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20.02.2024 10:02

Zur Geschichte der Zwangsarbeit in Halle: Forschungsprojekt sucht private Quellen

Tom Leonhardt Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Während des Zweiten Weltkriegs machten ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter etwa zehn Prozent der Bevölkerung Halles aus: Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene oder Zivilarbeiter. Ihr Leben und ihre Verbindungen zu den Einheimischen stehen im Zentrum eines Forschungsprojekts am Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Dafür werden jetzt Zeugnisse aus dem Privatbesitz der Bevölkerung gesucht, zum Beispiel Tagebücher, Fotografien und andere Aufzeichnungen dieser Zeit. Erste Ergebnisse aus dem Projekt stellen die beiden Wissenschaftler Katharina Krüger und Prof. Dr. Patrick Wagner am Mittwoch, 28. Februar, um 18 Uhr im Hörsaal II am Steintor-Campus vor.

    Halle war während des Zweiten Weltkriegs eine sehr gemischte Stadt: Mehr als zehn Prozent der in Halle lebenden Menschen waren aus dem Ausland zur Arbeit hierhergebracht worden, oftmals gegen ihren Willen. Sie lebten in über 100 kleinen oder großen Wohnlagern, die über das ganze Stadtgebiet verteilt waren, arbeiteten in denselben Betrieben wie viele Hallenserinnen und Hallenser, bewegten sich im öffentlichen Raum und prägten das Stadtbild. "In unserem Projekt untersuchen wir, wie diese sogenannten Fremdvölkischen und die anderen Stadtbewohner einander wahrnahmen und miteinander umgingen", sagt die Historikerin Katharina Krüger, die das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Patrick Wagner bearbeitet. In den vergangenen Monaten hat sie sich intensiv mit dem Archivmaterial auseinandergesetzt, das im Landesarchiv in Merseburg liegt.

    "Die Archivquellen bieten eine solide Basis für unsere Forschung, sie weisen aber auch viele Leerstellen auf", sagt Krüger. Deshalb wendet sich die Forscherin an die Bevölkerung: "Wir suchen nach Dokumenten im Privatbesitz, zum Beispiel nach Fotografien, niedergeschriebenen Erinnerungen von Hallensern und Hallenserinnen oder in den Familien tradierten Erzählungen", erklärt Krüger. Wo finden sich zum Beispiel Informationen zu ausländischen Haushaltshilfen? Was geschah mit den hier geborenen Kindern der ausländischen Arbeiterinnen? Einige der vom Sondergericht Halle wegen verbotener Liebesbeziehungen mit Kriegsgefangenen verurteilten deutschen Frauen waren schwanger. Haben ihre Kinder jemals etwas über diesen Teil der Lebensgeschichte erfahren? Alle, die Informationen zu diesen oder ähnlichen Fragen haben, können sich bei Katharina Krüger melden. Alle Informationen werden vertraulich und sensibel behandelt. Auf Wunsch werden Namen von beteiligten Personen anonymisiert.



    Erste Erkenntnisse des Projekts beschreiben Katharina Krüger und Patrick Wagner in einem Beitrag im Onlinemagazin "campus halensis": https://campus-halensis.de/forschung_zwangsarbeit



    Vortrag zum Forschungsprojekt: Lebensrisiken, soziale Beziehungen und Topographie der 'fremdvölkischen' Klasse in der Stadtgesellschaft von Halle (Saale), 1939-1945
    Mittwoch, 28. Februar, 18 Uhr
    Steintor-Campus, Hörsaal II
    Emil-Abderhalden-Straße 28
    06108 Halle (Saale)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie
    regional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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