idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.06.2023 08:51

Gewerkschaften profitieren von Arbeitsplatzunsicherheit

Peter Kuntz Kommunikation & Marketing
Universität Trier

    Eine Studie der Universitäten in Trier und Konstanz hat herausgefunden, dass sich Personen eher einer Gewerkschaft anschließen, wenn sie ihren Job in Gefahr sehen.

    Warum wird man Mitglied in einer Gewerkschaft? Diese Frage ist bisher nicht umfänglich beantwortet. Eine kürzlich veröffentlichte Studie kann nun ein weiteres Puzzlestück zur Antwort beitragen. Prof. Dr. Laszlo Goerke (Universität Trier) und Jun.-Prof. Dr. Adrian Chadi (Universität Konstanz) weisen mit ihrer Untersuchung einen Zusammenhang zwischen persönlich empfundener Arbeitsplatzunsicherheit und dem Eintritt in eine organisierte Interessensvertretung nach. Ihr Ergebnis beruht auf der Auswertung von Befragungsdaten aus einem Zeitraum von 22 Jahren.

    In den 90er-Jahren war noch durchschnittlich jeder fünfte Beschäftigte Gewerkschaftsmitglied. Heute sind es zwischen 16 und 17 Prozent. „Die Mitgliedszahlen wären vielleicht noch weiter gesunken, hätten wir in den vergangenen Jahren nicht immer wieder Wirtschaftskrisen erlebt“, sagt Laszlo Goerke, Professor für Personalökonomik an der Universität Trier. Unter anderem durch den Vergleich von regionalen Arbeitslosenzahlen mit den Angaben von Beschäftigten in einer Langzeitbefragung gelang es den Wirtschaftswissenschaftlern zu zeigen, dass Arbeitsplatzunsicherheit die Menschen bewegt, in Gewerkschaften einzutreten.

    Zudem zogen die Forscher für ihre Studie die Aussagen der Befragten heran, wie groß ihre Angst ist, ihren Job zu verlieren. „Arbeitsplatzunsicherheit ist auch eine subjektive Empfindung“, erklärt Goerke. Um ihr Ergebnis zusätzlich zu validieren, werteten die Studienautoren den Zusammenhang zwischen Medienberichten über Arbeitsplatzabbau und der medialen Präsenz von Gewerkschaften aus. Da Medien während Arbeitsmarktkrisen verstärkt über Gewerkschaften berichten, könnten sich mehr Menschen von einer Gewerkschaftsmitgliedschaft angesprochen fühlen. „Auch wenn ich selbst nicht betroffen bin, kann mich eine Werksschließung in meiner Nähe durchaus verunsichern und zum Eintritt veranlassen.“

    Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die empfundene Arbeitsplatzunsicherheit über alle sozialdemographischen Merkmale hinweg Auswirkungen auf die Entscheidung für eine Gewerkschaftsmitgliedschaft hat. Oder anders gesagt: Es scheint keinen Unterschied bei Beschäftigten verschiedener Branchen, Männern und Frauen oder Jüngeren und Älteren zu geben.

    Der Direktor des an der Universität Trier angesiedelten Instituts für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union (IAAEU), Laszlo Goerke, ordnet die Ergebnisse der Studie auch aus der europäischen Perspektive als interessant ein. Gewerkschaften sind in verschiedenen Ländern unterschiedlich aufgestellt und nehmen teilweise noch andere Aufgaben als in Deutschland war. Die Gründe für einen Eintritt in eine Gewerkschaft sind daher oftmals andere.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Laszlo Goerke
    IAAEU
    Mail: goerke@uni-trier.de
    Tel. +49 651 201-4740


    Originalpublikation:

    Studie
    Chadi, Adrian und Goerke, Laszlo, Seeking shelter in times of crisis? unemployment, perceived job insecurity and trade union membership, in: Economica Nr. 90 (2023), S. 1041–1088. https://doi.org/10.1111/ecca.12480


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).