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Im Universitätswald der LMU erforscht ein interdisziplinäres Konsortium, wie man Forste fit für die Zukunft machen kann.
Wälder in Bayern, Deutschland und Europa stehen unter immensem Druck. Der Klimawandel verringert ihre Widerstandsfähigkeit und bedroht zunehmend Ökosysteme und forstwirtschaftliche Erträge. „Die Dürresommer 2018 und 2019 haben enorme Schäden verursacht und gezeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist“, so Professor Lukas Lehnert, der an der LMU die Arbeitsgruppe Physische Geographie und Umweltfernerkundung leitet. Gleichzeitig steige die Nachfrage nach Holzprodukten und anderen Ökosystemleistungen, die der Wald erbringt.
Lehnert ist Leiter des neuen Verbundprojekts LabForest - Reallabor Universitätsforst für nachhaltiges Verjüngungsmanagement im Klimawandel, das im Februar 2024 startet und mit 2,8 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Das Vorhaben untersucht zukünftige Waldbewirtschaftungsoptionen im Spannungsfeld von Klimawandel, wirtschaftlichen Interessen, Naturschutz und Hydrologie. Die Forschungsergebnisse werden durch die Schaffung eines Reallabors in die Praxis der deutschen Forst- und Holzwirtschaft gelangen.
Im Zentrum des Großprojekts steht der Universitätswald der LMU nahe Landshut, der als Reallabor für umfassende Versuche und Messungen dient. „Unser Feldexperiment erlaubt es erstmals, die forst- und holzwirtschaftlichen Effekte verschiedener Managementmethoden in Verbindung mit Störungen zu vergleichen und in Kombination mit ihren Auswirkungen auf Biodiversität und wichtige Ökosystemleistungen zu bewerten“, erklärt Lehnert. Der LMU-Wald sei als Testfläche perfekt geeignet, weil sein Standort typisch für einen Großteil der bayerischen Waldflächen mit klimawandelbedingter Umbaudringlichkeit ist. „Dass die LMU über eine eigene Forstwirtschaftsfläche verfügt, ist eine große Chance für die Forschung.“
Das interdisziplinär aufgestellte Konsortium umfasst die Fachbereiche Geographie, Forst- und Holzwissenschaft und Ökologie. Neben Forschenden der LMU sind auch die Technische Universität München (TUM), die Technische Universität Dresden, die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), die Bayerische Waldbauernschule sowie das Gräflich Arco-Zinneberg'sche Forstamt Teil des Verbunds. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nehmen über einen Zeitraum von fünf Jahren verschiedenste Bestandteile des Waldes sowie deren Wechselwirkungen mit verschiedenen Managementoptionen unter die Lupe: Wasserkreislauf, Biodiversität, Kohlenstofffixierung, Holzproduktion und Schädlinge wie den Borkenkäfer. Dazu erheben sie vor Ort Messdaten und erstellen darauf basierend komplexe Modelle für die Hydrologie, Vegetation, Ökonomie und Ökobilanz.
Von der LMU sind drei Arbeitsgruppen an der Forschung im Universitätswald beteiligt: Lukas Lehnert sammelt mithilfe von Drohnenflügen Fernerkundungsdaten und entwickelt Methoden zur KI-basierten Modellierung von Ökosystemvariablen. Professor Ralf Ludwig vergleicht neue KI-Modelle für ein verbessertes Verständnis der Wasserkreisläufe in Waldgebieten mit besonderem Blick auf Klimaeffekte und Extremereignisse, wie Starkniederschläge, Hochwasser, Hitze, Trockenheit und Stürme. Professorin Julia Pongratz und Dr. Wolfgang Obermeier optimieren ein hochmodernes Vegetationsmodell für die Berechnung der Kohlenstoffspeicherung und entwickeln eine umfassende Matrix für die Bewertung dieser landbasierten Methoden zur Kohlendioxid-Entfernung aus der Atmosphäre anhand der Vielzahl an experimentell erhobenen Daten.
Damit die Ergebnisse dieser Forschung direkt für die Ausbildung neuer Fachkräfte und in der Forstwirtschaft genutzt werden können, sind auch Wissenstransferpartner und Praxisakteure Teil des Verbunds. „Die Forstwirtschaft steht vor der Frage, wie sie angesichts einer sich rasch verändernden Umwelt ein Ökosystem mit jahrzehntelangen Produktionszyklen nachhaltig bewirtschaften kann“, sagt Wolfgang Obermeier aus der Lehr- und Forschungseinheit Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der Fakultät für Geowissenschaften der LMU. Er leitet die Innovationsgruppe innerhalb von LabForest, welche die wissenschaftlichen Ergebnisse des Realexperiments zusammenführen und in Form einer wissenschaftlichen Austauschplattform namens Forum Zukunft Wald in die Hochschullehre transferieren soll.
Die Mitglieder des Verbundprojekts sind zuversichtlich, dass ihre Arbeit den Wald für bevorstehende Herausforderungen wappnen kann. „LabForest liefert wichtige Beiträge zur Erreichung der Klimaziele und zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Lebensräumen und Ressourcen“, sagt Lukas Lehnert. Das Projekt erarbeite Zukunftskonzepte für die nachhaltige Bewirtschaftung süddeutscher Wälder und den Umgang mit Krisen und Extremereignissen.
Prof. Dr. Lukas Lehnert
Lehr- und Forschungseinheit für physische Geographie
und komplexe Umweltsysteme
Ludwig-Maximilians-Universität München
Tel.: +49 (0) 89 / 2180 – 6681
lehnert.lu@lmu.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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