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Wissenschaft
21.05.2024/Kiel. Mit dem Einzug des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel in den von der Staab Architekten GmbH entworfenen Neubau ist auf dem Kieler Seefischmarkt ein einzigartiger Leuchtturm für die Meeresforschung entstanden. Heute weiht Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, das Gebäude gemeinsam mit Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel, Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin, und Frank Spiekermann, Verwaltungsdirektor des GEOMAR, sowie etwa 200 geladenen Gästen feierlich ein.
„Weithin sichtbar, haben die Architekten dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel einen einzigartigen Rahmen gegeben. Das Gebäude spiegelt unseren Auftrag und unser Selbstverständnis wider: Unsere Welt ist der Ozean. Hier werden wir unter optimalen Bedingungen auf nationaler und internationaler Ebene maßgeblich dazu beitragen, den Ozean vom Meeresboden bis in die Atmosphäre zu verstehen und nachhaltige Lösungen für drängende gesellschaftliche Probleme zu entwickeln. Versammelt an einem Standort werden wir unsere Zusammenarbeit übergreifend und strategisch ausgerichtet über und mit allen Disziplinen vorantreiben. Forschungsbereiche, wissenschaftliche Disziplinen, technische Einheiten und Verwaltung werden schneller und selbstverständlicher planen, entscheiden, umsetzen und voneinander lernen“, sagt Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR. „Wir sind dankbar und freuen uns, von diesem neu geschaffenen modernen Campus globale Fragestellungen zu adressieren und uns gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern in aller Welt für den Schutz und die nachhaltige Nutzung des Ozeans für kommende Generationen einzusetzen.“
Heute weiht Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, den GEOMAR-Neubau nach fast 20 Jahren der Vorüberlegungen, Planungen und Bautätigkeiten gemeinsam mit Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel, Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin, und Frank Spiekermann, Verwaltungsdirektor des GEOMAR, sowie etwa 200 geladenen Gästen feierlich ein.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärt: „Die Ozeane haben eine zentrale Bedeutung für das Leben auf unserem Planeten. Zum einen für das Klima und die Biodiversität, zum anderen aber auch als Wirtschafts- und Lebensraum. Daher müssen wir die Meere weiter erforschen, um sie besser verstehen, schützen und nachhaltig nutzen zu können. Mit seiner gezielten und umfangreichen Förderung stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung hierfür die Weichen. Deutschland hat international eine führende Rolle in der Meeresforschung. Das ist zuvorderst der Verdienst der exzellenten Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am GEOMAR. Mit dem Erweiterungsneubau verfügt das GEOMAR jetzt auch über einen Meeresforschungscampus, der seiner wissenschaftlichen Exzellenz gerecht wird: Groß, hell und zeitgemäß. Mit jeder Menge Platz für neue Ziele und besten Bedingungen für innovative Lösungen zum Schutz der Meere.“
Ministerpräsident Daniel Günther sagt: „Wir sind stolz, eines der besten meereswissenschaftlichen Institute der Welt in Schleswig-Holstein zu haben. Mit diesem neuen Campus sichert sich das GEOMAR langfristig einen Spitzenplatz in der weltweiten Ozeanforschung. Er wird unser Land und die Stadt Kiel als meereskundlichen Standort noch sichtbarer machen und viele Talente und Expertinnen und Experten zu uns in den echten Norden führen. Als Land zwischen zwei Meeren liegt uns sehr viel daran, hier beste Arbeitsbedingungen zu bieten. Der maritime Bereich hat für Schleswig-Holstein strategisch höchste Bedeutung. Daher haben wir als Land sehr gerne in diese Erweiterung investiert.“
Seit dem Einzug Ende 2023 sind alle vier Forschungsbereiche des GEOMAR, Verwaltung und zentrale Einrichtungen an einem Standort auf dem Kieler Ostufer vereint. Die moderne Infrastruktur mit verschiedenen Laboren, Klimakammern und Seewasser-Anschluss sowie Konferenzbereich, Bibliothek, Rechenzentrum und zahlreiche Orte für den wissenschaftlichen Austausch fördert die Exzellenz der wissenschaftlichen Arbeit am GEOMAR. Das von der Staab Architekten GmbH entworfene Gebäude entwickelt eine Strahlkraft weit über die Landeshauptstadt Kiel hinaus. Die Gesamtkosten für das Projekt in Höhe von etwa 140 Millionen Euro (netto) werden zu 90 Prozent vom Bund und 10 Prozent vom Land Schleswig-Holstein getragen.
