idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.02.2024 11:00

Steuerreform würde Standortattraktivität Deutschlands erhöhen

Pascal Ausäderer Presse und Redaktion
ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

    Der aktuelle Mannheim Tax Index des ZEW Mannheim zeigt, dass Deutschland im internationalen Steuerwettbewerb weiterhin den Charakter eines Hochsteuerlands hat. Die effektive Durchschnittssteuerbelastung eines rentablen Investitionsvorhabens in Deutschland liegt im Jahr 2023 bei 28,5 Prozent und damit fast 10 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt. Maßnahmen, die die Position Deutschlands im internationalen Vergleich deutlich verbessern, sind allerdings mit erheblichen Steuermindereinnahmen und einem erhöhten Risiko von Mitnahmeeffekten verbunden.

    „Mangels größerer Steuerreformen in den letzten 15 Jahren hat Deutschland aus steuerlicher Perspektive im Vergleich zu wichtigen Wirtschaftspartnern an Standortattraktivität für Unternehmensinvestitionen verloren. Diese Einordnung ist besonders bedenklich vor dem Hintergrund einer insgesamt negativen Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland“, betont Julia Spix, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Unternehmensbesteuerung und öffentliche Finanzwirtschaft“. Besonders deutlich wird der Charakter Deutschlands als Hochsteuerland durch die Senkung des Körperschaftsteuersatzes in Frankreich in den letzten Jahren. Auch die Erhöhung des Körperschaftsteuersatzes im Vereinigten Königreich auf 25 Prozent hat an der Spitzenposition Deutschlands nichts geändert.

    Wie Deutschlands Standortattraktivität verbessert werden kann

    Aktuell diskutierte Maßnahmen zur Verbesserung der steuerlichen Standortattraktivität sind unter anderem großzügigere Abschreibungsregelungen für bewegliche Wirtschaftsgüter, die Abschaffung des Solidaritätszuschlags sowie eine Absenkung der Gewinnsteuern für Unternehmen auf 25 Prozent. „Durch eine Sofortabschreibung auf bewegliche Wirtschaftsgüter, welche unmittelbar investitionsfördernd wirkt, würde Deutschland im internationalen Ranking des Mannheim Tax Index zumindest mit dem wichtigen Wirtschaftspartner USA gleichziehen“ hebt Dr. Daniela Steinbrenner, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Unternehmensbesteuerung und öffentliche Finanzwirtschaft“ hervor.

    Auch die Einführung einer degressiven Abschreibung und die Abschaffung des Solidaritätszuschlags würden die effektive Steuerbelastung der Unternehmen nur geringfügig um 0,2 bzw. 0,7 Prozentpunkte senken. „Eine Senkung der Unternehmenssteuern auf 25 Prozent hat die stärkste Signalwirkung, da sich Deutschland mit einer Effektivsteuerbelastung von 23,5 Prozent im Mittelfeld westeuropäischer Investitionsstandorte positionieren würde. Allerdings ist hier das Risiko von Mitnahmeeffekten hoch“, ergänzt Dr. Katharina Nicolay, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und öffentliche Finanzwirtschaft“. „Insgesamt bleibt festzuhalten, dass eine deutliche Verbesserung der steuerlichen Standortattraktivität ohne erhebliche kurzfristige Steuermindereinnahmen nicht möglich ist“.

    Über den Mannheim Tax Index

    Die effektive Durchschnittssteuerbelastung auf Unternehmensebene ist ein wesentliches Entscheidungskriterium für Standortentscheidungen multinational agierender Konzerne. Der Mannheim Tax Index berücksichtigt daher die Steuern auf den Gewinn und das eingesetzte Kapital von Kapitalgesellschaften. In die Berechnungen fließen sowohl die tarifliche Belastung dieser Steuern als auch das Zusammenwirken der verschiedenen Steuerarten und die wichtigsten Regelungen zur Ermittlung der Bemessungsgrundlage ein. Beispiele sind die Regelungen zur steuerlichen Abschreibung oder zur Bewertung von Vorräten. Der Index umfasst ein breites Länderspektrum (EU-27, Vereinigtes Königreich, Schweiz, Norwegen, USA, Kanada, Japan, Nord-Mazedonien und Türkei) für den Zeitraum von 1998 bis 2023.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Julia Spix
    Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Unternehmensbesteuerung und Öffentlich Finanzwirtschaft“
    Tel.: +49 (0)621 1235-338
    E-Mail: julia.spix@zew.de

    Dr. Daniela Steinbrenner
    Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Unternehmensbesteuerung und Öffentlich Finanzwirtschaft“
    Tel.: +49 (0)621 1235-390
    E-Mail: daniela.steinbrenner@zew.de


    Originalpublikation:

    https://www.zew.de/mannheim-tax-index


    Bilder

    Entwicklung der effektiven Durchschnittssteuersätze von Deutschland und vergleichbaren Ökonomien
    Entwicklung der effektiven Durchschnittssteuersätze von Deutschland und vergleichbaren Ökonomien
    ZEW
    ZEW

    Ländervergleich (in Prozent)
    Ländervergleich (in Prozent)
    ZEW
    ZEW


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).