idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
22.01.2024 14:57

Internationaler Tag der Bildung: Potenzial der Lehramtsstudierenden für den Schulunterricht nutzen

Regina Thelen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pädagogische Hochschule Karlsruhe

    Anlässlich des Internationalen Tags der Bildung am 24. Januar schlägt Christian Gleser, Leiter des Instituts für Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, vor, Lehramtsstudierende in die schulischen Unterrichtsprozesse zu integrieren. Schulpraxisassistenzen könnten dazu beitragen, die Bildungskrise zu bewältigen.

    Der Internationale Tag der Bildung am 24. Januar erinnert daran, dass sich die Weltgemeinschaft dazu verpflichtet hat, bis 2030 allen Menschen eine hochwertige, inklusive und chancengerechte Bildung zu ermöglichen. Das sind noch sechs Jahre und die Situation an deutschen Schulen ist alles andere als rosig. Rund 20 Prozent der Schülerschaft sowohl in den Grundschulen als auch in den Sekundarstufenschulen erreichen laut internationalen Vergleichsstudien wie IGLU und PISA nicht die notwendigen Grundkompetenzen. Außerdem herrscht Lehrkräftemangel und der Bedarf an pädagogischen Fachkräften steigt. Dies auch vor dem Hintergrund, dass in Deutschland alle Kinder im Grundschulalter ab 2026 das Anrecht auf achtstündige Förderung an Werktagen haben.

    „Die aktuelle Schule kann das ihr gesetzte Ziel, den größten Teil der Kinder und Jugendlichen gut zu bilden, nicht erreichen“, sagt Prof. Dr. Christian Gleser, Leiter des Instituts für Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA). „Es ist unwahrscheinlich, dass wir die in den Studien festgestellten Defizite reduzieren können, wenn wir an dem Prinzip ‚Eine Lehrkraft pro Klasse‘ festhalten“, so Gleser. Benötig würden neue Überlegungen, um die Bildungskrise zu lindern oder gar zu bewältigen.

    Der Schulpädagoge schlägt deshalb vor, das enorme Potenzial der vielen tausend hochmotivierten angehenden Lehrkräfte an Pädagogischen Hochschulen und Universitäten zu nutzen und ein oder zwei Lehramtsstudierende pro Schulklasse einzusetzen, um Lehrerinnen und Lehrern zu assistieren. Denkbar sei eine wöchentlich eintägige Schulpraxisassistenz für die Studierenden

    „Wie Befragungen aus meinen eigenen Erstsemestervorlesungen zeigen, möchten diese jungen hochmotivierten Menschen überwiegend dazu beitragen, Verantwortung für Schüler:innen und deren Entwicklung zu übernehmen. Sie möchten Schüler:innen fördern, damit mehr Bildungsgerechtigkeit in der Gesellschaft entsteht“, berichtet Gleser. Es könne für Lehrkräfte und Schüler:innen sehr gewinnbringend sein, wenn ein oder zwei Lehramtsstudierende im Unterricht assistieren. Denn Schüler:innen könne in konkreten Verständnissituationen direkt geholfen werden. „Das zeigen Erfahrungen aus den durch Hochschullehrende begleiteten Schulpraktika“, so der Professor für Schulpädagogik.

    Erforderlich für eine solche Erweiterung der lehramtsstudentischen Kompetenzen seien sowohl eine Erweiterung der Studienprogramme als auch eine Offenheit der Schulen zur Integration der Studierenden in die schulischen Unterrichtsprozesse. „Dabei müsste die Schulpraxisassistenz eng zwischen Hochschulen und Kultusbereich geregelt werden, und auch eine angemessene, für die Studierenden attraktive Vergütung wäre erforderlich“, sagt Gleser. Schließlich habe eine solche Maßnahme einen enormen gesellschaftlichen Nutzen.

    Die Aktivierung des Potentials der Lehramtsstudierenden für den schulischen Unterricht könne das Eis brechen und vielen tausend Schülerinnen und Schülern dabei helfen, notwendige Kulturtechniken auf einem guten Mindestniveau zu entwickeln. Mit den derzeit angewandten Lehr-Lern-Konzepten gelinge das nachgewiesenermaßen bei einem Teil der Schülerinnen und Schüler nicht. „Selbstverständlich würde eine solche Reform erhebliche Anstrengungen erfordern. Ohne ein grundlegendes Umdenken werden wir die aktuelle Bildungskrise in Deutschland aber nicht bewältigen können“, mahnt Gleser.

    Über die Pädagogische Hochschule Karlsruhe

    Als bildungswissenschaftliche Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht forscht und lehrt die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (PHKA) zu schulischen und außerschulischen Bildungsprozessen. Ihr unverwechselbares Profil prägen der Fokus auf Bildung in der demokratischen Gesellschaft, Bildungsprozesse in der digitalen Welt sowie MINT in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Rund 220 in der Wissenschaft Tätige betreuen rund 3.600 Studierende. Das Studienangebot umfasst Lehramtsstudiengänge für die Primarstufe und die Sekundarstufe I sowie Bachelor- und Masterstudiengänge für andere Bildungsfelder. Die berufsbegleitenden Weiterbildungsangebote zeichnen sich durch ihre besondere Nähe zu Forschung und Praxis aus. https://www.ph-karlsruhe.de

    Medienkontakt

    Pädagogische Hochschule Karlsruhe
    Regina Thelen
    Pressesprecherin
    Bismarckstraße 10
    76133 Karlsruhe
    T +49 721 925-4115
    regina.thelen@ph-karlsruhe.de
    https://www.ph-karlsruhe.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Christian Gleser, Leiter des Instituts für Schul- und Unterrichtsentwicklung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und Inhaber der PHKA-Professur für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Grundschule, E-Mail: christian.gleser@ph-karlsruhe.de. Christian Glesers Arbeitsgebiete sind Kindorientierte Didaktik, Theorien der Schulentwicklung und Schulentwicklungsforschung an Grundschulen sowie Professionelle Gesprächsführung und Beratung im Kontext von Schule, Unterricht und Beruf.


    Bilder

    Unterricht in einer Sekundarstufenschule.
    Unterricht in einer Sekundarstufenschule.
    Joel Frank
    Pädagogische Hochschule Karlsruhe


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).