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Eine neue Studie der Humboldt-Universität nähert sich der Frage aus psychologischer Sicht
Eine neurokognitive Studie von Forschenden am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) zeigt, dass negatives Wissen über eine Künstlerin oder einen Künstler die Wahrnehmung des Kunstwerks beeinflusst. Der Bekanntheitsgrad der Kunstschaffenden spielt dabei keine Rolle.
Können wir Kunst vom Kunstschaffenden trennen? Die Geschichte ist gespickt mit Beispielen berühmter Künstlerinnen und Künstler, die durch kontroverse Aussagen, Überzeugungen oder Handlungen in Verruf geraten sind. Wie wirkt sich dieses biographische Wissen auf die Wahrnehmung und Rezeption der Kunst aus? Vor dem Hintergrund jüngster Enthüllungen und Missbrauchsvorwürfen in der MeToo-Debatte hat diese Frage eine neue öffentliche Dimension erreicht. Experimentelle Forschung dazu findet sich bisher kaum.
Ein experimenteller Zugang zu einer philosophischen Frage
In einer Studie am Institut für Psychologie der HU bewerteten die Teilnehmenden eine Reihe von Gemälden hinsichtlich der Dimensionen Gefallen, Erregung und Qualität, bevor und nachdem sie sozial-negative oder neutrale Informationen über die jeweiligen Kunstschaffenden erhalten hatten. Die Malerinnen und Maler waren entweder berühmt (z.B. Salvador Dalí) oder unbekannt. Nachdem die Teilnehmenden das Wissen gespeichert hatten, wurde ihre Gehirnaktivität mithilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) aufgezeichnet.
Gehirnaktivität zeigt den Einfluss negativen Wissens
Mithilfe des EEG können schnelle, unwillkürliche Reaktionen des Gehirns von langsameren, kontrollierteren Reaktionen unterschieden werden.
Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern, die mit negativem sozial-emotionalem Wissen in Verbindung gebracht wurden, führten in der Studie zu einer Veränderung in der Gehirnaktivität, die auf Unterschiede in der Verarbeitung der grundlegenden visuellen Wahrnehmung hinweist und sich auch durch eine früh einsetzende emotionale Erregung manifestiert. Das Wissen über den Kunstschaffende hatte hingegen keinen Einfluss auf die später auftretende, kontrollierte kognitive Verarbeitung.
„Die untersuchten Veränderungen im Gehirn deuten darauf hin, dass das Bild nicht nur anders bewertet, sondern auch anders wahrgenommen wird“, so Rasha Abdel Rahman, Professorin für Neurokognitive Psychologie von der Humboldt-Universität zu Berlin.
Berühmtheit bewahrt nicht vor negativer Wahrnehmung
Die Ergebnisse zeigten, dass Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern, über die ein sozial-negatives biographisches Wissen vorhanden war, von den Studienteilnehmenden weniger positiv bewertet wurden, zu größerer innerer Erregung führten und als qualitativ schlechter eingeschätzt wurden als Gemälde von Personen, über die neutrale Informationen vermittelt wurden.
Die Berühmtheit der Kunstschaffenden konnte ihre Bilder vor diesem Effekt nicht bewahren.
Die Studie zeigt auch auf, dass zur Beantwortung grundlegender Fragen – wie der nach der Trennung von Kunst und Künstler*in – auf die meist theoretische Antworten gesucht werden, empirische Herangehensweisen wichtige ergänzende Erkenntnisse liefern können.
Weitere Informationen
Link zum Artikel in Scientific Reports: Kaube, H., Abdel Rahman, R. Art perception is affected by negative knowledge about famous and unknown artists. Sci Rep 14, 8143 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-58697-1
Prof. Dr. Rasha Abdel Rahman
Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin
Neurokognitive Psychologie
Tel.: 030 2093-9413
E-Mail: rasha.abdel.rahman@hu-berlin.de
Hannah Kaube
Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin
Neurokognitive Psychologie
E-Mail: hannah.kaube@hu-berlin.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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