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Wissenschaft
EU-Förderung für Forschungsarbeiten über die Zusammenlagerungen des Proteins TDP-43
Das Protein TDP-43 ist allgegenwärtig in unseren Körperzellen und wichtig für die biochemischen Abläufe in den Zellen. Problematisch wird es jedoch, wenn sich diese Eiweiße zu großen Klumpen zusammenlagern und im Gehirn festsetzen – dies ruft degenerative Krankheiten wie Alzheimer und andere Demenzerkrankungen auf den Plan. Wie genau das vonstattengeht und wie diese Proteinklumpen mit den Krankheiten zusammenhängen, wird bereits intensiv erforscht. Prof. Dr. Dorothee Dormann von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) vermutet, dass die Proteine auch im gesunden Körper die Neigung haben, sich zusammenzulagern und dass dieses Zusammenlagern auf viel kleinerer Ebene wichtig für die Funktion der TDP-43-Proteine ist. Dem Grund für diese „Assemblierungen“ geht Dormann im Projekt „TDP-Assembly“ nach, für das sie den ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats erhält. Mit zwei Millionen Euro gehört dieser zu den höchst dotierten Fördermaßnahmen der EU. Dorothee Dormann ist Professorin für Molekulare Zellbiologie an der JGU sowie Adjunct Director am Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz.
Kleinere Zusammenlagerungen sind wichtig für die Funktion von TDP-43
Dormanns Vorarbeiten deuten darauf hin, dass die kleineren Zusammenlagerungen der Proteine bei zellulären Steuerungsvorgängen eine wichtige Rolle spielen – etwa beim Ablesen der Erbinformation und der Produktion von RNA. Mittels Methoden aus der synthetischen Biologie möchte sie verschiedene solcher Assemblierungen künstlich auslösen und untersuchen, welche Veränderungen sich daraufhin in den Zellen ergeben. „Ziel ist es, sowohl die Abläufe in den gesunden Zellen zu verstehen als auch die Veränderungen hin zu den degenerativen Krankheiten, wenn die Zusammenlagerungen zu groß oder zu fest werden“, erklärt Dormann. Denn solch abnormale Proteinklumpen rufen nicht nur im Gehirn Probleme hervor, sondern sorgen auch dafür, dass die zellulären Steuerungsvorgänge wegfallen, die die kleineren Assemblierungen übernehmen. Wie wirkt sich dieser Ausfall aus? Auch dieser Frage möchte die Forscherin nachgehen.
Wichtig ist diese Forschung unter anderem für eine zukünftige medikamentöse Therapie von neurodegenerativen Krankheiten. Denn Arzneimittel, die Zusammenlagerungen von TDP-43 verhindern, greifen eventuell auch in die kleinen, für den Körper wichtigen Zusammenlagerungen ein. Es braucht daher ein genaues Verständnis davon, welche Funktionen die Assemblierungen übernehmen, als auch das Know-how, wie sich der Assemblierungsprozess von den Frühstufen bis hin zu den großen Aggregaten steuern lässt.
Spitzenforschung im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen
Dorothee Dormann studierte Biochemie an der Universität Tübingen mit einem Auslandsaufenthalt an der University of North Carolina. Danach promovierte sie an der Rockefeller University in New York und war anschließend Post-Doktorandin am Adolf-Butenandt-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 2014 bis 2021 war sie Leiterin einer Emmy Noether-Forschungsgruppe am Biomedizinischen Centrum (BMC) der LMU München. Seit April 2021 ist sie Professorin für Molekulare Zellbiologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie Adjunct Director am Institut für Molekulare Biologie in Mainz. Dormann ist Co-Sprecherin des Sonderforschungsbereichs SFB 1551 „Polymerkonzepte zum Verstehen zellulärer Funktionen“ und Sprecherin des darin integrierten Graduiertenkollegs. Zudem beteiligt sich die Wissenschaftlerin am Forschungsverbund EMTHERA (Emerging therapeutic strategies against infections, inflammation, and immune-mediated diseases), mit dem sich die JGU in der Exzellenzstrategie um Förderung als Exzellenzcluster bewirbt. Für ihre Forschung wurde Dormann unter anderem mit dem Heinz-Maier-Leibnitz-Preis 2014 sowie dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2019 geehrt.
