idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.09.2023 17:30

HSBI-Promovendin erhält DPG-Preis 2023 für ihre Arbeit über einen Pilz als Pflanzenschutzmittel

Dr. Lars Kruse Ressort Hochschulkommunikation
Hochschule Bielefeld

    Linda Muskat hat den Nachwuchspreis der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V. für ihre Doktorarbeit über den Pilz Pandora erhalten. Die Biologin, die ihre Forschungen an der HSBI durchführte und mittlerweile eine Professur an der Hochschule Geisenheim besetzt, arbeitet zur Frage, wie das Gewächs als vollständig biologisch abbaubares Pflanzenschutzmittel einsetzbar ist. Übergeben wurde Preis auf der 63. Deutschen Pflanzenschutztagung, die noch bis zum 29. September 2023 in Göttingen stattfindet.

    Bielefeld (hsbi) Er ist ein Pilz, der wissenschaftlich noch gar nicht vollständig beschrieben ist. Sein Name: Pandora cacopsyllae. Mit ihm geht Prof. Dr. Linda Muskat gegen Blattflöhe vor, die die tückische Apfeltriebsucht übertragen. Diese Krankheit kann in Apfelplantagen verheerende Schäden anrichten, und deswegen zahlt Muskat es den Blattflöhen gleichsam mit gleicher Münze heim: Sie lässt die Insekten ihrerseits mit den für sie giftigen Pilzsporen infizieren, sodass den schädlichen Krabblern der Garaus gemacht wird.

    Von alledem handelt die Doktorarbeit, die Muskat kooperativ an der Hochschule Bielefeld (HSBI) mit der Bestnote summa cum laude abgeschlossen hat und die ihr gleich im Anschluss eine Professur an der Hochschule Geisenheim einbrachte. Auf ihren Forschungen beruhen zudem zwei Patentanmeldungen, die sie mit der HSBI getätigt hat. Damit nicht genug: Nun ist die Biologin auch noch mit dem Nachwuchspreis der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V. geehrt worden. Die Gesellschaft hält dieser Tage die 63. Deutsche Pflanzenschutztagung in Göttingen ab, die größte und wichtigste Phytomedizin-Konferenz im deutschsprachigen Raum, zu der Teilnehmende aus Wissenschaft und Industrie zusammenkommen.

    Schlaue „Attract-and-kill-Strategie“ gegen Schadinsekten, die Apfeltriebsucht übertragen

    Muskat hält auf der Tagung zwei Postervorträge. In denen präsentiert sie die wichtigsten Ergebnisse ihrer Doktorarbeit. Außerdem geht es bei den Postervorträgen um die Perspektiven ihrer Forschungen. Der für Laien schwer verständliche Titel von Poster 1 lautet „Oleogele – eine neue Formulierungsmatrix für Semiochemikalien“. Formulierung – das bedeutet in diesem Zusammenhang die Überführung eines Wirkstoffes in eine anwendbare Form. Das Poster beschreibt eine spezielle Formulierung, die auf den gefährdeten Apfelbäumen gut haftet und schädliche Insekten anlockt, um sie zu einer zweiten Formulierung zu führen, durch die das Insekt dann getötet wird.

    Davon handelt Poster 2: Muskat legt hier dar, wie eine Paste den lebenden und für Insekten giftigen Pilz Pandora ausreichend feucht hält, damit dieser seine Infektionseinheiten auch unter sommerlichen Bedingungen im Apfelhain – das ist dann, wenn auch die Blattflöhe aktiv sind – in ausreichenden Mengen ausschleudern und damit die Schadinsekten infizieren kann. Der Name Pandora ist also Programm: „Man spricht von einer Attract-and-kill-Strategie“, so Muskat. Das Gute daran: Die Pilzsporen haben auf die die Insekten zwar fatale Wirkung, sind in ihrer Wirkung auf die übrige Umwelt jedoch unbedenklich.

