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10.01.2024 13:33

Krieg verändert Sprache: Mehr Ukrainisch, weniger Russisch

LMU Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Immer weniger Menschen in der Ukraine nutzen seit Kriegsbeginn Russisch als Sprache in den sozialen Medien.

    Ein multidisziplinäres Team aus Forschenden der LMU, der University of Bath und der Technischen Universität München (TUM) hat Sprachveränderungen in den sozialen Medien in der Ukraine vor und während des russischen Angriffskriegs analysiert. „Offenbar führt der Krieg dazu, dass sich die Menschen mehr und mehr von der russischen Sprache abwenden“, sagt Daniel Racek, Erstautor der dazu im Fachmagazin Communications Psychology veröffentlichten Studie. Racek ist Doktorand am Lehrstuhl von Professor Göran Kauermann am Institut für Statistik der LMU.

    Sprache spielt in der post-sowjetischen Identität der Ukraine eine entscheidende Rolle. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer beherrschen sowohl Russisch als auch Ukrainisch. Bis vor Kurzem benannte aber nur rund die Hälfte bis zwei Drittel der Bevölkerung Ukrainisch als Hauptmuttersprache. Seit den Protesten des Euromaidan, ausgelöst durch die vorläufige Nicht-Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU, und der anschließenden Annexion der Krim 2013/2014 gibt es allerdings Indizien, dass sich dieser Anteil aufgrund der damaligen russischen Militärintervention erhöht hat.

    Zusammen mit seinem Team untersuchte Daniel Racek über vier Millionen Tweets mit ukrainischen Standortinformationen von rund 63.000 Nutzerinnen und Nutzern von Twitter (jetzt X) aus der Zeit von Januar 2020 bis Oktober 2022. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) und statistischer Analyse unterscheiden die Forschenden zwischen Effekten, die auf Verhaltensveränderungen der Nutzer zurückzuführen sind, und Effekten auf Basis von Nutzerfluktuationen. Die Ergebnisse zeigen eine langfristige Verschiebung von Russisch zu Ukrainisch bereits vor dem Krieg, die sich mit Kriegsausbruch erheblich beschleunigt und hauptsächlich auf Verhaltensänderungen zurückzuführen ist.

    Die Forschenden vermuten, dass die beobachtete Verhaltensänderung eine hochpolitische Reaktion ist. Die Nutzerinnen und Nutzer wollen sich sowohl von jeglicher Unterstützung des Kriegs als auch von Russland distanzieren und entscheiden sich bewusst dazu, weniger bzw. in vielen Fällen kein Russisch mehr zu verwenden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Daniel Racek
    Institut für Statistik
    Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik
    Ludwig-Maximilians-Universität München
    Tel.: +49 89 2180 2232
    daniel.racek@stat.uni-muenchen.de


    Originalpublikation:

    Daniel Racek, Brittany I. Davidson, Paul W. Thurner, Xiao Xiang Zhu & Göran Kauermann: The Russian war in Ukraine increased Ukrainian language use on social media. Communications Psychology 2024
    https://doi.org/10.1038/s44271-023-00045-6


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Informationstechnik, Mathematik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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