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Wissenschaft
Sich für die Zukunft zu wappnen, gelingt Erwachsenen besonders gut, wenn sie sich vorstellen, was sie fühlen werden. Ob das auch bei Vorschulkindern der Fall ist, haben Forschende der Ruhr-Universität Bochum untersucht. In einer Studie mit 90 Kindern im Alter von fünf Jahren zeigten sie, sich die Kinder nur dann auf ein Spiel vorbereiten, wenn sie sich vorstellen, wie schlecht sich Verlieren anfühlen wird. Die Forschenden führten die Studie im Rahmen des philosophisch-psychologischen Graduiertenkollegs „Situated Cognition“ durch, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert. Das Ergebnis beschrieben sie in der Zeitschrift „Emotion“ vom 28. März 2024.
Für eine Aufführung üben, ein Geschenk für das Geburtstagskind besorgen und ein Buch für die lange Autofahrt einpacken. Der Alltag ist voll von Ereignissen, auf die sich schon Kinder vorbereiten sollten. „Ohne die Unterstützung von Erwachsenen gelingt Vorschulkindern das jedoch nur selten“, sagt Dr. Babett Voigt, die die Studie zusammen mit Felix Schreiber leitete. „Selbst wenn man Vorschulkinder auffordert, sich ein bevorstehendes Ereignis vorzustellen, handeln sie häufig einfach so, wie ihnen gerade zu Mute ist. Überraschenderweise war noch nicht bekannt, warum das so ist.“
Vorstellen, wie man sich fühlen wird
In der Online-Studie besuchten die Kinder zwei virtuelle Räume. Im ersten Raum lernten sie drei Spiele kennen. Außerdem erfuhren sie, dass sie später zu diesem Raum zurückkehren würden, dass dann in einem der Spiele ein Test stattfinden würde und dass sie einen Sticker gewinnen könnten. Im zweiten Raum sollten sich ein Teil der Kinder vorstellen, wie schön es sich anfühlen würde, viele Sticker zu gewinnen, ein anderer Teil, wie schlecht es sich anfühlen würde, wenige Sticker zu gewinnen. Die dritte Gruppe wurde nur an den Test erinnert.
Anschließend präsentierten die Forschenden den Kindern die gleichen drei Spiele wie im ersten Raum. Sie konnten entscheiden, welches der Spiele sie bis zur Rückkehr zum ersten Raum spielen wollten. Entscheidend war für die Forschenden, ob die Kinder das Spiel wählten, mit dem der Test später stattfinden würde. Nur die Kinder, die sich vorgestellt hatten, wenige Sticker zu gewinnen, wählten überzufällig häufig das Spiel, für das der Test angekündigt worden war.
Pessimistischer Ausblick motiviert
Das zeigt, dass Vorstellungen über zukünftige Ereignisse und Gefühle, beeinflussen, wie Kinder sich im Hier und Jetzt verhalten. „Ein pessimistischer Ausblick scheint Kinder eher zu motivieren, sich auf Ereignisse vorzubereiten“, so Babett Voigt. „Wir vermuten, dass Vorschulkinder selten spontan darüber nachdenken, wie unangenehm sich etwas anfühlen wird.“ Zukünftige Studien müssen diese Hypothese nun überprüfen.
Dr. Babett Voigt
Klinische Kinder- und Jugendpsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 28537
E-Mail: babett.voigt@ruhr-uni-bochum.de
Felix Schreiber, Silvia Schneider, Albert Newen, Babett Voigt: Negative (but Not Positive) Affective Episodic Future Thinking Enhances Proactive Behavior in 5-Year-Old Children, in: Emotion, 2024, DOI: 10.1037/emo0001345, https://psycnet.apa.org/doiLanding?doi=10.1037%2Femo0001345
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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