröffentlicht zweimonatlich einen kostenlosen Newsletter mit Informationen aus Politik, Recht und Wissenschaft zum Thema Glücksspiel. Jedes Frühjahr organisiert die Forschungsstelle ein Symposium, das Teilnehmer:innen aus unterschiedlichen Bereichen des Glücksspiels zusammenbringt.
Text: Stuhlemmer
Dr. Steffen Otterbach, Geschäftsführender Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim, +49 (0)711 459 23425, steffen.otterbach@uni-hohenheim.de
https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/ Forschungsstelle Glücksspiel
https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/symposien Glücksspielsymposium
https://www.uni-hohenheim.de/expertenliste-gluecksspiel Expertenliste Glücksspiel
http://www.uni-hohenheim.de/presse Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Medizin
überregional
Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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