idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.05.2024 10:38

Links-konservativ und populistisch? – Neue Studie liefert empirische Einordnung des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)

Matthias Zimmermann Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Potsdam

    Die ehemalige Linken-Politikerin Sarah Wagenknecht war die populistischste Abgeordnete in der Fraktion der Linkspartei – und hat diese Tendenz auch in das nach ihr benannte Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) „eingeschrieben“, das als populistische Partei gelten kann. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Potsdamer Politikwissenschaftlers Dr. Jan Philipp Thomeczek, der dafür sowohl die Reden und Pressemitteilungen der Links-Fraktion im Bundestag analysierte als auch das aktuelle Parteiprogramm des BSW. Die Ergebnisse seiner Untersuchung sind nun in der „Politischen Vierteljahresschrift“ erschienen.

    Im Januar 2024 hat Sahra Wagenknecht, die erst im Oktober 2023 aus der Partei Die Linke ausgetreten war, mit dem BSW eine neue Partei in Deutschland gegründet. Erste Umfragen deuten an, dass das BSW bis zu zehn Prozent der Stimmen erreichen könnte. Doch wo findet sich die Partei im politischen Spektrum der deutschen Parteienlandschaft eigentlich wieder? In der Öffentlichkeit wurde bereits intensiv darüber diskutiert, ob sie als links-konservativ oder in Anlehnung an die englische Literatur als links-autoritär gelten sollte. „Weniger Beachtung fand bislang allerdings die populistische Kommunikation von Sarah Wagenknecht selbst und welche Rolle diese für die politische Ausrichtung des BSW gespielt hat“, so Dr. Jan Philipp Thomeczek. „Dabei könnte dies eine Erklärung dafür bieten, warum das BSW scheinbar gegensätzliche Gruppen – wie Wählerinnen und Wähler der Linken und der AfD – gleichzeitig ansprechen kann, da populistische Einstellungen unter den Anhängerinnen und Anhängern beider Parteien weit verbreitet sind.“

    Unter populistischer Kommunikation wird in der Politikwissenschaft eine Rhetorik verstanden, in der die Bevölkerung als von korrupten Eliten unterdrückt dargestellt wird. Für seine Studie analysierte der Politikwissenschaftler die Rolle der populistischen Kommunikation von Wagenknecht und dem BSW gleichermaßen. Die Analyse sämtlicher Reden (ca. 10.000) und Pressemitteilungen (ca. 19.000) aller Linken-Bundestagsabgeordneten in der Fraktion zwischen 2005 und 2023 zeigte, dass Sarah Wagenknecht unter den Linken-Abgeordneten mit Abstand am häufigsten populistische Kommunikationselemente einsetzte. Darüber hinaus sind einige der populistischsten früheren Linken-Abgeordneten dem BSW beigetreten. Gemeinsam prägen sie auch das neu gegründete Bündnis, wie die qualitative Auswertung des BSW-Parteiprogramms offenbart, das eine weitgehend populistische Rhetorik aufweist. Es wird deutlich, dass hier insbesondere die Kritk an der Politik- und Wirtschaftselite eine wichtige Rolle spielen. Diese Elitenkritik wird mit einem starken Bevölkerungsbezug kombiniert, der beispielsweise in der Ansprache der „Fleißigen“ deutlich wird. Insgesamt erscheint damit die Klassifizierung als populistische Partei gerechtfertigt.

    Die Studie:
    J. Philipp Thomeczek, Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW): Left-Wing Authoritarian—and Populist? An Empirical Analysis, Politische Vierteljahresschrift (2024): https://doi.org/10.1007/s11615-024-00544-z

    Kontakt:
    Dr. Philipp Thomeczek, Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft
    Telefon: 0331 977-4644
    E-Mail: jan.philipp.thomeczek@uni-potsdam.de

    Medieninformation 31-05-2024 / Nr. 047
    Matthias Zimmermann

    Universität Potsdam
    Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Am Neuen Palais 10
    14469 Potsdam
    Tel.: +49 331 977-1474
    Fax: +49 331 977-1130
    E-Mail: presse@uni-potsdam.de
    Internet: www.uni-potsdam.de/presse


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Philipp Thomeczek, Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft
    Telefon: 0331 977-4644
    E-Mail: jan.philipp.thomeczek@uni-potsdam.de


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1007/s11615-024-00544-z


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).