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Wissenschaft
Die Flucht- und Migrationsforscherin Prof. Dr. Birgit Glorius von der TU Chemnitz gehört zu den Herausgeberinnen und Herausgebern
Das Themenfeld „Flucht und Migration“ begegnet uns seit einigen Jahren fast täglich in unterschiedlichen Zusammenhängen. Flucht vor Krieg und Zerstörung, Flucht vor repressiven Regimen, Flucht vor den Folgen des Klimawandels – um nur einige Beispiele zu nennen. Zu den renommiertesten wissenschaftlichen Stimmen, die sich auch öffentlich immer wieder mit Einordnungen zu diesen komplexen Themen äußern, gehört Prof. Dr. Birgit Glorius, Inhaberin der Professur Humangeographie mit dem Schwerpunkt Europäische Migrationsforschung an der Technischen Universität Chemnitz (TUC), Leiterin des Wissenschaftlichen Beirats des Forschungszentrums des BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) und seit diesem Jahr auch Mitglied des Sachverständigenrates für Integration und Migration (SVR).
Gemeinsam mit drei weiteren Forscherinnen und Forschern gehört sie zu den Herausgeberinnen und Herausgebern des ersten deutschsprachigen Handbuchs der Flucht- und Flüchtlingsforschung, das jüngst im Nomos-Verlag erschienen ist. Das Werk versammelt 83 Beiträge von 130 Autorinnen und Autoren, die zu diesem aktuellen und hochrelevanten Themenfeld geforscht haben.
„Anlass seiner Entstehung war die enorme Erweiterung des Forschungsfeldes im deutschsprachigen Raum in den vergangenen Jahren, mit einer Vielzahl neuer Forschungsprojekte und Erkenntnisse“, erklärt Glorius. Während in der angloamerikanischen Forschungslandschaft das „Oxford Handbook of Refugee and Forced Migration Studies“ bislang als internationales Referenzwerk diene, soll das neue Handbuch der Flucht- und Flüchtlingsforschung internationale Forschungsperspektiven mit der deutschsprachigen Forschungstradition der Flucht- und Flüchtlingsforschung verbinden – und gerade auch die Forschungsentwicklungen der vergangenen Jahre reflektieren.
Beitrag zur fundierten Meinungsbildung über Flucht und Migration
Das Handbuch richtet sich sowohl an Studierende als auch an Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, die Öffentlichkeit sowie Politikerinnen, Politiker und Praktikerinnen sowie Praktiker im Forschungsfeld „Flucht und Migration“. Mitherausgeberin Glorius hoffe, dass die Lektüre des Handbuchs zu einer informierteren Debatte über Flucht und Flüchtlingsaufnahme beitragen könne: „Ich wünsche mir, dass viele Menschen, die bei diesem Thema mitreden wollen, diese Chance nutzen. Durch die Lektüre des Handbuchs kann man tiefer in den Entstehungskontext von Begrifflichkeiten, Phänomenen oder Politikansätzen einsteigen und auf dieser Basis auch informierter mitsprechen.“ Gerade auf einem thematischen Gebiet, auf dem sich die Ereignisse scheinbar überschlagen und selten in größere Zusammenhänge eingeordnet werden, sei dies wünschenswert.
Starker Anwendungsbezug zur Einordnung aktueller Diskussionen
Das Handbuch ist in vier Teile gegliedert, in denen in kurzen Begriffseinträgen wissenschaftliche, forschungspraktische und anwendungsbezogene Perspektiven auf das Thema „Flucht“ erläutert werden.
Jeder Eintrag beginnt mit einer Herleitung des Begriffs, gibt anschließend einen Überblick über das Phänomen und diskutiert offene Fragen und mögliche zukünftige Entwicklungen. Dabei sind viele Begriffe eng mit der politischen Praxis verknüpft und werden daher auch ständig im öffentlichen Diskurs genutzt, wie Glorius erläutert: „Derzeit wird beispielsweise viel über die Reformen des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems diskutiert, insbesondere die Frage der Verlagerung von Verfahren an die Außengrenzen, die Kooperation mit Drittstaaten bei der Abschiebung von Asylsuchenden, über Seenotrettung oder über die Verantwortungsteilung innerhalb der Europäischen Union“, so Glorius. In sehr kurzen Artikeln könne man sich in dem Handbuch zu den genutzten Schlagworten wie zum Beispiel „Externalisierung“, „Abschiebung“, „Seenotrettung“ etc. informieren. „Daraus entsteht eine solide Wissensbasis, auf der man den aktuellen Diskurs viel besser einordnen kann“, betont Birgit Glorius.
Weitere Teile des Handbuchs befassen sich mit Begriffen aus dem Kontext der Aufnahmepraxis – zum Beispiel „Wohnen“, „Arbeitsmarkt“, „Sprache“ und erläutern hier vor allem die konkrete Praxis und deren Regulierung in deutschsprachigen Ländern.
Großer Gewinn für Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen
Ein gerade für Forschende wichtiger Bereich des Handbuchs ist die Rubrik zu Forschungsansätzen und -methoden: „Hier werden die verschiedenen disziplinären Zugänge zu dem Forschungsfeld erläutert. Fluchtforschung ist ein sehr interdisziplinäres Feld und es ist wichtig, sich die verschiedenen Zugänge und die konzeptionellen Schnittstellen zu dem jeweiligen Fach – wie etwa Rechtswissenschaften, Psychologie oder Humangeographie – deutlich zu machen“, so Glorius.
Besonders wichtig seien auch die Beiträge zu Methoden und zur Forschungsethik: „Forschungsethische Fragen sind insbesondere in der Fluchtforschung von Bedeutung, da wir es hier mit sehr vulnerablen Gruppen zu tun haben“, erklärt Glorius. „Die Einträge erklären die Herausforderungen und erläutern Lösungen für eine ethisch verträgliche Forschung, insbesondere auch in neueren methodischen Bereichen wie beispielsweise Big Data oder digitale ethnografische Methoden.“
Eine weitere Rubrik beschäftigt sich mit verschiedenen Regionen der Welt und gibt vertiefende Einblicke in Flucht, Flüchtlingsaufnahme und entsprechende Forschungen in anderen Erdteilen.
Prof. Dr. Birgit Glorius, Inhaberin der Professur Humangeographie mit dem Schwerpunkt Europäische Migrationsforschung an der Technischen Universität Chemnitz, birgit.glorius@phil.tu-chemnitz.de
Handbuch Flucht- und Flüchtlingsforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium. Hg. v. Tabea Scharrer, Birgit Glorius, J. Olaf Kleist und Marcel Berlinghoff. Baden-Baden 2023. (https://www.nomos-shop.de/nomos/titel/flucht-und-fluechtlingsforschung-id-97223/)
https://www.tu-chemnitz.de/rektorat/rektor/tucscicast.php#s4
Prof. Dr. Birgit Glorius ist Inhaberin der Professur Humangeographie mit dem Schwerpunkt Europäische ...
Jacob Müller
TU Chemnitz
Die Herausgeberinnen und Herausgeber im Bild (v. l.): Dr. Marcel Berlinghoff, Dr. J. Olaf Kleist, Dr ...
Paul Wagner
Paul Wagner
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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