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Dr. Christoph Leiskau, Oberarzt für Kindergastroenterologie in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), von der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) mit dem Best-Paper-Preis 2023 ausgezeichnet. Der Mediziner erhält den mit 2.000 Euro dotierten Preis für seine Arbeit zu schweren akuten Leberentzündungen im Kindesalter.
(umg) Der wissenschaftliche Beirat der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) hat Dr. Christoph Leiskau, Oberarzt für Kindergastroententerologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), mit dem Best-Paper-Preis ausgezeichnet. Anlässlich der GPGE-Jahrestagung am 25. März 2023 in Stuttgart erhielt der Mediziner den mit 2.000 Euro dotierten Preis für seinen wissenschaftlichen Artikel „Acute severe non-A-E-hepatitis of unknown origin in children - A 30-year retrospective observational study from north-west Germany“, der in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Hepatology“ erschienen ist. Der Best-Paper-Preis wird jedes Jahr für die wissenschaftliche Arbeit aus der Kindergastroenterologie vergeben, die im selben oder vorherigen Jahr in der ranghöchsten Fachzeitschrift veröffentlicht wurde.
Der Artikel beruht auf einer Studie, in der Dr. Leiskau und seine Mitautor*innen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie der Universitätsmedizin Essen akute schwere Fälle von Leberentzündung mit unklarer Ursache bei Kindern in Nordwestdeutschland untersucht haben. Diese akuten Leberentzündungen, auch Hepatitiden genannt, hatten im Frühjahr und Sommer 2022 zunächst Kinder in Großbritannien betroffen und innerhalb von vier Monaten über 1.000 Kinder weltweit. Die Erkrankung kann teilweise zu einem akuten Leberversagen führen. In circa fünf Prozent der Fälle hatte dies zur Folge, dass eine Lebertransplantation notwendig wurde, und in circa ein bis zwei Prozent der Fälle sind die Kinder sogar am Leberversagen gestorben.
Das Phänomen der schweren akuten Hepatitis im Kindesalter mit unklarer Ursache ist grundsätzlich bekannt. Der sprunghafte Anstieg im Frühjahr 2022, der vor allem im Vereinigten Königreich und in den USA beobachtet wurde, hat jedoch ein neuartiges Krankheitsbild vermuten lassen, das aufgrund des zeitlichen Zusammenhanges in Verbindung mit der COVID-19-Pandemie stehen könnte. Um dies zu überprüfen, haben die Autor*innen der Studie aktuelle Fälle von Kindern mit schwerer akuter Hepatitis im Zeitraum von 2019 bis 2022 in Nordwestdeutschland untersucht, das heißt Kinder, die kurz vor und während der COVID-19-Pandemie erkrankt sind. Diese Fälle wurden mit in der Vergangenheit aufgetretenen Fällen von 1990 bis 2018 verglichen. Der Vergleich der aktuellen mit der historischen Patient*innengruppe sollte zeigen, ob es sich tatsächlich um ein neues Phänomen handelte. Die Forschenden fanden heraus, dass in Nordwestdeutschland ein Anstieg der akuten schweren Hepatitiden bereits seit Ende 2019 und im weiteren Verlauf bis Mitte 2022 stattgefunden hat, ohne dass ein sprunghafter Anstieg im Jahr 2022 beobachtet werden konnte.
Bei der Auswertung der klinischen Daten und der Behandlungsergebnisse der betroffenen Kinder ergab sich, dass der Verlauf mit Gelbsucht, vorangehenden Infekten und Beschwerden des Magen-Darm-Traktes in der historischen und der aktuellen Patient*innengruppe sehr ähnlich sind. Trotz der steigenden Anzahl an Neuerkrankungen verliefen die aktuellen Fälle milder. Der Anteil der Patient*innen mit der Notwendigkeit einer Lebertransplantation sowie die Sterberate sind bei den verzeichneten Fällen der letzten drei Jahre deutlich niedriger ausgefallen als bei den älteren Fällen. Die zu Beginn der Untersuchungen vermutete Verbindung zu Adenoviren - Viren, die in der Lage sind, eine Vielzahl von Erkrankungen auszulösen -, konnte in der Studie für die aktuellen Fälle in Deutschland nicht beobachtet werden. Insgesamt konnte nur bei zwei Kindern aus der historischen Kohorte ein Adenovirusnachweis erfolgen. Dr. Leiskau und seine Kolleg*innen vermuten hinter den seit drei Jahren steigenden Neuerkrankungen daher einen Zusammenhang zu der COVID-19-Pandemie und einer damit verbundenen erhöhten Empfindlichkeit der Kinder für virale Erkrankungen. Virusinfektionen könnten dabei einen entzündlichen Prozess in der Leber auslösen, sodass die Adenovireninfektionen in England eher als Auslöser, denn als Ursache für Leberentzündungen einzuordnen wären.
Zur Person
Dr. Christoph Leiskau hat eine kindergastroenterologische Weiterbildung an der Medizinischen Hochschule Hannover und am Birmingham Children´s Hospital (UK) absolviert und arbeitet seit 2021 als Oberarzt in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin unter der Leitung von Prof. Dr. Jutta Gärtner der Universitätsmedizin Göttingen.
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Prof. Dr. Jutta Gärtner
Telefon 0551 / 39-67015
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
kinderklinik@med.uni-goettingen.de
kinderklinik.umg.eu
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S016882782203464X?via%3Dihub
DOI: 10.1016/j.jhep.2022.12.012
Dr. Christoph Leiskau, Oberarzt in der Klinik für Kinder und Jugendmedizin der Universitätsmedizin G ...
umg/fskimmel
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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