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Studie zu "Heimbewohnern mit psychischen Störungen" zeigt:
Psychisch kranke alte Menschen werden nicht angemessen versorgt
Studie zu "Heimbewohnern mit psychischen Störungen" zeigt:
Psychisch kranke alte Menschen werden nicht angemessen versorgt
Köln (KDA) - 04. Juni 2004 - Psychisch kranke alte Menschen erhalten in Alten- und Pflegeheimen nur selten die optimale Behandlung und Pflege. Dies liegt unter anderem daran, dass ihre Erkrankung häufig nicht richtig diagnostiziert wird. So lautet ein wichtiges Ergebnis einer Studie, die erstmals Daten zur Lebenssituation dieser "übersehenen" Heimbewohner einer breiten Fachöffentlichkeit zugänglich macht. Ist auch die Gruppe der Bewohner mit einer organischen Störung wie einer Demenz am größten, so zeigt die Expertise, die vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) in Auftrag gegeben und jetzt vom Kuratorium Deutsche Altershilfe veröffentlicht wurde, "dass auch andere psychiatrische Störungen im Altenheim eine wichtige und leider oft kaum beachtete Rolle spielen", so der Gerontopsychiater und KDA-Kurator Prof. Dr. Dr. Rolf Dieter Hirsch, der unter Mitwirkung namhafter Gerontologen, die Studie koordiniert hat. "Wird im Umgang mit diesen Bewohnern kein Unterschied gemacht zu den Bewohnern, die an einer Demenz leiden, besteht im schlimmsten Fall sogar die Gefahr, dass sie aufgrund dessen demenzielle Symptome entwickeln können", warnt Hirsch weiter.
Um gesicherte Daten über die Situation von Heimbewohnern mit psychischen Störungen zu erhalten und daraus Empfehlungen abzuleiten, sind in die Bearbeitung der gerade erschienenen 426-seitigen Expertise nicht nur alle bisher bekannten Studien eingegangen, sondern es wurde zudem eine eigene Untersuchung erstellt. In dieser zusätzlich durchgeführten Totalerhebung in zehn Alten- und Altenpflegeheimen mit insgesamt über 1.000 Bewohnern litten nach dem Urteil der untersuchenden Psychiater 65 Prozent der Menschen mit einem Durchschnittsalter von fast 82 Jahren unter einer psychischen Störung. Die psychiatrische Diagnose wurde dabei nach der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme (ICD-10) erstellt. Bei der Aufschlüsselung der Diagnosen zeigte sich, dass 69 Prozent unter einer organischen Psychose leiden (z. B. Alzheimer-Demenz: 27 Prozent,
vaskuläre Demenz: 19 Prozent). Eine affektive (die Stimmungslage betreffende) Störung
wurde bei 14 Prozent diagnostiziert, während elf Prozent unter einer schizophrenen Störung litten. Zwei Prozent der untersuchten Menschen waren von einer Suchterkrankung betroffen, deutlich seltener litten sie unter einer Persönlichkeits- oder neurotischen Störung.
Die meisten Untersucher gehen sogar davon aus, dass in Zukunft der Anteil von Menschen mit psychischen Störungen in Heimen zunehmen wird.
In der Expertise wird eine Fülle von Einzelergebnissen zu wichtigen Aspekten dargestellt. Eigene und bereits bekannte Ergebnisse werden ausführlich diskutiert und münden in Empfehlungen zur Forschung, zur Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen und zur Fort- und Weiterbildung des Personals.
Die Studie "Heimbewohner mit psychischen Störungen - Expertise" kann beim KDA bezogen werden:
Rolf Dieter Hirsch/ Ulrich Kastner: Heimbewohner mit psychischen Störungen - Expertise. KDA-Schriftenreihe: Forum 38. Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln 2004, 426 Seiten
ISBN: 3-935299-57-5
Preis: 15,00 Euro
KDA, Versand, An der Pauluskirche 3, 50677 Köln; Fax: 0221/931847-6; E-Mail: versand@kda.de, www.kda.de
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. Rolf Hirsch
Rheinische Kliniken Bonn
Kaiser-Karl-Ring 20
53111 Bonn
Fon: 0221/ 931847-17
E-Mail: hirsch@lvr.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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