    Kooperation mit Kollegin aus São Paulo: Einsatz in Zuckerrohrfeldern denkbar

    Das zweite Poster trägt den Titel „Technical aspects of above-ground applications of entomophthoralean fungi for insect pest control” und ist gleichzeitig ein gemeinsames Poster mit der HSBI-Gastdoktorandin Daniela Milanez Silva von der Universidade de São Paulo in Brasilien. Silva arbeitet ebenfalls daran, einen neuen insektenabtötenden Pilz nutzbar zu machen, der vielleicht künftig in brasilianischen Zuckerrohrfeldern als biologisches Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen kann. Der Name des Pilzes lautet Batkoa, und er ist nah verwandt mit Muskats Pandora. Da lag es nahe, dass Silva während ihres Forschungsaufenthalts an der HSBI sich gemeinsam mit Muskat mit der Trocknungs- und Lagerfähigkeit des Pilzes beschäftigte und verschiedene Trocknungsverfahren ausprobierte.

    Muskat startet nun an der Hochschule Geisenheim durch: Sie genießt den freien Gestaltungsspielraum, den ihr die dortige sogenannte Tenure-Track-Professur bietet. Das ist eine „Professorin in Ausbildung“-Stelle, in der die junge Wissenschaftlerin an ihre neue Position herangeführt wird und mit einem stark reduzierten Lehrdeputat einsteigt. Mit Unterstützung der dortigen Personalentwicklungsabteilung bildet sie sich weiter in den Bereichen Führung und Didaktik. In der Lehre hat sie bereits erste Vorlesungen im Studiengang Gartenbau übernommen. „Als nächstes kommen weitere Vorlesungen, Seminare und Praktika hinzu, auf die ich mich besonders freue, da ich hier sozusagen freie Hand habe und selber neue Kursinhalte einbringen und gestalten darf“, erzählt Muskat. Fachlich sind die Module alle im Bereich der Phytopathologie und dem Pflanzenschutz in den Bachelor- und Master-Studiengängen Weinbau und Gartenbau angesiedelt. Thematisch soll die Lehre eng an der aktuellen Forschung anknüpfen. Vielleicht arbeitet dann die eine oder andere Studierendengruppe von Prof. Muskat alsbald mit einem weiteren nutzbringendem Pilz…

    ____

    Wer mehr über die Arbeit und den Hintergrund von Prof. Dr. Linda Muskat erfahren möchte, sei auf unsere Geschichte anlässlich des Abschlusses ihres Promotionsstudiums hingewiesen: https://www.hsbi.de/presse/pressemitteilungen/erst-anlocken-dann-toeten-pilz-mac...

    Über die Hochschule Bielefeld (HSBI)

    Die "Hochschule Bielefeld (HSBI)", bis 19. April dieses Jahres Fachhochschule Bielefeld, ist mit mehr als 10.500 Studierenden die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in OWL. Sie besitzt Standorte in Bielefeld, Minden und Gütersloh. Das Angebot der sechs Fachbereiche umfasst 75 Studiengänge und reicht von BWL und Ingenieurwissenschaften über Gestaltung, Architektur und Bauwesen bis hin zu Sozialer Arbeit, Pädagogik der Kindheit, Pflege und Hebammenwissenschaft. Studieren kann man klassisch in Vollzeit, praxisintegriert mit Anstellung (und Bezahlung!) in einem Unternehmen oder berufsbegleitend abends und am Wochenende. Die HSBI kooperiert mit 350 Unternehmen in OWL und darüber hinaus und ist international mit mehr als 150 Hochschulen vernetzt.


    Weitere Informationen:

    https://www.hsbi.de/presse/pressemitteilungen/hsbi-promovendin-erhaelt-dpg-preis... Pressemitteilung auf www.hsbi.de


    Bilder

    Linda Muskat erhält den DPG-Preis 2023 für ihre Arbeit über einen Pilz als Pflanzenschutzmittel an der HSBI.
    Linda Muskat erhält den DPG-Preis 2023 für ihre Arbeit über einen Pilz als Pflanzenschutzmittel an d ...

    K. Starodubskij/HSBI

    Prof. Anant Patel, HSBI-Vizepräsident für Forschung und Entwicklung (im Hintergrund), betreute die Dissertation von Linda Muskat.
    Prof. Anant Patel, HSBI-Vizepräsident für Forschung und Entwicklung (im Hintergrund), betreute die D ...

    K. Starodubskij/HSBI)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).