Zur Einweihungszeremonie ertönt passend zum Standort und zum Gebäude das Typhon, das auch den Beginn der Kieler Woche lautstark ankündigt. Natürlich darf eine Antwort der Forschungsschiffe des GEOMAR nicht fehlen – denn von ihrem Heimathafen Kiel aus erforschen Wissenschaftler:innen des GEOMAR das globale Ozean-System in seiner Gesamtheit vom Meeresboden bis zur Atmosphäre.
Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel sagt: „Das Signal des Typhons ist ohnehin schon Musik in meinen Ohren, weil wir damit jährlich unsere einzigartige Kieler Woche eröffnen. Nun markiert es auch noch den offiziellen Start für die Zukunftsfähigkeit der Ozeanforschung in diesem modernen Neubau, zu dem ich herzlich gratuliere. Sowohl mit unserem vielfältigen Sommerfestival als auch mit dieser hervorragenden Forschungsstätte sind wir weit über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar – das macht uns als Landeshauptstadt attraktiv und stärkt unseren Ruf als Meeresschutzstadt. Diese Expertise ist für uns ein Glücksfall und soll auch einfließen in den Entwicklungsprozess unseres geplanten Meeresvisualisierungszentrums.“
Einblicke in die vielfältigen Forschungsthemen des GEOMAR
Beispiele für aktuelle Themen des GEOMAR lernen Gäste nach der Einweihungszeremonie kennen. Hierzu zählt die Erforschung von Ansätzen für die Aufnahme und Speicherung von Kohlendioxid im Ozean zur Minderung des Klimawandels, etwa in der am GEOMAR koordinierten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsmission „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung“ (CDRmare) der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM), sowie in vielen weiteren nationalen und internationalen Projekten.
Ebenfalls vorgestellt werden Arbeiten zur Bergung von Munitionsaltlasten aus Ost- und Nordsee mit dem am GEOMAR koordinierten Forschungsverbund CONcepts for conventional MArine Munition Remediation in the German North and Baltic Sea (CONMAR, Konzepte zur Sanierung konventioneller Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee) der DAM-Forschungsmission „Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume“ (sustainMare). Zudem werden Forschungsarbeiten zu Rohstoffquellen und dem Schutz der Tiefsee im Projekt „MiningImpact“ der europäischen Joint Programming Initiative Healthy and Productive Seas and Oceans (JPI Oceans) sowie das Engagement des GEOMAR in Bezug auf Prozesse bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) präsentiert. Neue Ansätze für die Nutzung und Aufbereitung von Mess- und Beobachtungsdaten werden anhand Digitaler Zwillinge zur Erforschung von Was-wäre-wenn-Szenarien und verschiedener Datenplattformen gezeigt. Der Technologietransfer des GEOMAR stellt sich mit den Aspekten Künstliche Intelligenz, etwa dem Roboter-Spürhund SPOT-KI, und Ozeanbeobachtung vor.
Ein besonderer Schwerpunkt gilt der Forschung in Cabo Verde, wo das GEOMAR seit nahezu 20 Jahren eng mit Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zusammenarbeitet. Seit 2017 wird das Ocean Science Centre Mindelo (OSCM) als Basis für Feldforschung im tropischen Nordostatlantik, wissenschaftlichen Austausch sowie universitäre Ausbildung und Netzwerkbildung mit Westafrika betrieben. So wird in Mindelo auch das internationale Masterprogramm „Climate Change and Marine Sciences“ für junge Forschende aus Westafrika angeboten, welches das BMBF im Rahmen des West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use (WASCAL) fördert. In dieser mit dem Auftriebsgebiet global wie regional bedeutenden Meeresregion planen das GEOMAR und seine internationalen Partner unter enger Einbindung der regionalen Expertise die ganzjährige Forschungsmission „Die Zukunft der Auftriebsgebiete im tropischen Atlantischen Ozean“ (Future of Tropical Upwelling Regions in the Atlantic Ocean, FUTURO). Die Bedeutung der Forschung in Cabo Verde und des OSCM für die Region unterstreicht auch die musikalische Umrahmung der Einweihungsfeier.
„Dieser Tag der Freude ist auch ein Tag des Rückblicks“, erklärt GEOMAR-Direktorin Professorin Dr. Katja Matthes. „Wir danken denjenigen, die das GEOMAR über die Jahrzehnte zu einer international führenden Einrichtung gemacht haben. Wir sind stolz auf die Bestnoten und die Motivation, die wir bei Begutachtungen erhalten und werden weiterhin mit Neugier und Gestaltungswillen die Entwicklung und Verzahnung der Kieler Meereswissenschaften vorantreiben. Für ihre fortwährende Unterstützung danken wir heute insbesondere dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Land Schleswig-Holstein.“
Rückblick: Aus zwei Standorten wird ein weltweit führendes Forschungszentrum
Mit dem Einzug ins neue Gebäude endete die Phase einer räumlichen Aufteilung des heutigen GEOMAR. Seine Wurzeln reichen zurück bis zur Gründung des „Laboratorium für die Internationale Meeresforschung“ durch Otto Krümmel im Jahr 1902. Ein erstes „Institut für Meereskunde“ entstand 1937 in Kitzeberg als Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Nach einem Bombenangriff, bei dem der damalige Leiter Hermann Wattenberg und neun weitere Kollegen ums Leben kamen, setzen die Forschenden ihre Arbeit unter der Leitung von Georg Wüst ab 1946 in der Hohenbergstraße in Kiel-Düsternbrook fort.
