idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.05.2023 11:13

Expertin für Genetik psychischer Erkrankungen-Prof. Eva-Christina Schulte,Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,UKB

Petra Sandow Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Bonn

    Bonn, 10. Mai – Prof. Dr. Dr. Eva-Christina Schulte leitet jetzt die Sektion „Genomik und Epigenomik“ der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. Im Rahmen ihrer Professur möchte sie eine Ambulanz für die genetische Diagnostik von psychischen Erkrankungen etablieren. Zudem möchte die 41-Jährige im großen Stil, Daten und Bioproben aus dem klinischen Alltag für die Forschung nutzbar zu machen. In Kooperation mit dem Institut für Humangenetik am UKB arbeitet Prof. Schulte zudem an einem besseren Verständnis der biologischen Auswirkungen von genetischen Faktoren bei Schizophrenie und bipolarer Störung, mit dem Ziel hierdurch neue Therapieoptionen zu entwickeln.

    Schizophrenie und bipolare – auch manisch-depressiv genannt –Störung sind hochgradig erblich. „Gerade bei der Entstehung dieser beiden psychischen Erkrankungen spielen genetische Faktoren eine bedeutende Rolle“, sagt Prof. Schulte. Daher möchte sie die genetische Diagnostik in den klinischen Alltag integrieren und eine entsprechende Ambulanz an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKBs etablieren. „Die hohe genetische Belastung zeigt sich in einem erhöhten familiären Aufkommen von erkrankten Familienmitgliedern und einer frühen Erkrankung,“ sagt Prof. Schulte. „Eine genetische Diagnostik wird wahrscheinlich im Kontext psychischer Erkrankungen noch zu selten veranlasst, obwohl sich hierdurch in manchen Fällen ein besseres Krankheitsverständnis und eventuell auch gezieltere Therapiemöglichkeiten ergeben können.“ Da psychische Symptome auch Teil seltener genetischer Krankheitsbilder, die nicht nur die Psyche betreffen, sein können, strebt sie eine enge Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSEB) am UKB an.

    Eine Brücke zwischen Klinik und Forschung

    Prof. Schulte will den genetischen Ursachen und den Zusammenhängen für psychische Erkrankungen weiter auf den Grund gehen: „Doch dazu ist man auf viele Proben verschiedener Patienten angewiesen. Denn psychische Erkrankungen sind im allgemeinen komplex-genetische Erkrankungen, das heißt viele verschiedene genetische Veränderungen tragen gemeinsam zum individuellen Erkrankungsrisiko bei.“ So ist die Humangenetik hier auf eine Sammlung großer Datenmengen angewiesen. Prof. Schulte war daher an dem Aufbau der Munich Health Biobank (MMHB) an der psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München beteiligt. Eine solche Biobank strebt sie auch für das UKB an: „Im klinischen Alltag entstehen viele krankheitsbezogene Daten, die unter Berücksichtigung des Datenschutzes für die Forschung wiederverwendet werden sollten. Das ist ein richtiger Schatz!“

    In der funktionellen Genomik erforscht Prof. Schulte Genfunktionen und deren Beteiligung an biochemischen, zellulären und physiologischen Prozessen. „In den letzten 15 Jahren sind viele mit psychischen Erkrankungen in Zusammenhang stehende Gene erfolgreich identifiziert worden. Doch wissen wir meist noch nicht, was diese genetischen Risikofaktoren eigentlich biologisch bewirken“, konstatiert sie. Aufgrund der Vielzahl ist es aber schwierig dies für jede einzelne genetische Veränderung zu ermitteln. Daher nutzt Prof. Schulte Hochdurchsatz-Screenings, um Genomsequenzen systematisch und parallel zu analysieren. Zudem schaut sie sich sogenannte Lipidprofile genauer an. Denn Lipide machen einen Großteil der Gehirnsubstanz aus und sie sind Hauptbestandteil der Zellmembranen. „Neben einer frühen Grundsteinlegung im Zentralen Nervensystem geht man davon aus, dass eine Störung in der Kommunikation zwischen Nervenzellen vielen psychischen Krankheitsprozessen zugrunde liegt“, sagt Prof. Schulte. Um diese Erkrankungen frühzeitig und zuverlässig erkennen zu können, interessiert sie sich für Biomarker. So hat sie kürzlich als Forscherin am LMU Institut für Psychiatrische Phänomik und Genomik mit Kollegen des LMU Klinikums in Blutproben von Studienteilnehmenden ein Lipidprofil des Fettstoffwechsels gefunden, das auf eine Schizophrenie hinweist.

    Optimale Vernetzung auf dem Bonner Venusberg-Campus

    Die Motivation von Prof. Schulte von München nach Bonn zu wechseln, ist die psychiatrische und humangenetische Forschung auf höchstem Niveau am UKB. „Diese Expertise möchte ich in den klinischen Alltag einfließen lassen“, sagt die promovierte Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Fachärztin für Neurologie, die zudem in der Humangenetik ein zweites Mal naturwissenschaftlich promovierte. Ihre akademische Ausbildung führte sie mehrfach in die USA darunter nach Stanford und Harvard sowie Oxford, Hongkong und in die Schweiz. Vor ihrem Dienstantritt am UKB verbrachte sie noch ein halbes Jahr an Europas größtem Genetikforschungsinstitut, dem Wellcome Sanger Institute in der Nähe von Cambridge, Großbritannien.

    Neben den Alpen wird sie den aktiv ausgeführten Mannschaftssport vermissen. Bei dem aus Amerika, wo Prof. Schulte ihre Jugend verbrachte, stammenden Lacrosse wird versucht einen tennisball-großen Ball mit einem circa ein Meter langen Schläger, an dessen Ende ein Netz befestigt ist, ins gegnerische Tor zu befördern. „Ein bisschen wie Feldhockey, nur in der Luft“, erklärt Prof. Schulte. Sie vertrat als langjähriges Mitglied der deutschen Nationalmannschaft Deutschland dreimal bei Welt- und mehrfach bei Europameisterschaften. Mit ihrem Verein Rot-Weiß München war sie zudem viermal deutsche Meisterin und ist derzeit amtierende Vizemeisterin.

    Pressekontakt:
    Dr. Inka Väth
    stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
    Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
    Telefon: (+49) 228 287-10596
    E-Mail: inka.vaeth@ukbonn.de

    Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf.


    Bilder

    Expertin für Genetik psychischer Erkrankungen Prof. Eva-Christina Schulte arbeitet an einem besseren Verständnis der biologischen Auswirkungen von genetischen Faktoren bei Schizophrenie und bipolarer Störung.
    Expertin für Genetik psychischer Erkrankungen Prof. Eva-Christina Schulte arbeitet an einem besseren ...
    J.F. Saba
    Universitätsklinikum Bonn (UKB)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).