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22.06.2023 15:05

Statement: Naloxon rettet Leben! Support. Don’t punish!

Friederike Mannig Kommunikation
Frankfurt University of Applied Sciences

    Weltdrogentag am 26. Juni: Suchtforscher Prof. Dr. Heino Stöver und Simon Fleißner zur Bedeutung von Take-Home Naloxon in Anbetracht der steigenden Drogentodesfälle

    Die Zahl der Drogentoten steigt seit zehn Jahren und ist im vergangenen Jahr auf 1.990 Todesfälle angestiegen. „Dieser Trend ist besorgniserregend und sowohl der Bund als auch die Länder sind gefragt, geeignete Maßnahmen auszubauen, zu finanzieren und neue Angebote ins Leben zu rufen, um diesen Trend zu stoppen“, betont Prof. Dr. Heino Stöver, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), anlässlich des Weltdrogentages am 26. Juni. „Die Politik muss Drogengebraucherinnen und -gebraucher entstigmatisieren und entkriminalisieren, damit eine menschenwürdige Unterstützung möglich wird.“

    Mit rund 60 Prozent sind Opioide, darunter etwa Heroin, Fentanyl oder Methadon, an den meisten drogenbedingten Todesfällen beteiligt. Doch es gibt Möglichkeiten, eine Überdosis mit Opioiden zu verhindern: „Das Antidot Naloxon in den Händen von Laien kann Leben retten, denn es kann die Wirkungen, die durch den Gebrauch von Opioiden erzeugt werden, aufheben“, erklärt Simon Fleißner, Projektkoordinator des Bundesmodellprojektes NALtrain sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISFF. „Das in Deutschland zugelassene Naloxon-Nasenspray hebt in wenigen Minuten die potenziell tödliche Atemlähmung von Opioiden auf.“ Das Bundesmodellprojekt NALtrain zur Durchführung deutschlandweiter qualitätsgesicherter Schulungen zu diesem sogenannten Take-Home Naloxon läuft seit Juli 2021 und wird durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Im Rahmen des Projektes werden Mitarbeitende der Drogen- und Aidshilfe befähigt, Schulungen zur Anwendung von Naloxon für Drogengebraucher/-innen anzubieten. Da Naloxon in Deutschland verschreibungspflichtig ist, werden vor Ort Kooperationen zu (Sucht-)Medizinerinnen und Medizinern aufgebaut, damit alle geschulten Drogengebraucher/-innen das Naloxon-Nasenspray erhalten können.

    „Die Studienlage ist eindeutig – Take-Home Naloxon rettet Leben“, sagt Fleißner. „Je mehr Personen das Nasenspray bei sich tragen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Überdosierung schnell geholfen wird und die betroffene Person die Überdosierung überlebt.“ Bisher ist Take-Home Naloxon in Deutschland kaum verbreitet, auch wenn dies durch das Projekt NALtrain geändert werden soll. „Die Beteiligung und das Interesse der niedrigschwelligen Drogen- und Suchthilfe ist groß“, berichtet Stöver, „die Zurückhaltung und Skepsis der Ärzteschaft ist neben einer fehlenden Finanzierung der Bundesländer weiterhin das größte Hemmnis für eine flächendeckende Umsetzung von Take-Home Naloxon.“

    „Take-Home Naloxon ist eine evidenzbasierte Maßnahme zur Vermeidung von Drogentodesfällen. Angesichts der steigenden drogenbedingten Todesfälle sollte Take-Home Naloxon zum Standard in der Arbeit mit Konsumierenden von Opioiden werden“, so Stöver weiter. Im Rahmen von NALtrain wurden bisher rund 1.300 Drogengebraucher/-innen erreicht. Bei geschätzten 165.000 Konsumierenden ist diese Zahl jedoch deutlich zu niedrig. Modellrechnungen aus England empfehlen eine Versorgung von 30 Prozent aller Konsumentinnen und Konsumenten. „Die Substitutionsbehandlung mit etwa 80.000 Patientinnen und Patienten, welche bereits eine medizinische Anbindung haben, hätte die Möglichkeit, proaktiv die Zielgruppe zu erreichen und mit Naloxon zu versorgen“, so Fleißner, „doch bisher passiert hier zu wenig, obwohl Take-Home Naloxon kein Missbrauchspotenzial hat und weder zu risikoreicherem noch zu Beikonsum anregt.“

    Das Projekt NALtrain läuft noch bis Juni 2024. Weitere Informationen zu Take-Home Naloxon, dem Bundesmodellprojekt NALtrain und Möglichkeiten, sich am Projekt zu beteiligen finden sich online unter http://www.naloxontraining.de

    Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Heino Stöver, Telefon: +49 69 1533-2823, E-Mail: hstoever@fb4.fra-uas.de; Simon Fleißner, Telefon: + 49 69 1533-3125, E-Mail: simon.fleissner@fb4.fra-uas.de

    Weitere Informationen zum Institut für Suchtforschung Frankfurt am Main unter http://www.frankfurt-university.de/isff.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Prof. Dr. Heino Stöver, Telefon: +49 69 1533-2823, E-Mail: hstoever@fb4.fra-uas.de; Simon Fleißner, Telefon: + 49 69 1533-3125, E-Mail: simon.fleissner@fb4.fra-uas.de


    Bilder

    Suchtforscher Prof. Dr. Heino Stöver von der Frankfurt UAS.
    Suchtforscher Prof. Dr. Heino Stöver von der Frankfurt UAS.
    B.Bieber/Frankfurt UAS

    Simon Fleißner, NALtrain-Projektkoordinator sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISFF.
    Simon Fleißner, NALtrain-Projektkoordinator sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISFF.
    Sebastian Tamayo Rojas


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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