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01.07.2004 12:35

Nach Einigung über Auswahlverfahren baldige Gesetzesnovellierung erwartet

Ulrich Berlin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Bremen

    Als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung bezeichnete der Rektor der Hochschule Bremen, Dr. habil. Elmar Schreiber, die Einigung im Bundesbildungsausschuss des Bundestages, den Hochschulen mehr Autonomie bei der Auswahl der Studierenden einzuräumen. "Damit ist der Weg frei eine Novellierung des Hochschulrahmengesetzes, die voraussichtlich noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll. Die Länderparlamente sind danach gefordert, diese neue Regelung möglichst zügig umzusetzen."

    "20 - 60 - 20" lautet die Kurzformel, nach der die deutschen Hochschulen künftig ihre Studierenden selbst auswählen können: 20 Prozent der Abitur-Besten werden auch weiterhin ohne Auswahlverfahren zugelassen. Der Anteil der Studierenden, den die Hochschulen künftig selbst auswählen dürfen, erhöht sich auf 60 Prozent, die verbleibenden 20 Prozent sollen nach Wartezeit berücksichtigt werden. Bislang können die Hochschulen lediglich etwa 20 Prozent der Bewerber selbst aussuchen.

    Während Schreiber den Anteil Abitur-Besten für relativ unproblematisch hält, beurteilt er die Berücksichtigung von Wartezeiten eher kritisch. "Von allen Seiten wird zu Recht gefordert, die Studiendauer im Sinne einer hohen Erfolgsquote so kurz wie möglich zu halten. Es stellt sich die Frage, wie bei der Gruppe, die nach Wartezeit-Kriterien zugelassen werden soll, eine Studienerfolgs-Prognose angestellt werden kann. Hier sollte noch einmal eine Überprüfung statt finden."

    Handlungsbedarf bestand schon seit langem. "Der Hochschul-Zugang für Studierwillige muss gerechter werden, daher ist die Reform überfällig." Lange Studienzeiten oder hohe Abbrecherquoten zeigen nach Auffassung Schreibers die Grenzen des noch geltenden Auswahlverfahrens auf. Mehr Autonomie der Hochschulen bei der Auswahl der Studierenden komme außerdem, so Schreiber, der Qualität von Lehre und Studium zugute und werde den nationalen und internationalen Wettbewerb beflügeln. Auch wenn er sich wie seine Kollegen in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) einen höheren Anteil der von den Hochschulen selbst auszuwählenden Studierenden gewünscht hätte, zeigt sich Schreiber dennoch zufrieden. "Dass eine bundeseinheitliche Regelung verabredet wurde, ist für uns besonders wichtig."

    "Die Reform der Studierenden-Auswahl entspricht einer jahrelangen Kernforderung der HRK und stimmt mit Vorschlägen des Wissenschaftsrates überein", so Schreiber weiter. Dass eine verstärkte Auswahl der Studierenden durch die Hochschulen die Qualität des Studiums erhöhen kann, erläutert er am Beispiel der Hochschule Bremen: "Unsere Studienstruktur hat sich in den letzten Jahren immer weiter aufgefächert, so dass wir weniger zu ,Generalisten', sondern eher zu ,Spezialisten' qualifizieren. Wir brauchen also junge Menschen, die in besonderer Weise geeignet sind, das Studium, das sie anstreben, auch zu bewältigen."

    "Die Hochschule Bremen hat regelmäßig deutlich mehr Bewerber als freie Studienplätze, etwa in der Relation 9.700 zu 1.500 (oder 6,5 Bewerbungen auf einen freien Studienplatz). Auf Grund geltenden Rechts muss derzeit die Auswahl formal weit überwiegend über die Schulabschluss-Note (,Numerus Clausus') erfolgen. Die für einen Studiengang an sich geeignetere Person wird oftmals durch den groben Filter NC abgelehnt, obwohl sie besser und damit erfolgreich dieses Studium hätte absolvieren können. Eigene Beobachtungen bestätigen diese These: Dort, wo wir Auswahlverfahren durchführen - zum Beispiel im Fachbereich Architektur nach Einführung der künstlerischen Eignungsprüfung -, sind die Lerngruppen homogener, der Lernerfolg ist größer, die Studienzeiten werden kürzer, und die Abbruchquote tendiert gen Null. Das entspricht exakt den Forderungen aus Politik und Wirtschaft."

    Als weiteres konkretes Beispiel aus der Hochschule Bremen nannte Schreiber den Internationalen Studiengang Fachjournalistik mit einer um ein Vielfaches höheren Bewerberzahl als freie Plätze zur Verfügung stehen: "Ist automatisch derjenige der Geeignetste, der die beste Abiturnote aufweist? Oder sollten nicht zusätzlich einschlägige Fähigkeiten wie zum Beispiel Sprachkompetenz in die Auswahl-Entscheidung einbezogen werden?" fragt Schreiber und schiebt die Antwort gleich hinterher: "Eindeutig ja!" Außerdem hält der Hochschul-Rektor bei Studiengängen mit starkem Nachfrage-Überhang die zusätzliche Berücksichtigung von Fähigkeiten, die zum Berufsbild gehören, für gerechter.

    Als nicht zu unterschätzenden positive Effekt, der sich begünstigend auf der Lernklima auswirkt, erwartet Schreiber eine stärkere Homogenität der Lerngruppen. Gepaart mit den an Fachhochschulen ohnehin eher kleinen Gruppengrößen, könne sehr wirksam und doch kostengünstig ein wertvoller Beitrag zur "Elite-Bildung" geleistet werden. "Die Auszeichnungen ,ReformFachhochschule' des Stifterverbandes, ,Best Practice Hochschule' des Centrums für Hochschulentwicklung oder der 'Marketing-Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes zeigen, dass die Hochschule Bremen, den richtigen Weg eingeschlagen hat. Dies belegten auch die regelmäßigen Absolventen-Befragungen, mit denen die Hochschule Bremen den Berufs-Einstieg ihrer Ehemaligen begleitet", so Dr. Elmar Schreiber abschließend.


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    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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