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14.05.2024 17:30

Der Sommer 2023 war in weiten Teilen der Nordhalbkugel der wärmste Sommer seit mehr als 2000 Jahren

Jonas Siehoff Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Geographen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der University of Cambridge zeigen, dass der Sommer des vergangenen Jahres der wärmste war, den es seit dem Jahr 1 nach Christus in weiten Teilen der Nordhalbkugel gab. Das berichten sie in einem Artikel, der heute in der Online-Ausgabe des Magazins Nature erschienen ist.

    Geographen der JGU und der University of Cambridge zeigen, dass der Klimawandel möglicherweise stärker ist als bislang angenommen

    Der Sommer 2023 war heiß, sehr heiß sogar. Bilder von verheerenden Waldbränden in verschiedenen Gegenden der Erde, etwa in Frankreich, Griechenland und Kanada, prägten die Nachrichten. Geographen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der University of Cambridge haben nun tief in die Vergangenheit geblickt und entdeckt, dass der Sommer des vergangenen Jahres der wärmste war, den es seit dem Jahr 1 nach Christus in weiten Teilen der Nordhalbkugel gab. Das berichten sie in einem Artikel, der heute in der Online-Ausgabe des Magazins Nature erschienen ist. Darin beschreiben die Forscher um Prof. Dr. Jan Esper vom Geographischen Institut der JGU, wie sie Temperaturen von den Landmassen der nördlichen Erdhalbkugel zwischen dem 30. und dem 90. Breitengrad verglichen hatten. In diesem Bereich, der Europa sowie große Teile Nordamerikas und Asiens umfasst, liegen und lagen weltweit die meisten Wetterstationen. Die Forscher hatten zunächst die hier in den Monaten Juni, Juli und August 2023 gemessenen Temperaturen mit entsprechenden Temperaturen aus den Jahren von 1850 bis 1900 verglichen. Dadurch stellten sie fest, dass die Durchschnittstemperatur des Sommers 2023 um 2,07 Grad Celsius höher war als die der Sommer der „vorindustriellen Zeit“, wie die Phase von 1850 bis 1900 vom Weltklimarat genannt wird. Um einen noch umfassenderen Vergleich anstellen zu können, nutzten die Forscher dann ein bereits vorhandenes internationales Archiv von Klimadaten, die mit Hilfe von Baumringen rekonstruiert worden waren und bis ins Jahr 1 zurückreichen. „Dadurch haben wir festgestellt, dass der Sommer 2023 auch in diesem sehr langen Zeitraum der heißeste war und dass er um 2,2 Grad wärmer war als der durchschnittliche Sommer seit dem Jahr 1“, sagt Esper. „Das verdeutlicht, wie dramatisch sich die Erde erwärmt und wie wichtig es ist, dass wir die Treibhausgasemissionen unverzüglich senken.“

    „Vorindustrielle Zeit“ von 1850 bis 1900 kühler als gedacht

    Durch ihre Arbeit mit den Baumringdaten sind die Forscher noch zu einem anderen beunruhigenden Ergebnis gekommen: „Unsere Berechnungen zeigen, dass die Durchschnittstemperatur in der Zeit von 1850 bis 1900 um 0,24 Grad niedriger war als bislang auf Grundlage der Daten von Wetterstationen angenommen“, sagt Esper. „Das würde bedeuten, dass die Erwärmung größer ist als bisher gedacht und dass die formulierten Klimaziele neu kalkuliert werden müssen.“ Zum Beispiel ist es Ziel des Abkommens von Paris, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Und die Wissenschaftler um Esper sind davon überzeugt, dass ihre auf Basis von Baumringen rekonstruierten Temperaturen genauer sind als die der Wetterstationen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: „Damals gab es in dem von uns betrachteten Bereich nur 58 durchgehende Wetterstationen, von denen 45 in Europa lagen. Das heißt, für viele Räume der Nordhalbkugel und die gesamte Südhalbkugel gibt es keine ausreichenden Wetteraufzeichnungen“, sagt Esper. Außerdem sei bekannt, dass viele der damals erhobenen Daten ungenau seien, weil sie zum Beispiel von unzureichend gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützten Thermometern stammten.

    Die nun in Nature veröffentlichte Studie wurde zum Teil durch einen ERC Advanced Grant, einen Förderpreis der Europäischen Union, für Jan Esper finanziell unterstützt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jan Esper
    Klimatologie
    Geographisches Institut
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel.: 0171 6231222
    E-Mail: esper@uni-mainz.de
    https://www.climatology.uni-mainz.de/staff-and-students/jan-esper/


    Originalpublikation:

    J. Esper et al., 2023 summer warmth unparalleled over the past 2000 years, Nature (2024),
    https://www.nature.com/articles/s41586-024-07512-y


    Weitere Informationen:

    https://presse.uni-mainz.de/europas-buchenwaeldern-droht-erhebliche-gefahr-durch... – Pressemitteilung „Europas Buchenwäldern droht erhebliche Gefahr durch Klimawandel“ (10.03.2022)
    https://presse.uni-mainz.de/europa-erlebt-seit-2015-schlimmste-sommer-trockenper... – Pressemitteilung „Europa erlebt seit 2015 schlimmste Sommer-Trockenperiode der letzten zwei Jahrtausende“ (16.03.2021)


    Bilder

    Baumscheibe einer Eiche mit Jahresringen
    Baumscheibe einer Eiche mit Jahresringen
    Foto/©: Ulf Büntgen

    Prof. Dr. Jan Esper, Professor für Klimageographie am Geographischen Institut der JGU
    Prof. Dr. Jan Esper, Professor für Klimageographie am Geographischen Institut der JGU
    Foto/©: privat


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
    Geowissenschaften, Meer / Klima
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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