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24.06.2004 14:56

Nobelpreisträger Roald Hoffmann neuer Ehrensenator der Universität Heidelberg

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff: "Es spricht für die menschliche Größe von Roald Hoffmann, dass er, dessen Familie durch den Völkermord der Nationalsozialisten fast völlig ausgelöscht worden ist, sich ohne Ressentiment gerade der deutschen wissenschaftlichen Chemie zugewandt hat" - Zur Chemie der Ruperto Carola langjährige enge Kontakte - Engagierter Förderer der Universität Heidelberg

    Der Senat der Universität Heidelberg beschloss in seiner jüngsten Sitzung (22.6.), Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Roald Hoffmann die Ehrensenatorenwürde zu verleihen. Er ist Frank H. T. Rhodes Professor of Humane Letters and Professor of Chemistry, Nobelpreisträger für Chemie des Jahres 1981 und forscht am Department of Chemistry and Chemical Biology der Cornell University in Ithaca, USA. "Es spricht für die menschliche Größe von Roald Hoffmann, dass er, dessen Familie durch den Völkermord der Nationalsozialisten fast völlig ausgelöscht worden ist, sich ohne Ressentiment gerade der deutschen wissenschaftlichen Chemie - bis 1989 in beiden deutschen Staaten - in besonderem Maße zugewandt und geöffnet hat", sagte Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff vor dem Senat. "Zur Chemie der Ruperto Carola pflegt er langjährige enge wissenschaftliche und persönliche Kontakte, und Hoffmann war stets ein engagierter Förderer dieser Fakultät und damit unserer Universität", so Hommelhoff.

    Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Roald Hoffmann, geboren 1937 als Sohn einer jüdischen Familie in Zloczow (damals Ostpolen) ist - nach Physikstudium und Promotion in Chemie in Harvard (bei William N. Lipscomb, Nobelpreis für Chemie 1976) - seit 1965 an der Cornell University tätig, wo er John A. Newman Professor of Physical Science war und seit 1996 Frank H. T. Rhodes Professor of Humane Letters und Professor of Chemistry ist.

    Als Überlebender des Holocaust, der nach Lageraufenthalten als "Displaced Person" in Linz, Wasseralfingen und München 1949 mit elf Jahren in die USA kam, hat er später gerade zur deutschen Wissenschaft vielfältige und enge Beziehungen geknüpft. Ungezählte freundschaftliche Beziehungen verbinden den Wissenschaftler und Menschen Roald Hoffmann über lange Jahre mit einer Vielzahl seiner deutschen Kollegen. Viele seiner Mitarbeiter der letzten drei Jahrzehnte stammten und stammen aus Deutschland, so dass seine Tätigkeit als Mentor und akademischer Lehrer kontinuierlich insbesondere dem Nachwuchs in Deutschland zugute kam, was sich in der Zahl von etwa einem Dutzend deutscher Chemielehrstühle zeigt, die heute mit ehemaligen Mitarbeitern der Hoffmannschen Gruppe besetzt sind.

    "Roald Hoffmanns bisheriges wissenschaftliches Gesamtwerk, das in seinem Einfluss auf die moderne Chemie einzigartig ist, hat ihn zu einem der international renommiertesten Chemiker unserer Zeit gemacht", würdigt Prof. Dr. Peter Hofmann, Dekan der Heidelberger Fakultät für Chemie und Geowissenschaften. Sein Arbeitsgebiet ist die Quantenchemie, deren Entwicklung er in den vergangenen mehr als 35 Jahren ganz entscheidend geprägt hat. Nur wenige "reine Theoretiker" dürften für sich in Anspruch nehmen - so Peter Hofmann -, die Denkweise der Experimentatoren und die Entwicklung der praktischen, auch industriellen Chemie so geformt zu haben, wie dies durch Roald Hoffmann geschehen sei. Sein wissenschaftliches Werk umfasst zurzeit über 500 Originalarbeiten und mehrere Bücher. Die Anzahl der ihm weltweit verliehenen Gastprofessuren und Lectureships liegt momentan bei weit über hundert. Er besitzt bisher mehr als 30 Ehrendoktorwürden und ist Inhaber praktisch aller nennenswerten Wissenschaftspreise, die es in der Chemie gibt, einschließlich des (mit K. Fukui aus Japan geteilten) Nobelpreises für Chemie des Jahres 1981.

    Roald Hoffmanns Wirken ist tief geprägt von seinem Engagement als akademischer Lehrer und Forscher, aber auch - vor allem in jüngerer Zeit - von seinen Aktivitäten für die Allgemeinheit. Es gibt wohl keinen zeitgenössischen Chemiker, der eine wissenschaftliche Reputation und Produktivität aufweist wie Hoffmann und sich zugleich intensiv in so vielfacher Weise in Öffentlichkeit und Gesellschaft für ein Verständnis der Rolle der Naturwissenschaften in unserer Welt einsetzt. Für dieses Engagement stehen zum Beispiel seine inzwischen in vielen Ländern gesendete Fernsehserie "The World of Chemistry" oder seine passionierten Aktivitäten als Kolumnist in Zeitschriften und Zeitungen (American Scientist, New York Times oder The Times), wo er sich seit Jahren der wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit zuwendet.

    Seine bisher rund 150 Publikationen (Artikel und Essays in Zeitungen, Zeitschriften oder Magazinen etc.), die allgemeinwissenschaftlicher, naturphilosophischer, wissenschaftshistorischer oder gesellschaftspolitischer Art sind und zum Brückenschlag zwischen Geistes- und Naturwissenschaften beitragen, sind unverkennbar im Stil, von transparenter Logik und sprachlicher Brillanz. Mit seinem Einsatz für eine unserer Zeit gerecht werdende, den Prinzipien der Demokratie verpflichtete naturwissenschaftliche Ausbildung der Allgemeinheit hat sich Hoffmann weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus verdient gemacht.

    Seit etwa 1980 hat sich sein Interesse vor allem an deutscher und russischer Literatur vermehrt in dichterischer und schriftstellerischer Tätigkeit niedergeschlagen und parallel zu seinem wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen AEuvre ein eigenes literarisches Werk geschaffen. Eine Vielzahl von Gedichten und Essays, in Zeitschriften oder in Buchform publiziert, öffentliche Ausstellungen zur Thematik Chemie und Kunst (z.B. im Deutschen Museum in München), sowie ein zusammen mit Carl Djerassi (dem "Erfinder der Pille") verfasstes Theaterstück ("Oxygen"), das seit 2001 in den USA, in London, in Würzburg und München sowie im WDR-Rundfunk erfolgreich aufgeführt worden ist, zeugen von den künstlerischen Aktivitäten Hoffmanns. Für sein Buch "Sein und Schein. Reflexionen über die Chemie" hat er im Jahre 1997 den Literaturpreis des Verbandes der Chemischen Industrie erhalten. Er hat mehrere Gedichtbände verfasst und kann inzwischen auf etwa 120 veröffentlichte Gedichte verweisen, von denen viele in andere Sprachen übersetzt wurden und einige sogar vertont worden sind.

    Dekan Peter Hofmann: "Die Verleihung der Ehrensenatorenwürde der Ruperto Carola an Roald Hoffmann wird nicht nur der wissenschaftlichen Weltgeltung des Nominierten Rechnung tragen und einen wahrhaft universellen Geist ehren. Sie wird auch seine Verbundenheit zur Chemie in Heidelberg und Deutschland in geeigneter Weise würdigen und intensive neue Bande für die Zukunft knüpfen."

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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