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Wissenschaft
Am 10. Mai 1933 wurden in zahlreichen deutschen Hochschulstädten zeitgleich die Bücher jüdischer und politisch unliebsamer Autoren verbrannt – so auch in Dresden. Die öffentlichen Bücherverbrennungen bildeten den Höhepunkt einer von der nationalsozialistisch dominierten Deutschen Studentenschaft organisierten Kampagne „wider den undeutschen Geist“. 2023 jähren sich die Bücherverbrennungen zum 90. Mal. Zum Gedenken an diesen dunklen Tag der deutschen Geschichte veranstalten die TU Dresden und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) am 13. Mai 2023 eine kritische Campusführung.
„Anders als die deutschlandweit erste Bücherverbrennung durch die SA am Wettiner Platz ist die studentisch organisierte Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 weniger stark im kollektiven Gedächtnis der Stadt Dresden verankert. Mit dem Rundgang wollen wir das Bewusstsein dafür stärken und die Rolle der Studierenden und Hochschullehrenden der damaligen Technischen Hochschule Dresden beleuchten, die an dieser Aktion beteiligt waren“, so Prof. Roswitha Böhm, Prorektorin Universitätskultur an der TU Dresden.
Die Bücherverbrennung fand unweit des Universitätscampus am Bismarckturm auf der Räcknitzhöhe statt. Anwesend waren damals auch der Rektor der Technischen Hochschule Dresden, Oskar Reuther, sowie Professoren und Studenten, Offiziere, SA-Angehörige und Pressevertreter. Begleitet von Hetzreden wurden u. a. die Werke von Erich Kästner, Heinrich Mann, Karl Marx, Sigmund Freud und Kurt Tucholsky unter dem Beifall der Anwesenden verbrannt. Vorausgegangen waren eine „Säuberung“ der Dresdner Bibliotheken und eine öffentliche Hetzjagd gegen missliebige Hochschulangehörige.
„Es ist uns an der TU Dresden ein besonderes Anliegen, uns intensiv mit der Geschichte unserer Hochschule auseinanderzusetzen. In Kürze werden mit einem eigens eingerichteten Graduiertenkolleg die Geschichte der Technischen Hochschule Dresden im 20. Jahrhundert aus verschiedenen Blickwinkeln erforschen und ihre Rolle im Nationalsozialsozialismus aufarbeiten“, erklärt Böhm weiter.
Dr. Hagen Schönrich, Historiker und einer der beiden wissenschaftlichen Koordinator:innen des Forschungsprojekts, leitet den Rundgang am 13. Mai. Dieser startet um 11 Uhr am Salvador-Allende-Denkmal am Münchner Platz. Von dort aus geht es über verschiedene Stationen auf dem TUD-Campus bis zum Bismarckturm. Neben dem Ereignis der Bücherverbrennung geht Dr. Schönrich auch auf die Rolle von Forschung, Lehre und Verwaltung an der TH Dresden in der NS-Zeit und den späteren Umgang damit ein.
Zusätzlich zur Campusführung lädt ein Vortrag zum Projekt „Verbrannte Orte“ am 11. Mai 2023 zur Auseinandersetzung mit dem Thema Erinnerungskultur ein. Der Fotograf und Begründer des Gedenkprojektes, Jan Schenck, stellt die „Verbrannten Orte“ vor und kommt mit dem Publikum ins Gespräch. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Klemperer-Saal der SLUB.
Kontakt:
Dezernat Universitätskultur
Sachgebiet Universität & Gesellschaft
Elisabeth Krollpfeiffer
Email: elisabeth.krollpfeiffer1@tu-dresden.de
Tel.: 0351 463-32485
Bücherverbrennung Mai 1933
Dresdner Anzeiger vom 12. Mai 1933, Nr. 131, S. 8/A. Koch.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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