Neben seinem Schwerpunkt auf der physikalischen Ozeanographie deckte das „Institut für Meereskunde“ eine Bandbreite chemischer und biologischer Fragestellungen ab. Im Jahr 1968 wurde es in ein Institut der „Blauen Liste“ (der späteren Leibniz-Gemeinschaft) überführt und damit unter die Trägerschaft des Landes Schleswig-Holstein und der Bundesrepublik Deutschland gestellt. 1972 erhielt es sein eigenes Gebäude mit Aquarium und Seehundbecken direkt an der Kiellinie.
Mit erstarkendem Interesse an meeresgeologischen Themen ab den 1960er Jahren entstanden an der Kieler Universität mehrere Initiativen, die das Wissen über den Meeresboden und bis ins Erdinnere reichende Prozesse erweiterten. Schließlich empfahl eine Arbeitsgruppe der Geokommission des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 1984 die Gründung eines eigenen Instituts. Dieser Empfehlung folgend, sprach sich der Schleswig-Holsteinische Landtag im Juli 1987 einstimmig für ein „Forschungszentrum für Marine Geowissenschaften GEOMAR“ als Stiftung des öffentlichen Rechts in Kiel aus. Zum Gründungsdirektor wurde Professor Dr. Jörn Thiede berufen.
Keimzelle des damaligen GEOMAR war das Gebäude 4 auf dem Seefischmarkt. Der neue Zweig wuchs schnell und dehnte sich auf weitere Gebäude auf dem Gelände aus. 1996 wurde nach nur vier Jahren Bauzeit Gebäude 8 fertig gestellt.
Die Idee einer Zusammenlegung der beiden Standorte war bereits 2004 bei der Gründung des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR aus dem Institut für Meereskunde (IfM) und dem Forschungszentrum für Marine Geowissenschaften GEOMAR präsent. Der Wechsel von der Leibniz- in die Helmholtz-Gemeinschaft erforderte jedoch einen Neustart des Planungsprozesses. Schließlich konnte 2012 ein Architektur-Wettbewerb ausgelobt werden, in dessen Rahmen die Staab Architekten GmbH mit ihrem Entwurf überzeugte.
Der erste Spatenstich für den Neubau wurde am 27. März 2017 gefeiert. Am 28. September 2021 wurden das Zentrale Probenlager und das Parkhaus eingeweiht. Für einen Rückschlag sorgte der bei Dacharbeiten am 13. September 2022 ausgebrochene Brand, der noch vor dem Umzug Sanierungsarbeiten an der Fassade und in einigen Innenräumen erforderte. Dennoch konnte der Umzug bis Ende 2023 weitgehend abgeschlossen werden. Als letzter Baustein des Projekts wird im Frühjahr 2025 die 1400 Meter lange Seewasserleitung in Betrieb genommen.
Fakten zum GEOMAR-Neubau
• 5 Türme, Länge insgesamt 128 Meter, Breite insgesamt 63 Meter, Höhe bis 26 Meter
• Nutzfläche: ca. 15.500 Quadratmeter
• 21 Konferenz- und Besprechungsräume
• 230 Büros für etwa 500 Mitarbeitende
• 166 Labore und 18 Klimakammern
• Seewasserleitung: ca. 1.400 Meter
• Seewasserbecken: 200 Kubikmeter
• 2 Liegeplätze für Forschungsschiffe
• eine der größten meereswissenschaftlichen öffentlichen Bibliotheken Deutschlands
• Rechenzentrum mit aktuell fünf Petabyte Speicherplatz
http://www.geomar.de/n9426: erstes Bildmaterial zum Download. Nach Ende der Veranstaltung wird unter dem selben Link schnellstmöglich weiteres Material zur Verfügung gestellt (ab ca. 16 Uhr).
https://www.geomar.de/zentrum/geomar-neubau Hintergrundinformationen zum GEOMAR-Neubau
https://www.geomar.de/fileadmin/content/zentrum/ENB/Neubau-factsheet_de_24-05-20... Fact Sheet zum GEOMAR-Neubau
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
Deutsch
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