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01.08.2023 12:09

Für mehr Inklusion im Vereinssport sorgen

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Ein Projekt am Lehrstuhl Pädagogik bei Geistiger Behinderung der Universität Würzburg will Menschen mit Beeinträchtigung verstärkt Zugang zum Breitensport in Vereinen eröffnen. Dafür gibt es gute Gründe.

    „Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistiger Behinderung haben oft stark unterdurchschnittliche motorische Fähigkeiten“, sagt die Sonderpädagogin und Sportwissenschaftlerin Dr. Christiane Reuter. „Das liegt auch daran, dass sie in unserer Gesellschaft nicht ausreichend sportlich gefördert werden.“

    Die Würzburger Wissenschaftlerin sieht hier Handlungsbedarf. Schließlich sei es erwiesen, dass Bewegung nicht nur das körperliche, soziale und psychische Wohlbefinden steigert, sondern auch Übergewicht, Diabetes und anderen Krankheiten vorbeugt.

    „Um den Risikofaktor Bewegungsmangel auszuschalten, ist es natürlich am besten, mit der sportlichen Förderung schon im Kindesalter anzufangen“, sagt Christiane Reuter. Im Sinne der Inklusion möchte sie erreichen, dass das für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung nicht nur in Förderschulen, sondern auch in wohnortnahen Sportvereinen passiert. Die Idee dahinter: Wenn Menschen mit Beeinträchtigung mit anderen Sport treiben, wächst ihre Teilhabe am Alltagsleben, und der Umgang mit Behinderungen kann mit der Zeit zu etwas ganz Selbstverständlichem in der Gesellschaft werden.

    Studierende übernehmen Sportassistenzen

    Um hier etwas zu bewegen, hat Christiane Reuter im Februar 2023 das Projekt SpAss (Sportassistenz) gestartet: Studierende unterstützen Kinder und Jugendliche mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung bei der Suche nach passenden Vereinssportangeboten und bei der Teilnahme.

    Dabei durchlaufen die Studierenden an der Uni zuerst ein qualifizierendes sonderpädagogisches Seminar. Sie knüpfen Kontakte zu Vereinen und Übungsleitenden, sie begleiten interessierte Kinder und Jugendliche bis zu zehn Mal zum Sport. Für die Familien ist das Angebot kostenfrei.

    Im Vorfeld sorgen Christiane Reuter und ihr Team dafür, dass möglichst perfekte Sport-Tandems gebildet werden. Im Idealfall haben die Studierenden ähnliche sportliche Interessen, sind vielleicht sogar selbst in einem Verein aktiv. Die Wohnorte der Beteiligten und die Sportstätten sollten nicht zu weit voneinander entfernt sein, damit die Begleitung auf dem Weg zum Sport praktikabel bleibt und im besten Fall anschließend die Teilnahme an der Sportgruppe selbstständig erfolgt.

    Die studentischen Sportassistenzen erhalten eine Aufwandsentschädigung für ihr Engagement. Studierende mit Unterrichtsfach Sport oder Sport im Rahmen des Studiums der Fachdidaktik bekommen zudem die Ausbildung zur Sportassistenz mit dem abgelegten ersten Staatsexamen vom Behinderten- und Rehabilitationssportverband (BSV) Bayern auf die C-Lizenz für die Übungsleitung im Breitensport – Behindertensport anerkannt.

    Die erste Sportassistenz wird seit dem Sommersemester 2023 mit finanzieller Unterstützung der Thomas Lurz und Dieter Schneider Sportstiftung über den Universitätsbund realisiert, sie läuft laut Christiane Reuter sehr gut. Ab Oktober beginnen sechs weitere Sportassistenzen; die Stadt und der Landkreis Würzburg finanzieren sie.

    Bei den Special Olympics Interviews geführt

    Christiane Reuter wäre keine Wissenschaftlerin, hätte sie an diesem Projekt nicht auch ein Forschungsinteresse. Auf welche Barrieren treffen Menschen mit geistiger Behinderung, die beim Vereinssport mitmachen möchten? Wie können alle Akteurinnen und Akteure bei der Überwindung dieser Barrieren unterstützt werden? Solche und andere Fragen möchte sie im Rahmen des SpAss-Projekts beantworten.

    Eine gute Forschungsgelegenheit eröffnete sich im Juni 2023, als in Berlin die Special Olympics Worldgames stattfanden. Christiane Reuter und Student Timothy Spatschek nutzten dort die Möglichkeit, das Wissen der Profis anzuzapfen. Sie befragten Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung über deren Erfahrungen im Vereinssport. Die Leitfäden für die Interviews hatte Studentin Pauline Buomann entwickelt; die Auswertung der Gespräche ist noch nicht abgeschlossen.

    „Wir können aber schon sagen, dass nur wenige der Befragten als Kinder zum Vereinssport kamen. Und das nur dann, wenn sie von einem Familienmitglied mitgenommen wurden. Alle anderen fingen erst nach der Schulzeit mit Sport an, meist im Rahmen von Sportgruppen in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen“, sagt Timothy Spatschek.

    Zusammen mit ihm waren weitere 20 Würzburger Studierende im Rahmen einer Exkursion in Berlin dabei: Sie halfen als Volunteers bei der Organisation des Mega-Sportevents mit.


    Weitere Informationen:

    https://www.sonderpaedagogik.uni-wuerzburg.de/g/forschung-projekte/sportassisten... Webseite des SpAss-Projekts


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Pädagogik / Bildung, Sportwissenschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Kooperationen
    Deutsch


     

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