idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.09.2023 12:11

Forschungsprojekt „Morethanmoney“: Wie wichtig sind Flexibilität und Sinnhaftigkeit für den Arbeitsmarkt?

Abteilung 2, Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

    Welche Anreize jenseits des Lohns motivieren Menschen zum Arbeiten? Und unterscheiden sich diese zwischen Männern und Frauen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich Volkswirtschaftlerin Prof. Dr. Iris Kesternich von der Universität Hamburg in einem neuen Forschungsprojekt. In den kommenden fünf Jahren wird sie dafür mit einem sogenannten Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats gefördert.

    Nicht nur durch die Corona-Pandemie hat sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren stark verändert, sondern auch durch neue digitale Technologien oder den zunehmenden Fachkräftemangel. Eine Folge dieser Veränderungen ist, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber im Wettbewerb um qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber neben dem Gehalt weitere Anreize für Arbeitnehmende schaffen müssen. Im Rahmen ihres Forschungsprojekts „Morethanmoney“ möchte Prof. Dr. Iris Kesternich daher die Bedeutung von Flexibilität und Sinnhaftigkeit der Arbeit für den Arbeitsmarkt untersuchen.

    „Vor allem Frauen geben in Umfragen an, dass ihnen Sinnhaftigkeit und Flexibilität wichtig sind. Sie sind außerdem eher dazu bereit, für diese Vorteile auf Lohn zu verzichten als Männer. Das könnte auch eine Erklärung für den noch immer bestehenden Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen sein“, erklärt Kesternich, die an der Universität Hamburg eine Nucleusprofessur im Rahmen der Exzellenzstrategie innehat. Besonders wichtig ist hier die Familienperspektive, denn der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten und Teleworking ist besonders wichtig für Frauen mit Kindern. In einem ersten Projekt untersucht Iris Kesternich, wie sich Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt auf das Arbeitsangebot von Müttern und Vätern, auf die Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen, sowie auf das Machtgefüge innerhalb der Familie auswirkt. „Momentan wird politisch viel darüber diskutiert, dass man Frauen mehr Flexibilität geben sollte – aber was wäre, wenn sie aufgrund des damit verbundenen niedrigeren Einkommens zu Hause weniger Verhandlungsmacht haben? Das könnte eine ungewollte Folge von solchen politischen Entscheidungen sein“, sagt Kesternich.

    In einem zweiten Unterprojekt wird sie zwei bisher unabhängigen Forschungsperspektiven in einem Modell verbinden: die arbeitsökonomische Perspektive „Flexibilität“ und die verhaltenswissenschaftliche Perspektive „Meaning of Work“. Berufe mit hoher Bedeutung für die Gesellschaft, etwa in der Erziehung und Pflege, sind traditionell weibliche Berufe. Sie sind aber oft gerade Berufe mit niedriger Flexibilität – eine Lehrerin oder Krankenschwester kann nicht einfach später zur Arbeit kommen, wenn ihr Kind krank ist. Anhand neuer Daten möchte sie ihre Annahme prüfen, dass die Wahl von „high-meaning“-Berufen Frauen in der Flexibilität einschränkt, wenn sie diese am meisten benötigen, zum Beispiel, wenn sie kleine Kinder haben.

    In einem dritten Teilprojekt analysiert sie schließlich die langfristigen Auswirkungen der Berufswahl von Männern und Frauen. „Es werden zwar oftmals die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern untersucht, nicht aber die Pensions- und Rentenunterschiede. Diese sind aber in fast allen Ländern viel größer als die Lohnunterschiede“, erklärt Kesternich. Um das zu ändern, wird sie Daten zu Abwägungen zwischen Löhnen und Flexibilität sammeln, um deren Auswirkungen auf die Ruhestandsentscheidungen im Laufe des Arbeitslebens abschätzen zu können.
    Wenn sich die Annahme bewahrheitet, dass sich Frauen tatsächlich eher für Berufe entscheiden, die flexibler, aber geringer entlohnt sind, könnte dies die Geschlechterdifferenz beim Ruhestandseinkommen erklären. „Sofern sich nur der Lohn im Renteneinkommen niederschlägt und keine nichtmonetären Faktoren greifen, sollten Frauen die Auswirkungen ihrer Entscheidungen im Hinblick auf ihr Einkommen im Alter eventuell noch stärker berücksichtigen.“

    Für diese langfristigen Untersuchungen erhält die Professorin für Volkswirtschaft mit dem Schwerpunkt empirische Gesundheitsökonomie über fünf Jahre 1,5 Millionen Euro Förderung.

    ERC Consolidator Grant
    Der ERC Consolidator Grant ist eine der höchstdotierten Fördermaßnahmen der EU. Der Europäische Forschungsrat fördert dabei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Promotion sieben bis zwölf Jahre her ist und die kürzlich eine herausragende Arbeitsgruppe gegründet haben. Die Projektlaufzeit beträgt fünf Jahre und soll zur Unabhängigkeit exzellenter Forschenden und ihrer Arbeitsgruppen beitragen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Iris Kesternich
    Universität Hamburg
    Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
    Fachbereich Volkswirtschaftslehre
    Tel.: +49 40 42838-5102
    E-Mail: iris.kesternich@uni-hamburg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).