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10.12.1998 13:08

Bürgerbüros im Trend - Auswirkungen für die Beschäftigten

Ingrid Goertz Öffentlichkeitsarbeit/Transfer
Sozialforschungsstelle Dortmund

    Ob als Bürgerladen, Bürgeramt, Bürgerbüro oder Stadtbüro: In immer mehr Kommunen erhalten Bürger wichtige Verwaltungsdienstleistungen aus einer Hand und unter einem Dach. "Kundenorientierter" und "bürgerfreundlicher" präsentieren sich die Verwaltungen.
    Ein neuer Personalausweis, die Antragstellung auf eine Ermäßigung der Fernseh- oder Rundfunkgebühren, die Ummeldung des Autos - statt ins Einwohnermelde-, ins Sozial- und Straßenverkehrsamt gehen zu müssen, erledigen die Bürger in Zukunft solche Angelegenheiten im Bürgerbüro. Angeboten werden dort, neben den klassischen Leistungen der Einwohnermeldeämter, vor allem Dienstleistungen aus den Ordnungs- und Straßenverkehrsämtern.
    Welche Auswirkungen haben aber diese neuen Servicezentren für die Mitarbeiter/innen in den Stadtverwaltungen? Diese Frage ging das Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund in einer bundesweiten Befragung nach.
    Für die Beschäftigten ergeben sich aus der Einführung der Bürgerbüros erhebliche Veränderungen. "Im Bürgeramt ist alles anders". So wird aus Sicht der Mitarbeiter/innen oft die neue Arbeitssituation geschildert. Der Trend zur ganzheitlichen Sachbearbeitung bedeutet mehr Eigenverantwortung. Die Arbeit ist vielseitiger, anforderungsreicher, teilweise anspruchsvoller und vielfach anstrengender geworden.
    Die Öffnungszeiten des Bürgerbüros werden im Vergleich zu den konventionellen Ämtern erheblich verlängert. 70 % der befragten Kommunen praktizieren daher flexible Arbeitszeitmodelle, und auch die Arbeit im Team wird immer wichtiger.
    Diese neuen Anforderungen werden in sehr vielen Verwaltungen durch eine Höhergruppierung der im Bürgeramt Beschäftigten honoriert. Bemerkenswert ist, daß es auffällig große Unterschiede zwischen den befragten Verwaltungen gibt. Trotz ähnlicher Tätigkeitsprofile reicht das Spektrum der Eingruppierungsvarianten im Sachbearbeitungsbereich in den Extremfällen von BAT VII bis BAT IV, wobei die meisten Beschäftigten in den Vergütungsgruppen BAT VI oder V eingestuft sind. Der angeblich "starre" Bundes-Angestelltentarifvertrag, BAT, erweist sich als durchaus flexibel und läßt in der Praxis große Interpretations- und Entscheidungsspielräume offen.
    Dr. Gertrud Kühnlein, Projektleiterin an der Sozialforschungsstelle Dortmund, sieht allerdings auch die Gefahr einer möglichen Abgruppierungsstrategie. Sie könnte sich aus der Tendenz ergeben, daß in der "vorverlagerten Verwaltung" nur noch Routineleistungen angeboten werden: Meist werden den Bürgerbüros Aufgaben zugeordnet, die lediglich kurze Bearbeitungszeiten von maximal 15 Minuten benötigen, standardisierte Tätigkeiten also, wo Beratungen nicht nötig sind. Die beratungsintensiven Tätigkeiten werden nicht in die Bürgerämter verlagert, sondern verbleiben in den Fachämtern.
    "Der Modernisierung der Verwaltungen muß auch eine Modernisierung des BAT folgen", so Gertrud Kühnlein von der Sozialforschungsstelle. "Nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch soziale und kommunikative Kompetenzen, die im Bürgerbüro eine besonders wichtige Rolle spielen, müssen in das Entgeltsystem einbezogen werden." Dazu zählen zum Beispiel der Umgang mit den Bürgern, Beratungssicherheit, Konfliktfähigkeit, selbstverantwortliche Organisation von Tätigkeiten.

    Beschäftigung in Bürgerämtern
    Ein Projekt der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und der Hans-Böckler-Stiftung

    Ort: Frankfurt
    Hgg. Gewerkschaft ÖTV, Stuttgart
    Jahr: 1998
    ISSN: W.0936-01-7.98
    Preis: 10,00 DM

    Bestellungen:
    über die Hauptverwaltung der
    Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV)
    Bereich Gemeinden
    Postfach 10 36 62
    70031 Stuttgart


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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