ERC Consolidator Grant
Der ERC Consolidator Grant ist eine der höchstdotierten Fördermaßnahmen der EU für einzelne Wissenschaftler. Der Europäische Forschungsrat fördert damit herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 7 bis 12 Jahre nach der Promotion. Zusätzlich zur wissenschaftlichen Exzellenz müssen die Antragsteller den bahnbrechenden Ansatz ihres Projekts und seine Machbarkeit nachweisen, um die Förderung zu erhalten. Die Förderdauer beträgt fünf Jahre.
Der Europäische Forschungsrat hat außerdem zwei weitere ERC Consolidator Grants an der JGU genehmigt: Ein Projekt zur Evolution von Ökosystemen im Klimawandel von Prof. Dr. Shuqing Xu und ein Projekt zur energieeffizienten Ausführung reaktiver Softwaresysteme von Prof. Dr. Sebastian Erdweg. Ferner ist der Palaeogenetiker Prof. Dr. Joachim Burger an einem Consolidator Grant beteiligt, den Prof. Dr. Christina Papageorgopoulou von der Demokrit-Universität Thrakien koordiniert und der die Anpassung historischer Bevölkerungen an städtisches Leben erforscht.
Bildmaterial:
https://download.uni-mainz.de/presse/10_imp_imb_tdp_assembly_dormann_erc_01.jpg
Prof. Dr. Dorothee Dormann
Foto/©: Anton Pfurtscheller
https://download.uni-mainz.de/presse/10_imp_imb_tdp_assembly_dormann_erc_02.jpg
Das Protein TDP-43 (grün) bildet kleine Ansammlungen mit einer wichtigen regulatorischen Funktion im Zellkern.
Foto/©: Yelyzaveta Zadorozhna
Weiterführende Links:
https://www.imb.de/research/our-research-groups/dormann/research - Prof. Dr. Dorothee Dormann am IMB
https://www.gfk.uni-mainz.de/prof-dr-dorothee-dormann/ - Dorothee Dormann, Fellow des Gutenberg Forschungskollegs (GFK)
https://erc.europa.eu/news-events/news/erc-2023-consolidator-grants-results - Mitteilung des European Research Council
Podcast:
https://wissenschaftspodcasts.de/podcasts/minds-of-mainz-der-gutenberg-talk/folg... - Feinde im Kopf. Neurodegenerativen Erkrankungen auf der Spur - Molekulare Zellbiologie mit Prof. Dr. Dorothee Dormann
Lesen Sie mehr:
https://presse.uni-mainz.de/zellfunktionen-verstehen-neuer-sonderforschungsberei... - Pressemitteilung „Zellfunktionen verstehen: Neuer Sonderforschungsbereich verbindet Lebenswissenschaften und Polymerforschung“ (25.11.2022)
https://www.magazin.uni-mainz.de/auf-der-suche-nach-den-ursachen-neurodegenerati... - Beitrag im JGU-Magazin „Auf der Suche nach den Ursachen neurodegenerativer Krankheiten“ (27. Januar 2022)
https://presse.uni-mainz.de/dorothee-dormann-arbeitet-mit-rosa-rademakers-an-der... - Pressemitteilung „Dorothee Dormann arbeitet mit Rosa Rademakers an der Erforschung seltener Demenzformen“ (01.02.2022)
https://presse.uni-mainz.de/dorothee-dormann-erhaelt-alzheimer-forschungspreis-2... - Pressemitteilung „Dorothee Dormann erhält Alzheimer-Forschungspreis 2021 der Hans und Ilse Breuer-Stiftung“ (25.11.2021)
Prof. Dr. Dorothee Dormann
Molekulare Zellbiologie
Institut für Molekulare Physiologie (IMP)
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
und
Institut für Molekulare Biologie (IMB)
55128 Mainz
Tel. +49 6131 39-36206
E-Mail: ddormann@uni-mainz.de
https://www.bio.uni-mainz.de/fachbereich/institute/imp/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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